Die Kirchenbrücke im Ist-Zustand: Die Schäden auf der Fahrbahn und dem Übergang Fußweg-Brücke sind deutlich zu erkennen. Bei den Widerlagerwänden ist Wasser eingedrungen. Das Ergebnis sind unter anderem feuchte Wände. Foto: Gräff/ RS-Ingenieure

Wichtigste Überführung in Gutach muss möglichst bald schon saniert werden

Die Kirchenbrücke in der Gutacher Ortsmitte muss saniert werden. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung mittels eines Brücken-Sichtgeräts. Die Kosten sind hoch: Sie betragen laut Schätzung eines Ingenieurbüros rund eine viertel Million Euro.

Gutach. Bei einer Vor-Überprüfung des Bauwerks durch das Aachener Büro RS Ingenieure wurde festgestellt, dass der Unterbau einer Traglast von 45 Tonnen statisch standhält.

Beim Überbau sei dagegen die Grenze für eine Traglast von 30 Tonnen überschritten. Im Mai erfolgte nun die Hauptuntersuchung mittels eines Brückenprüfgeräts. Das Ergebnis stellte Architekt Franz Doll in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Mittwochabend vor.

Die statischen Untersuchungen haben demnach gezeigt, dass die 1974 erbaute Brücke im Hinblick auf die Standsicherheit ausreichend bemessen ist. Allerdings ist der Unterbau in einem schlechten Zustand. Vor allem bei den Widerlagerwänden ist Wasser eingedrungen. Das Ergebnis sind feuchte Wände, der Beton ist an einigen Stellen gerissen und hohl klingend.

"Die Undichtigkeit bei den Widerstandslagern ist groß, zahlreiche Abplatzer im Beton und Risse zeugen davon", berichtete Doll. Da die Brücke "schwimmend" gelagert ist, bewegt sie sich laut Doll je nach Temperatur, das sorgt dann für Risse im Asphalt. Bei einer Sanierung muss hier großflächig aufgemacht und dann abgedichtet werden. Zudem wurde bei der Untersuchung festgestellt, dass der Überbau entgegen den Ausführungsunterlagen ohne die durchlaufenden Ortbetonquerträger ausgeführt wurde. "Dies hat sicherlich auch gerade im Hinblick auf die Torsionssteifigkeit Auswirkungen", so Doll.

Nicht verkehrssicher sind die Absätze an der Naht Gehweg-Brücke. "Der Absatz ist zu hoch, das Ganze muss bündig sein. Wenn da jemand stürzt, kann das für die Gemeinde rechtliche Folgen haben", so Doll.

Das Brückengeländer entspricht laut Gutachten auch nicht mehr der Norm, statt der derzeit 90 Zentimeter muss die Absturzsicherung jetzt eine Höhe von einem Meter haben.

"Der Zustand der Brücke hat von uns die Note 3 erhalten", sagte Doll zusammenfassend. Soll heißen: Das Bauwerk insgesamt ist in einem unbefriedigendem Zustand. "Bei der Note 4 müsste die Brücke für den Verkehr gesperrt werden", so Doll.

Dies könne dann bei der Prüfung in etwa zehn Jahren eintreten. Die Kosten der Sanierung liegen laut Berechnung des Büros bei rund 245 000 Euro brutto, dazu kommt das Ingenieurhonorar in Höhe von brutto 35 000 Euro. Die Sanierung ist laut Doll "sehr kostenintensiv", aber: "In zehn Jahren sind die Schäden dann so groß, dass sie nicht mehr repariert werden kann."

Ein Neubau kostet demnach rund 600 000 Euro. Bei einer Sanierung hält das Bauwerk wieder rund 50 Jahre.

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Das sagen die Gemeinderäte

Die Brückensanierung, die eventuell schon im Frühjahr 2018 kommen könnte, dauert laut Schätzung des Ingenierbüros etwa vier Monate. Die Brücke muss während der Bauphase für den Autoverkehr zeitweise komplett gesperrt werden. "Mich erschreckt die Vollsperrung", kommentierte Gemeinderat Stefan Herr (Freie Wähler) in der Sitzung am Mittwoch die angekündigte Vollsperrung. Herr, der auch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gutach ist, fragte, wie Feuerwehr oder Rettungsdienst im Ernstfall dann in die Ortsmitte Gutachs gelangen. "Unsere Fahrzeuge kommen sonst nirgends in den Ort rein", so Herr. Dies müsse laut Architekt Doll in die Planungen mit einbezogen werden: "Wenn vor und hinter der Brücke abgegraben ist, muss die Überfahrt dann mit Stahlplatten abgedeckt werden." Allerdings, so Doll, wäre die Brücke für den normalen rollenden Verkehr nach wie vor gesperrt: "Da führt kein Weg dran vorbei." Herr wies auch darauf hin, dass Bauwillige im Ramsbachweg über die Sperrung frühzeitig informiert werden müssten: "Nicht, dass dann die Lastwagen mit den Bauteilen nicht ins Baugebiet kommen." Rat Thomas Albrecht (Freie Wähler) plädierte dafür, die Brückensanierung schnell anzugehen: "Derzeit laufen die wirtschaftlichen Einnahmen gut." Karl-Heinz-Wöhrle (FDP) erinnerte daran, dass 1974 beim Bau der Brücke ein parallel verlaufender Fußgängersteg installiert wurde. "Mehl und Waren wurden damals mit dem Sackkarren gebracht, aber das klappt heute nicht mehr", so Wöhrle. Laut Architekt Doll könnte so geplant werden, dass Fußgänger die Brücke nutzen können.