Umrahmt von zwei Trachtenträgerinnen (von links): Jean-Philippe Naudet, Teresa Schmider, Thomas Hafen, Ursula Hülse und Siegfried Eckert. Foto: Jehle

Ausstellung: Zahlreiche Kunstinteressierte kommen zur Vernissage von "Die Tracht im Spiegel der Kunst".

Gutach - "Die Tracht im Spiegel der Kunst" heißt eine Sonderausstellung im Gutacher Hasemann-Liebichmuseum. Zahlreiche Kunstinteressierte sind am Sonntag zur Vernissage gekommen.

Die diesjährige Adventsausstellung thematisiert die Wahrnehmung der Tracht, und was sie im Wandel der Zeiten in die Welt transportierte, durch das Auge verschiedenster Künstler. Musikalisch zauberhaft umrahmt wurde die Vernissage von Teresa Schmieder, die unter anderem traditionelle irische Weisen spielte.

"Die Idee zu der Ausstellung keimte bereits bei der gemeinsamen Sonderausstellung mit dem Freilichtmuseum im Lorenzenhof vergangenes Jahr anlässlich des Kreistrachtenfests", verriet Kunstvereinsvorsitzender Jean-Philippe Naudet in seiner Begrüßung. Das Hasemann-Liebich Museum sehe sich in der Region stark verankert und beschränke sich daher in der Schau auf Schwarzwald-Trachten. Zahlreiche Exponate wie unter anderem Gemälde, Skulpturen und Fotografien zeigen die hohe Inspiration die die historische Bekleidung bei Künstlern auslöste. Bollenhüte aus dem 19. Jahrhundert und Trachtenpuppen als historische Artefakte komplettieren die sehenswerte Ausstellung.

Der besondere Dank Naudets galt hier Ursula Hülse, Geschäftsführerin des Bund Heimat und Volksleben, die mit Leihgaben und umfangreichem Wissen die Schau unterstützte. Eine der schönsten Erfahrensbereiche in seiner Amtszeit sei das Tragen der Tracht, bekannte sich Bürgermeister Siegfried Eckert zu Gutach und war auch im Trachtenmantel erschienen.

In der Vielfalt der Volkstrachten nehme die Gutacher eine herausragende Stellung ein, doch die Schattenseite sei die ständige Gefahr der Verkitschung. Die Laudatio sprach Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof. Es sei ihm ein Leichtes, angesichts der mit Sachverstand getroffenen Werkauswahl einführende Worte zu sprechen: "Die Tracht als identitätstiftendes, visuell wahrnehmbares Element unserer Kulturlandschaft steht im Fokus." Traditionelle und moderne Kunst sei gekonnt komponiert und geschickt im Raum arrangiert: Ein graphischer Druck des großen badischen Festzuges von 1881 hier und Fotografien von Hansjörg Haas aus dem Jahr 2015 um die Ecke.

In leichter Manier unternahm Hafen einen Streifzug durch 134 Jahre Weltgeschichte und sozialer Verwerfungen, die zwischen den beiden Kunstwerken liegen. Kriege und Erfindungen von der Atombombe bis zum batteriebetriebenen Grablicht haben sich in der Zeitspanne ereignet. "Nicht verändert aber hat sich die Gutacher Tracht, ist das nicht seltsam", wunderte sich der Kulturwissenschaftler und versuchte das Thema – ganz Akademiker – von verschiedenen Seiten her zu beleuchten. Den Schluss, den Hafen schließlich zieht, bezeichnet er selbst als so einfach wie banal: "Weil die Tracht schön ist".

Und ob nun das "Gutacher Mädchen mit Schnürmieder" aus dem 19. Jahrhundert, die Schwarzwälderin mit schockfarbenen Kaugummi von Hansjörg Haas oder die Stahlskulpturen von Gerhard Völkle die Tracht meisterlich interpretiert, liegt im Auge des Betrachters.