Die beiden Oberhexen Oliver Hellmig und Kathrin Welle versuchten, "Burgis Eckert" den Rathausschlüssel abzunehmen. Foto: Gräff

Fasnet: Bürgermeister Siegfried Eckert gibt wegen Schneeregens Schlüssel im Festsaal ab

Die Gemeinde Gutach ist seit einer Woche klimaneutrale Zone. Diese Tatsache hat Bürgermeister Siegfried Eckert nützen wollen, um beim gestrigen Rathaussturm den begehrten Schlüssel nicht herausrücken zu müssen.

Gutach. Mit einem Tag Verspätung sind gestern Abend die Bühlersteiner- und die Schänzle-Hexen im Hinterhof des Gutacher Rathauses zusammengekommen. Zumindest war es so geplant.

Um den Treffpunkt 17.30 Uhr herum nämlich sah man nur vereinzelt dunkle, in schützende Mäntel gehüllte Gestalten Richtung Festhalle rennen: Es schneite und regnete in Strömen.

Die beiden Oberhexen Kathrin Welle und Oliver Hellmig lehnten jede Verantwortung für die Wetterkapriolen ab. Auch Siegfried Eckert wollte davon nichts wissen. Trotzdem war erklärtes Ziel von Bühlersteiner- und Schänzle-Hexen die Übernahme der politischen Macht in der Bollenhutgemeinde.

Darum wurde das Spektakel kurzerhand in die Festhalle verlegt, wo der Kinderball noch tobte. Einfach hatten es die Rathausstürmer allerdings auch dort nicht, denn Eckert hatte gewichtige Argumente, um seinen Rathaussessel nicht räumen zu müssen.

"Seit einer Woche ganz genau, bieten wir für Mann und Frau die allerbeste Luft in der Region als klimaneutrale Zone, wer hat das schon", rühmte er sich. Um dann zusammenzufassen: "Uns geht die Puste nicht mehr aus. Dafür könnt ihr mich im Amt belassen, etwas anderes können die Bürger gar nicht fassen." Als weitere "Wundertaten" warf Eckert den Radweg Kirnbach-Gutach sowie den weiteren Ausbau des Glasfasernetzes in die Waagschale.

Als Unterstützung für sein Verbleiben hatte er sich noch den Moderator eines lokalen Radiosenders geholt, war aber ansonsten ziemlich verblüfft, dass die Unterstützung "seiner" Gemeinderäte mehr als dürftig ausfiel – genauer gesagt: Da ließ sich auf der Bühne keiner blicken.

Die Rathaus-Crew war ganz gerissen: Sie ahnte wohl schon, dass die Geschichte mit ihrem Chef nicht gut ausgehen wird. Sie warfen sich in Sträflingskleidung und sahen vergnügt zu, wie "Burgis Eckert" nach kurzem Wortwechsel mit den Hexen dann auffallend schnell den Rathausschlüssel an diese übergab.