In der Stube des Lorenzenhofs erzählten im Gutacher Freilichtmuseum (von links) Thomas und August Becherer, Peter und Jürgen Wälde sowie Peter Gürth mit Moderator Markus Knoll über die Nachhaltigkeit in der Waldwirtschaft. Foto: Störr

Drei Waldbauerfamilien haben im Freilichtmuseum Geschichten ihrer Wälder von früher und heute erzählt.

Gutach - Wer braucht den Wald, wenn es "IKEA" gibt? Diese provokante Frage stellte Moderator Markus Knoll zu Beginn der Gesprächsrunde über "Waldfamilien–Familienwälder" im Gutacher Freilichtmuseum. Drei Waldbauer-Generationen haben in der Stube des Lorenzenhofs Geschichten ihrer Wälder früher und heute erzählt.

"Der Wald ist da, den sieht man. Dass dahinter aber Menschen stehen, die den Wald bewirtschaften, ist vielen nicht mehr klar", führte Knoll ins Thema ein. Auf Einladung der Forstkammer Baden-Württemberg waren Peter und Sohn Jürgen Wälde aus Gutach sowie August und Sohn Thomas Becherer vom Mühlenbacher Schulersberg gekommen, um aus ihrem Leben als Forstwirte zu erzählen.

Außerdem bereicherte Waldexperte und Buchautor Peter Gürth die Runde. Er war von 1972 bis1980 Forstamtleiter in Wolfach und leitete bis zu seiner Pensionierung 1999 Forstämter an verschiedenen Orten des Schwarzwalds.

Nutzung der Wälder      im Mittelalter

Und so blickte er in die Nutzung der Wälder des Mittelalters, sah den Wald als "Produkt menschlicher Kulturleistung" und befand:

"Man kann den Wald ohne der geschichtlichen Dimension nicht verstehen." Das derzeit gültige Konzept der naturnahen Waldbewirtschaftung stehe und falle mit der Jagd, die untrennbar mit dem Wald verbunden wäre. Da die Gesprächsrunde unter dem großen Rahmenthema "Nachhaltigkeit" stand, erzählten die Waldbesitzer von ihrer täglichen Arbeit.

"Es geht um den Erhalt der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion des Walds, die idealerweise im Einklang stehen sollten", meinte Peter Wälde. "Was ich heute nutze und woraus ich mein Einkommen bestreite, wurde einst von meinem Großvater geschaffen", erklärte Jürgen Wälde.

Genauso profitiere von seiner jetzigen Arbeit erst eine spätere Generationen. Das zeige die langen Zyklen, und verdeutliche die Nachhaltigkeit, mit der die Wälder schon immer bewirtschaftet wurden. "Am Schluss muss die Rechnung stimmen, um den eigenen Betrieb weiter entwickeln zu können", so Wälde.

Für Thomas Becherer beginnt die Nachhaltigkeit bereits beim Erhalt des Grund und Bodens und hört bei der Bewirtschaftung des Waldes auf.

Er setze in seinem Betrieb ausschließlich auf Naturverjüngung und begründet seine Mischwälder neben der Fichte auf Douglasien und andere Laubbäume. "Man muss den Wald auch als Wirtschaftsstandort erfahren, schließlich sind die Wälder nur aufgrund der Bewirtschaftung erschlossen", sagte Becherer.

Dass sich nur daraus die kostenfreie Erholungsfunktion ergebe, sei nach meinung Becherers vielen Wanderern, Mountainbikern und sonstigen Erholungssuchenden zu wenig bewusst. "Um den Wald zu erhalten, muss eine gewisse Bewirtschaftung gegeben sein."

Sein Vater August Becherer sah das genauso. Früher sei die Land- und Forstwirtschaft betrieben worden, um etwas zu Essen zu haben. Heute seien die Landwirte zu "Almosenempfängern mit EU-Subventionen" geworden, die Waldbewirtschaftung diene in erster Linie der Offenhaltung. Dass die Beherbergung von Feriengästen "fast nicht mehr wegzudenken" sei, habe positive Nebeneffekte. Zum einen wäre der Hof nach Ansicht von August Becherer sehr belebt, zum anderen wären die Feriengäste aber auch "ein gutes Sprachrohr für die Arbeit im Wald und die Nutzung des Holzes."

Peter Gürth wagte dann einen abschließenden Blick in die Zukunft: "Wenn wir die gleichen wissenschaftlichen Stand wie heute haben, darf die bäuerliche Landwirtschaft nicht fehlen und auch der Wald muss so aussehen wie heute. Holz hat Zukunft und damit hat auch der Waldbauer Zukunft."