Gut zu tun war bei der Polizeikontrolle am Sonntag auf der L 107 kurz vor dem Ortsausgang von Gutach-Obertal. Foto: Jehle

Nach 13 tödlichen Unfällen in diesem Jahr: Polizei kontrolliert Biker auf L 107 bei Oberprechtal.

Gutach - 13 tödlich verunglückte Motorradfahrer im Ortenaukreis allein in diesem Jahr: Diese erschreckende Zahl ist im Vergleich zu 2013 eine Steigerung von 133 Prozent. Die Verkehrspolizeidirektion Offenburg hat daher am Sonntag eine breit angelegte Kontrollaktion in der gesamten südlichen Region durchgeführt. Der SchwaBo hat die Beamten auf der L 107 von Gutach in Richtung Elzach bei Oberprechtal bei ihrer Arbeit begleitet.

Die Kontrollstelle ist an einer gefährlichen Hof-Einmündung kurz vor dem Gutacher Ortsausgangsschild "Obertal" errichtet. Neben der Geschwindigkeit wird auch die technische Sicherheit der Fahrzeuge, Fahrerlaubnis, Fahrtüchtigkeit und Fahndungsbestand geprüft. In nur zwei Stunden haben die Beamten vier Fahrverbote, zweimal Punkte und entsprechende Bußgelder an drei Auto- und drei Motorradfahrer verteilt.

"Auf den ersten Blick erscheint die Verteilung hälftig, wird aber berücksichtigt, dass nur zwei Prozent der Gesamtfahrzeuge Motorräder sind, ist das Verhältnis gepfeffert", sagt Günther Preis, Leiter des Verkehrskommissariats Offenburg.

"Das Schild hab ich einfach nicht gesehen", erklärt ein Biker, der aufgrund zu hoher Geschwindigkeit von der Polizei herausgewunken wird. Er hatte angenommen, er verlasse die Ortschaft mit Einbiegen auf die L 107. Diese mangelnde Aufmerksamkeit wird für ihn teuer: Einen Monat Fahrverbot, zwei Punkte und rund 200 Euro Bußgeld.

"Eigentlich können wir uns als vernünftige Fahrer bezeichen", sagt sein Begleiter dem SchwaBo über sich selbst und den Bikerkollegen. Sie seien aus dem Pforzheimer Raum und hätten das schöne Wetter für eine Tour genutzt. Mangelnde Wachsamkeit gegenüber der Verkehrssituation vermutet auch Günther Preis als Ursache der Geschwindigkeitsübertretung. "Wer einmal zu schnell fährt, ist nicht kriminell, muss aber natürlich die Konsequenzen tragen", stellt Preis fest. Neunzig Prozent der Motorradfahrer würden anständig fahren, aber die verbleibenden zehn Prozent fahren vorsätzlich zu schnell und seien die eigentliche Zielgruppe der Kontrollen.

Und die kommen auf immer gefährlichere Ideen: Manche befestigen an Helm oder Tank eine Videokamera, rasewn durch die Gegend und nach der gesetzlichen Verjährungsfrist von drei Monaten für Verkehrsordnungswidrigkeiten stellen sie den Film von ihrer riskanten Fahrt in "YouTube" ein. "Solche Selbstverherrlichung bereitet wirklich Sorgen", meint Preis. Diese "Supersportler“" machen acht Prozent der Motorradfahrer aus, sind aber zu 40 Prozent an den Unfällen beteiligt. Das Leistungsverhältnis von Maschinen mit 200 Kilogramm Leergewicht und 200 PS sei einfach nicht zu beherrschen. "13 tödlich verunglückte Motorradfahrer haben wir bereits in diesem Jahr im Ortenaukreis", betont Preis.

Das Erschreckende: 71 Prozent der Motorradfahrer setzen die Ursache für den Unfall selbst. Mit ein Grund für die Kontrollen sei gewesen, dass statistisch gesehen die meisten tödlichen Motorradunfälle zwischen 10 und 18 Uhr an einem Sonntag passieren.

Aber nicht nur für die Biker ist hohe Geschwindigkeit gefährlich: Während der Verkehrskontrolle kreuzt eine Familie mit Kind und Pferd die Straße. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn in dem Moment der geblitzte Spitzenreiter mit rund 100 Stundenkilometer herangerast wäre", sorgt sich ein Beamter.

Nach zwei Stunden bauen die Polizisten schließlich wieder ab, denn inzwischen ist das Warnsystem angelaufen: Andere Biker warnen und im Radio ist die Meldung von den "Blitzern" zu hören.

Von Eckhard Gräff

Wir haben erst Anfang September, aber schon 13 tote Biker in der Ortenau. Und die Zahl hat sich gegenüber 2013 weit mehr als verdoppelt. Das ist schrecklich. Noch schlimmer sind die Raser, die sich und andere gefährden und ihre Rennfahrten dann noch filmen und stolz im Internet präsentieren. Aber halt: Hier hier sind es wieder die schwarzen Schafe, die die gesamte Bikerschaft in Verruf bringen. Denn die Kontrolle am Sonntag hat es gezeigt: Rennen sind die meisten Biker nicht gefahren. Und dann kamen ja auch noch die Autofahrer hinzu. Aber die Polizei muss konsequent durchgreifen: Nur so kann versucht werden, die tödlichen Unfälle zu reduzieren. Der Verlust des Führerscheins ist vor allem für den echten Biker schmerzlich. Aber der Verlust seines Lebens ist für die Lieben daheim schrecklich.