Historiker Ralf Bernd Herden erklärte am Diorama im Lorenzenhof die "Rieserei". Foto: Reister

Ralf Bernd Herden referiert im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof zur Nutzung des Waldes.

Gutach - Beim jüngsten Sonntagsspaziergang im Gutacher Freilichtmuseum gab es viel zu erfahren zum Thema: "Wald – Frucht und Nutzen". Ralf Bernd Herden, Historiker und Jurist, referierte anschaulich, mit enormen Detailwissen, großer Begeisterung und vielen Beispielen über das Thema. "Vor rund zweitausend Jahren hatte der Schwarzwald eine ganz andere Gestalt als heute. Er war fast reiner Laubwald", sagte Herden. Heute jedoch dominierten Nadelbäume das Bild, da sie für die Waldbauern wertvoller seien.

"Jahrhundertelang war die Flößerei die wichtigste Waldnutzung", sagte Ralf Bernd Herden weiter. So sei die Flößerei 1339 erstmalig urkundlich erwähnt in Gengenbach. Sie sei ein gefährliches, anstrengendes und angesehenes Handwerk zugleich gewesen. 1876 fuhr das letzte Floß die Murg hinab, 1923 wurde dieses Handwerk vom Badischen Arbeitsministerium verboten.

Anhand eines Floßmodells erklärte Ralf Bernd Herden die Bauweise. "Die Flöße bestanden aus sogenannten ›Holländerstämmen‹, die eine Länge von 13 bis 33 Metern aufwiesen. Am schwachen Ende, dem Zopf, waren sie 36 bis 48 Zentimeter stark. Die Flöße waren nicht nur Transportmittel für das Holz, aus dem sie gemacht waren, sondern auch Transportlastenträger." Der erstaunte Museumsbesucher erfuhr, dass die längsten Flöße 450 Meter lang waren.

Interessant wurde es im Sockelgeschoss des Lorenzenhofs. Dort zeigt das Museum eine Dauerausstellung der Forstdirektion Freiburg zum Thema "Waldnutzung im Laufe der Geschichte". Ein Diorama stellt dort die Rieserei dar. "Das hat nichts mit Rübezahl oder anderen Riesen zu tun", sagte Ralf Bernd Herden schmunzelnd. "Riesen sind Gleit- oder Rutschbahnen, mit denen man die Baumstämme zu den Straßen bringen konnte. Mit bis zu 70 Stundenkilometern konnten die geernteten Stämme durch diese Holzkanäle jagen."

"Eine weitere wichtige Nutzung der Kiefern war das ›Harzen‹, so Herden. "Zur Herstellung von Pech, Teer und Terpentin wurde Harz als Rohstoff benötigt. Durch Entfernen einiger Rinde am Stamm und durch Einschnitte im darunter liegenden Holz wird der Baum verletzt. Das ablaufende Harz wird aufgefangen, gesammelt und weiterverarbeitet." Der Referent wies darauf hin, dass in der Vergangenheit auch die Rinde verwertet wurde. Beispielsweise wurde Gerberlohe daraus gewonnen. Der Wald diente auch als Weide für die Schweinemast. Mit der Frage: "Was würden frühere Waldbauern wohl denken, wenn sie sehen könnten, wie die moderne Technik die Waldwirtschaft verändert hat?" beendete der Referent den Museumsgang.