Hardy Happle referierte über Wandel und Zukunft der Kulturlandschaft Schwarzwald. Foto: Störr

Architekt Hardy Happle refieriert im Freilichtmuseum über Wandel und die Zukunft

Über den Wandel und die Zukunft der Kulturlandschaft Schwarzwald hat Architekt Hardy Happle im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof informiert. Dass dabei der Baukultur eine bedeutende Rolle zukommt, wurde anhand verschiedener Beispiele eindrücklich erklärt.

Gutach (stö). "Seit 2007 bin ich selbst Teil dieser Kulturlandschaft", erklärte Hardy Happle, damals habe er den hinteren Liefersberger Hof auf dem Moosemättle gekauft: "Seither bin ich verwaschen in der staunenden Entdeckung, die ich in dem Hof machen durfte."

Über die Sanierung des eigenen Hofs habe er sich dahingehend spezialisiert, heute sei er als Kulturlandschafts-Aktivist, als Bauforscher und als Architekt unterwegs. "Auf der Suche nach dem, was den Schwarzwald so besonders macht, liest man in den Tourismusbroschüren die blumigsten Beschreibungen", kam Happle zum Thema.

In der einzigartigen Kulturlandschaft des Schwarzwalds mit der darin einzigartig verwachsenen Baukultur sah Happle den Grund für Touristen, ihren Urlaub dort zu verbringen.

Zunächst zeigte er den Unterschied zwischen Kultur- und Natur-Landschaft auf. Es seien kulturelle Leistungen, mit denen natürliche Verhältnisse gewandelt würden, doch auch immaterielle Elemente wie die Handwerkskunst würden zur Kulturlandschaft gehören.

"Die Kulturlandschaft ist per Definition ein Pflegefall, denn Kultur bedeutet Hege und Pflege", so Happle. Sie sei Heimat, aber es gebe sie nicht umsonst: "Der Bauer bebaut und bestellt, und muss auch wohnen." Daraus würden die typischen Elemente der Kulturlandschaft entstehen, die in perfekt austarierte Beziehung die Landschaft zum Lebensraum machen würden.

Mittendrin stehe das Schwarzwaldhaus. "Ein perfekt ausgewogener Organismus, als unerreichtes Beispiel für nachhaltiges Bauen und Wirtschaften", so Happle. Gerade der komplexe Schwarzwälder Eindachhof suche weltweit seinesgleichen, er sei perfekt an seine Umgebung angepasst, ein Musterbeispiel an Nachhaltigkeit.

"Holzbaukunst ganz ohne Künstler", schwärmte Happle, aus der Notwendigkeit heraus in sich perfekt: "Und weil in dieser Harmonie alles einen Sinn macht, findet der Mensch es auch schön." Wenn man aber meine, mit der Einrichtung des Nationalparks sei die Natur des Schwarzwaldes genug geschützt, irre man gewaltig.

"Das ist gerade nicht ›der Schwarzwald‹, das wird ein Wald, wie er im Siebengebirge oder in Thüringen ganz genauso entstehen würde", so Happle. Auch wenn man glaube, mit dem Freilichtmuseum Vogtsbauernhof sei die Baukultur des Schwarzwaldes genug geschützt, irre man.

"Diese ländliche Baukultur erklärt sich nur aus dem Zusammenhang mit der Landschaft." Wenn man den Schwarzwald erhalten wolle, müsse man die Kulturlandschaft mit all ihren Zeugnissen schützen, Heimat sei etwas Ganzheitliches. Synthese und Erklärungen seien heute wichtiger denn je, zu der von Menschen gemachten Kulturlandschaft, die keine Museumslandschaft sei, gehöre der Wandel selbstverständlich dazu.

Doch nicht irgendwelche Planungsbüros in weiter Ferne sollten über den Schutz der heimatlichen Kulturlandschaft und des Lebensraumes Schwarzwald entscheiden.

"Offenbar engagieren wir uns selbst noch zu wenig für die Heimat", befand Happle: "Nicht, dass wir eines Tages plötzlich feststellen müssen, zu viel preisgegeben zu haben. Denn dann hätten wir unsere Heimat verloren, ohne unseren Wohnort gewechselt zu haben."

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Schritt zurück in die Zukunft

Für den Architekten, Bauforscher und Kulturlandschafts-Aktivisten Hardy Happle steht fest: Wir müssten mehr darüber reden, welch prägenden Anteil die Schwarzwaldhöfe an dieser Heimat haben, von denen gerade im Moment viele bis zur Unkenntlichkeit überformt werden. Dieser letzte Rest, der noch original war nach der letzten gewaltigen Zerstörungswelle in den 1970er Jahren. Man muss es sich vor Augen führen: Wälder können nachwachsen, die Zeugnisse der eigenen Geschichte – einmal verloren, sind unwiederbringlich. Anhand des Eulersbacher Hofes und des Oberreichenbächlehofs erklärte Happle den Wandel der Baukultur, anhand des jüngsten Umbaus des Unterfallhofes wies er "den Schritt zurück in die Zukunft".