Foto: Gräff

Volksbank will Veränderungen erst im Frühjahr bekanntgeben. Eckert hofft auf Kompromiss. Mit Kommentar

Die Schließung von Bankfilialen sorgt für Aufregung in den Kommunen. Gutach könnte es da gleich doppelt treffen. Fakt ist bislang, dass dort die Sparkasse dicht macht. Die Volksbank dagegen lässt vor allem auch ihre älteren Kunden derzeit noch im Ungewissen.

Gutach. "Nähe bedeutet für uns, auch persönlich für Sie da zu sein", ist auf der Homepage der Volksbank Kinzigtal zu lesen. Das Unternehmen betreibt insgesamt elf Filialen in seinem Verbreitungsgebiet, sechs davon sind im Kinzigtal ansässig.

Seit in Gutach bekannt wurde, dass die Sparkasse Haslach-Zell ihre dortige Filiale schließt, ist das Unverständnis in der Bevölkerung, beim Gemeinderat und bei Bürgermeister Siegfried Eckert groß. Wie berichtet, will die Sparkasse nur noch die Selbstbedienungstechnik in der Gutacher Geschäftsstelle bestehen lassen.

Nun kam in der vergangen Woche die Nachricht, dass die Banken in Baden-Württemberg vor allem auf dem Land ihre Präsenz nochmals massiv zurückfahren und Filialen schließen wollen.

Ob die Filiale der Volksbank in Gutach davon betroffen sein wird, darüber schweigt sich das Unternehmen nach wie vor beharrlich aus. Auch bei der anstehenden Bilanz-Pressekonferenz am kommenden Montag in Wolfach will sich das Unternehmen laut Bankvorstand Martin Heinzmann nicht dazu äußern. "Wir werden voraussichtlich Ende März oder Anfang April offiziell zu den Veränderungen in unserem Unternehmen Stellung nehmen", sagte Heinzmann am Dienstag auf Nachfrage des SchwaBo.

Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert kann da nur noch den Kopf schütteln. "Wenn auch die Volksbank die Türen ihrer Filiale in Gutach schließt, wäre das ein herber Verlust für die gesamte Bevölkerung", bedauerte er im Gepräch mit dem SchwaBo. Das Unternehmen habe sich bislang noch nicht öffentlich geäußert, daher schöpft der Rathauschef doch noch etwas Hoffnung: "Ich lasse den Faden nicht abreißen und suche weiterhin das Gespräch mit dem Ziel, dass die Bank bei uns bleibt", zeigt er sich zuversichtlich. "Es gehört für mich auch mit zur Infrastruktur, dass die Banken mit ihren Filialmitarbeitern und dem persönlichen Gespräch vor Ort Präsenz zeigen", so Eckert. Es sei für die Kunden, vor allen Dingen für die älteren Mitbürger, nicht hinnehmbar, ihre Bankgeschäfte nur über einen Geldautomaten erledigen zu können. Eckert hofft jetzt auf einen Kompromiss: "Für mich ist es durchaus vorstellbar, dass der Schalter zumindest an zwei halben Werktagen pro Woche personell besetzt bleibt und die Kunden somit die Möglichkeit eines direkten Ansprechpartners in Gutach haben".

Kommentar: Demografischer Haken

Von Eckhard Gräff

Schon seit Jahren kämpfen alteingesessene Geschäfte vor Ort um ihr Überleben oder müssen sogar schließen, weil der Onlinehandel ihnen das Wasser abgräbt. Die zunehmende Digitalisierung macht auch vor dem Bankensektor nicht Halt: Was Kunden früher mit einem Gang in die Filiale erledigt haben, wird inzwischen immer öfter per Computer oder Smartphone erledigt. Die Konsequenzen sind klar und daher eigentlich auch keine Überraschung: Eine Veränderung der Kundenbedürfnisse bedeutet nämlich zwangsläufig auch eine Veränderung des betreffenden Dienstleisters. Das gilt beim Einzelhändler wie bei den Banken: Kommen viele Kunden, stärkt das die Unternehmen vor Ort. Nutzen sie dagegen Automaten und den Onlinehandel, muss der Händler vor Ort darauf reagieren. Wegen ein oder zwei Kunden am Tag kann keiner seinen Laden geöffnet halten, das rechnet sich nicht. Allerdings hat die Sache einen demografischen Haken: Wer über 65 Jahre kennt sich im Online-Banking wirklich aus? In Gutach sind rund 30 Prozent der Bewohner in dem Alter – und weit drüber. Was wird passieren, wenn diese Kunden keinen persönlichen Ansprechpartner mehr haben? Haben die Banken bei ihren Planungen auch daran gedacht?