Wendelinus Wurth (von links), Gerhard Völkle und Christoph Haarmann inspirierten die Bilder von Gerhard Völke zu musikalischen und literarischen Interpretationen. Foto: Jehle

Matinee im Gutacher Krämerhaus mit Kunst, Musik und Dichtung hat das Publikum beeindruckt.

Gutach - Die gehaltvolle Matinee im Gutacher Krämerhaus mit Kunst, Musik und Dichtung zeigte nachdrückliche Wirkung beim Publikum. Ein Gesamtkunstwerk, in dem die Künste nicht in Wettstreit getreten sind sondern sich berührten.

Rund eine Stunde lang bewirkte die alemannische Mundartdichtung von Wendelinus Wurth gemeinsam mit den Tonmalereien Christoph Haarmanns eine Ausdehnung der Betrachtungsweise der aktuellen Sonderausstellung "Sehnsucht Heimat".

Die Werke des Künstlers Gerhard Völkle, die noch bis 1. Juni im Museum zu sehen sind, inspirierten Wurth zu Interpretationen aus literarischem Blickwinkel. Der erste Teil von Wurths Lesung setzte sich mit dem Begriff "Heimat" auseinander. Grüblerische Wortspiele wie "wu si-mr deheim/wu-ni/deheim bin/isch min heimet/wu isch/der deheim/wu sin/heimet im heim het", nehmen Bezug darauf, wie "Sehnsucht Heimat" sich wohl anfühlt, wenn Menschen in Heimen leben. Im zweiten Teil nahm Wurth das Publikum mit auf einen Gang durch die Ausstellung. Augenzwinkernd kommentierte der Mundartautor Völkles Schwarzwälderinnen, die ihren Bollenhut "de reecht arm keck hinterm kopf" festhielten inmitten der rostfarbenen Figurengruppen. Noch seien "d bolle rot", worauf eine Zuhörerin einwarf: nach der Heirat sind sie ja schwarz. "Oder sie hett gar keine meh", meinte trocken Wurth. Interaktionen mit dem Publikum gab es zahlreiche während der Lesung – was den Reiz der Veranstaltung natürlich noch erhöhte.

Durch Modulation von Stimme und Sprachduktus änderten sich die Verse radikal im Wortsinn und machten das Zuhören zum reinen Genuss, forderte aber natürlich auch die Konzentration der Zuhörerschaft im besten Sinne.

Den Schlusszyklus widmete Wurth in "sieben Gedanken" dem Künstler Karl August Hanke, dem er Modell gesessen hat. Einem lebhaften Geist wie dem Wurths wurde es naturgemäß rasch langweilig so beim Modellsitzen und im Handumdrehen wurde der Porträtierende zum Porträtierten. Bildhaft konnte sich der Zuhörer bei den Versen beide Künstler in Aktion vorstellen. "Ja, man kann allerhand anstellen mit den Wörtern", meinte Wurth verschmitzt. Allerhand mit Noten angestellt hat Christoph Haarmann mit Flöte und Alt-Querflöte. Stimmig setzte Haarmann mit "ländlichen Miniaturen" musikalisch Akzente und verkörperte die dritte Muse der Matinee.

Sehr angetan vom Kunstgenuss zeigte sich Ursula Aberle von der Muettersproch-Gsellschaft Kinzig-, Wolf-, und Gutachtal. Dies sei die erste gemeinsame Veranstaltung mit dem Kunstverein Hasemann-Liebich und werde hoffentlich nicht die einzige bleiben. Mit Lob sparte auch Bürgermeister Siegfried Eckert nicht, der nach eigenen Worten ganz spontan auf die geplante Sektwanderung verzichtete, um in den Genuss der Macht von Musik, Bildern und des gesprochenen Wortes zu kommen.