Gutach will trotz größerer Investitionen mit den Schulden runter / Hochwasserschäden reißen Loch in Kasse

Gutach. Die Gemeinde Gutach kann eigentlich in jeder Hinsicht zufrieden sein. Die Schulden sinken, Bauprojekte wie die Wohnanlage Langenbacher Weg oder der Rathausumbau können realisiert werden. Trotzdem müssen einige Maßnahmen verschoben werden, denn Hochwasserschäden und die Resteschließung des Baugebiets "Bergle" belasten die Gemeindekasse erheblich. Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert drückt daher lieber einmal auf die Investitionsbremse. Neue Schulden sind für ihn kein Thema, sagt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die Fertigstellung der barrierefreie Wohnanlage Langenbacher Weg ist erst für Herbst 2016 geplant, was Ihnen bei der Präsentation im Dezember nicht wirklich gefallen hat. Werden Sie da beim Investor nochmals vorstellig werden?

Das ist wohl inzwischen nicht mehr nötig. Der Spatenstich soll ja bereits im März sein, der Baubeginn ist für Anfang April geplant. Sollte wirklich so frühzeitig mit dem Bau begonnen werden können, wird die Fertigstellung sicherlich um einige Monate vorgezogen.

Was die Interessenten, die dort eine Wohnung haben möchten, sicherlich sehnsüchtig erhoffen...

In der Tat, derzeit gibt es schon über 20 Interessenten für die Wohnungen im Lan-genbacherweg.

Laut Haushaltsplan werden einige Projekte in das Jahr 2016 verschoben, auch schon länger geplante Vorhaben wie der Anschluss der Festhalle an die Nahwärmeversorgung. Warum?

Die Hochwasserschäden 2014 haben leider hohe Kosten verursacht. Dann muss die Gemeinde für die Resterschließung des Baugebiets "Bergle" ebenfalls noch aufkommen. Dies allein sind Kosten in Höhe von insgesamt rund 240 000 Euro. In diesem Jahr werden wieder größere Investitionen getätigt wie die Sanierung des Rathauses für rund 270 000 Euro. Die Aufrüstung der Entsäuerungsanlage im Sulzbach schlägt mit rund 110 000 Euro zu Buche und für infrastrukturelle Maßnahmen fallen noch einmal rund 70 000 Euro an.

Wäre es mit Blick auf die sehr niedrigen Zinsen nicht sinnvoller, einen Kredit aufzunehmen und die verschobenen Vorhaben zeitnah umzusetzen?

Unsere Devise lautet ganz klar: Keine neuen Kredite aufnehmen, auch bei verlockend niedrigen Zinsen. Bei Gutachs guten Gewerbesteuereinnahmen muss es auch so möglich sein, ohne neue Kredite auszukommen. Schließlich muss jeder Kredit irgendwann auch wieder zurückgezahlt werden. So wird es uns gelingen, mit jährlichen Tilgungen in Höhe von rund 100 000 Euro die Pro-Kopf-Verschuldung weit unter den derzeitigen Landesdurchschnitt von 650 Euro auf unter 500 Euro zu drücken.

Seit dem 1. Gutacher Energietag 2012 ist es still geworden um beispielsweise das Thema European Energy Award EAA. Geht da noch etwas?

Ja. Der Ausschuss für Wasser- und Energiewirtschaft hat schon einige Male getagt, um die sechs geforderten Maßnahmenbereiche abzuarbeiten. Dies ist uns in der letzten Runde am vergangenen Dienstag auch gelungen. Alle erarbeiteten Antworten wurden mittlerweile in den Management Pool eingepflegt. Nach der internen Beratung durch die Ortenauer Energieagentur hat die Gemeinde Gutach die geforderten 50 Prozent, die für eine Zertifizierung notwendig sind, nahezu erreicht.

Wann kommt dann die Zertifizierung?

Dieses Jahr möchten wir dazu nutzen, die Themenbereiche genauer zu definieren, so dass wir dann im Jahr 2016 mit der Zertifizierung ausgezeichnet werden können.

In die Windkraft wird gerade groß investiert. Sind die Themen Wasserkraft und auch die Solarenergie in Vergessenheit geraten?

Das Potenzial im Bereich Solarenergie ist in Gutach größtenteils ausgeschöpft. In diesem Bereich wurde in den vergangenen Jahren von den privaten Hauseigentümern und der Gemeinde viel investiert. Die Gemeinde hatte das Dach der Sporthalle ja vor fünf Jahren mit 57,600 kWp ausgerüstet. Beim Thema Wasserkraft sind wir auch immer noch in Gesprächen, allerdings stand das Thema Windkraft durch das E-Werk Mittelbaden viel stärker im Fokus der Öffentlichkeit.

Wie geht es mit dem geplanten Radweg Kirnbach-Gutach eigentlich weiter?

Bei einer gemeinsamen Gesprächsrunde mit den Bürgermeistern von Wolfach, Hausach und Gutach im Regierungspräsidium Freiburg am 27. November wurde festgestellt, dass im nächsten Schritt die Genehmigungsplanung aufzustellen ist. Parallel dazu sind die Voraussetzungen für ein möglichst zügiges Baurechtsverfahren zu schaffen. Dabei sind die Planungen des Kreises und des Regierungspräsidiums gemeinsam zu betrachten. Anschließend wird mit den Grundstückseigentümern ein entsprechender Abstimmungstermin vereinbart.

"Glaube versetzt Berge", heißt ein altes Sprichwort. Glauben sie noch an eine Realisierung des Projekts "Beseitigung der Schienenüberquerung B33"?

Von der Realisierung des Projektes bin ich nach wie vor überzeugt. Durch die Aufnahme in die Bundesverkehrswegeplanung bezüglich einer Umfahrung Gutachs musste die Planung der Straßenunterführung auf die B 33-Umfahrung abgestimmt werden. Dieser Vorgang liegt mittlerweile im Verkehrsministerium Stuttgart. Nach dessen Zustimmung gehen die Planungsunterlagen zum Bauherrn, der Deutschen Bahn AG nach Bonn. Nach Genehmigung dieser Planungsunterlagen kann dann in das Planfeststellungsverfahren eingetreten werden.

Also die behördlichen Mühlen, die ewig brauchen. Glauben sie denn, dass der Spatenstich noch in Ihrer zweiten Amtszeit erfolgt?

Ich hoffe es doch sehr. Und wenn nicht, dann müsste ich eventuell meine Amtszeit eben nochmals um ein paar Jährchen verlängern (lacht).

Lauterbach plant derzeit Stellplätze für Wohnmobile. Das war doch auch im Obertal vor längere Zeit mal im Gespräch...

Wir haben dem privaten Vorhabensträgern hierzu ja die Baugenehmigungen erteilt, die sie hoffentlich innerhalb der nächsten zwei Jahre realisieren werden. Stellplätze gibt es ja während der Saison beim Freilichtmuseum inklusive der Benutzung der sanitären Anlagen.

Das neue Bürgerkaffee hat einen sehr großen Zuspruch erfahren. Ist das Ansporn, die Veranstaltung weiter auszubauen?

Dass unser Bürgerkaffee so gut angenommen wurde, hat uns sehr gefreut und darin bestätigt, in dieser Richtung weiterzumachen. Nach Gesprächen mit unseren Besuchern arbeiten wir daran, eventuell auch ein Programm an diesen Terminen anzubieten. Nach Fertigstellung des Projekts "Barrierefreies Wohnen" soll der Bürgerkaffee dort in einem Begegnungsraum stattfinden.

Ist das keine Konkurrenz zum Seniorenkaffee?

Nein, denn dieser Bürgerkaffee ist ja nicht nur für unsere Senioren, sondern für Besucher jeden Alters gedacht. Übrigens haben wir die Termine mit denen der evangelischen Kirchengemeinde koordiniert, um Überschneidungen zu vermeiden.

Bis wann rechnen Sie mit der Gründung der geplanten Bürgerstiftung?

Ich rechne fest damit bis Ende des ersten Halbjahres 2015 die Gründung der Bürgerstiftung vornehmen zu können.

Gibt es ein Projekt, welches Ihnen persönlich am Herzen liegt und welches Sie in Ihrer zweiten Amtszeit noch unbedingt realisieren wollen?

Ich habe kein auserkorenes Lieblingsprojekt, aber die Gründung der Bürgerstiftung liegt mir schon am Herzen. Zweck der Stiftung ist es schließlich, das Gemeinwesen der Gemeinde zu stärken, gemeinsame bürgerschaftliche Verantwortung zu fördern und Kräfte der Innovation zu mobilisieren. Dies geschieht durch die Förderung der Bildung und Erziehung der Jugend- und Seniorenhilfe.

u Fragen: Eckhard Gräff