Einer der insgesamt acht Container der Ausstellung zeigt die "Siebensachen" eines der Auswanderer. Foto: Jehle

In acht begehbaren Containern thematisiert Museum Aus- und Einwanderungs- bewegungen im Schwarzwald.

Gutach - Einen Sommer lang will das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mit der Sonderausstellung "Keine Heimat mehr? Geschichten von Flucht und Heimkehr" ein Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit setzen. Am Sonntag ist die Schau eröffnet worden.

Bei der Eröffnung der Sonderausstellung begrüßte Geschäftsführerin Margit Langer zahlreiche Vertreter aus Kommunal- und Kreispolitik sowie des Landratsamtes Offenburg. Musikalisch stimmig umrahmt wurde die Vernissage von Saxofonist Bernd Kasper.

In den insgesamt acht begehbaren Containern thematisiert das Museum historische Aus- und Einwanderungsbewegungen im Schwarzwald. "Der Begriff Heimat kann gefährlich sein, weil er, indem er das eine umfasst, das andere ausschließt", gab Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Museums, in seiner Ansprache zu bedenken. Auch seien mögliche Definitionen weit gespannt, denn Heimat könne ein Ort, eine Landschaft, eine Sprache, ja, auch ein Geruch oder ein Gefühl sein. Vermutlich wissen laut Hafen nur jene, was der Begriff bedeutet, die keine Heimat haben oder Angst, sie zu verlieren. Die Menschen machten sich auf den Weg, wenn dort, wo sie sind, kein Auskommen mehr ist. Sei es, weil Krieg herrscht, Hunger oder Armut. Europa ist laut Hafen historisch gesehen das Ergebnis von Wanderungen. Geschichte wiederhole sich, stellte er fest. Die Schauplätze wechseln, die Völker, die Jahreszahlen und die Waffen, doch letztendlich sei es ein Grundmuster.

Hafen spannte einen weiten Bogen der jüngeren Geschichte von den Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg über die ersten Gastarbeiter bis zu der großen Zahl von Menschen, die in den vergangenen Jahren Schutz in Deutschland suchten. "Sie kommen aus anderen Kulturkreisen, gehören anderen Religionen an und ihre Aufnahme wird wie überall die Gemeinden im Schwarzwald vor große Herausforderungen stellen", sagte Hafen.

Die Toleranz und Integrationskraft der eigenen Kultur werde neu ausgelotet werden müssen. Ob es gelinge, die vielen Flüchtlinge dauerhaft und konfliktfrei zu integrieren, wisse niemand. Die Geschichte jedoch zeigt laut Hafen, dass es schon geglückt ist und unter anderem davon will die Schau ein Zeugnis ausstellen.

Die Ausstellung, die in wie in einer Flüchtlingssiedlung angeordneten Containern zu sehen ist, beginnt mit der Standard-Einrichtung, wie sie von Flüchtlingen im Normalfall vorgefunden wird. Von dort aus richtet sich der Blick zurück auf frühere Einwanderungsbewegungen bis zu den Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der dritte Container erinnert an die Auswanderungswellen im Schwarzwald des 18. und 19. Jahrhunderts. Anschaulich erläuterte Museumsmitarbeiterin Julia Lauer die Inszenierung, die aus der Sicht eines Passagiers von der Abfahrt bis zur Ankunft in Amerika gezeigt wird.

Wie zwei Kulturen ineinander fließen können und das "Daheim in der Fremde" erlebt wird, ist eigentlich nur aus künstlerischer Sicht nachvollziehbar. Texte des Hausacher Lyrikers José F. A. Oliver aus seinem Essay vom andalusischen Schwarzwalddorf wirken an großformatigen Fotowänden für sich .

Die letzten beiden Container zeigen den Schwarzwald als Kulturlandschaft, die aus vielerlei Einflüssen erwachsen ist.

Die Schau ist Teil des Gemeinschaftsprojekts "Anders. Anders? Ausgrenzung und Integration auf dem Land" der Arbeitsgemeinschaft der sieben Freilichtmuseen in Baden-Württemberg Es wird von der Baden-Württemberg-Stiftung gefördert. Der Eintritt ist frei.