Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Peter Hagmeyer, bedankte sich bei Frank Werstein (links) für den Vortrag. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Frank Werstein beschreibt die Arbeit als Förster in der heutigen Zeit / Soziale Kompetenz gefordert

Von Evelyn Jehle

Gutach. Was macht eigentlich ein Förster so den ganzen Tag? Das hat die Mitglieder des Gutacher Obst- und Gartenbauvereins interessiert. Zahlreiche Zuhörer sind trotz der widrigen Witterung am Montag ins Gasthaus Krone gekommen, um diese Frage aus erster Hand beantwortet zu bekommen.

Eines wurde bei dem unterhaltsamen Vortrag von Förster Frank Werstein schnell klar: Mit dem romantischen Klischee des genüsslich im Wald umherstreifenden edlen Naturburschen hat das anspruchsvolle Berufsbild nichts zu tun.

Im Gegenteil, harte Arbeit ist gefordert. Anschaulich zeigte Werstein anhand einer Folie, wie der Förster als wahres Multitalent einem Jongleur ähnlich alles unter einen Hut bringt. "Um zu wissen, was heute läuft, ist es gut, zu wissen, was früher lief", stellte Werstein den Bezug zu historischer, wirtschaftlicher Nutzung des Waldes her.

Brennholzgewinn, Köhlerei, Harzen von Kiefern und Eichenschälwälder war Lebensgrundlage der Menschen und diente dem Überleben. Die Ansprüche an den Wald sind heute gewachsen.

Zur wirtschaftlichen Nutzung gilt es, das ökologische Gleichgewicht im Wald zu wahren. Hinzu kommen die Anforderungen der Erholungssuchenden: Wanderer, Nordic Walker, Jogger, Mountainbiker, Reiter und viele mehr nutzen den Wald zunehmend als unentgeltlichen Erholungs- und Freizeitraum. "Der Auslauf ist den Jägern oft ein Dorn im Auge, denn das Rehwild zieht sich zurück", beschreibt der Förster die unterschiedlichen Interessen. Die früheren 500 Hektar Gutacher Wald seien angewachsen auf 2300 Hektar. Welche Bäume müssen gefällt werden? Und welche neu gepflanzt?, sind nur einige zu entscheidende Fragen.

Das gefällte Holz muss käufergerecht aufgearbeitet, sortiert und termingerecht verkauft werden – hier ist der Förster als Kaufmann gefragt. Weiterhin sind in Gutach 15 Kilometer Wegebau nach dem BZ-Verfahren neu gebaut oder instand gesetzt worden. Im Augenblick werde das Augenmerk auf das Eschentriebsterben gelegt.

"Im Kinzigtal stehen die Eschen entlang der Bahnlinien und öffentlicher Wege, da heißt es die Gefahrenquelle beseitigen, bevor etwas passiert", macht Werstein auf aktuelle Arbeiten aufmerksam. Fünf Baumarten seien während seiner Dienstzeit fast komplett verschwunden oder deren Überleben nicht gesichert, erzählt er, und sieht den Umbau der oft instabilen Monokulturen in einen naturnahen Mischwald als eine zukünftige Hauptaufgabe.

In dem Zusammenhang muss ein Förster wissen, welche Bäume widerstandsfähiger und welche gegen Stürme und Trockenheit gewappnet sind. Im Grunde haben Förster die Entwicklung des Waldes unter Berücksichtigung aller Eventualitäten für die nächsten Jahrzehnte im Blick. Dazu gehört die Waldschutzfunktion wie etwa die Borkenkäferüberwachung. Waldpädagogische Lektionen für unter anderem Schulklassen und Mondscheinwanderungen fordern die soziale Kompetenz des Försters.

Die ist auch gefragt, wenn vermittelt werden soll, wie jüngst in Gutach geschehen. Durch Wildschweine war erheblicher Schaden entstanden und Werstein vermittelte im Gespräch mit den beteiligten Parteien. Es sei eine gute Lösung gefunden worden.

So manche Anekdote hatte der Förster auch im Gepäck wie die wilde Verfolgungsjagd nach einem Holzklau an der L 107 in Gutach.

Nach angeregter Diskussion mit der Zuhörerschaft dankte Vorsitzender Peter Hagmeyer für den kurzweiligen Vortrag und überreichte Werstein einen Vesperkorb.