"Ich freue mich darauf, mich aufs Sportliche zu beschränken", sagt Frieder Blum. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

RSV Gutach: Frieder Blum hat nach elf Jahren den Vorsitz des Vereins abgegeben / Ein Rückblick

Gutach. Nach elf Jahren Vorstandsarbeit beim Gutacher Radsportverein hat Frieder Blum den Vorsitz abgegeben. Er ist schon als Siebenjähriger beim Radsport eingestiegen und hat alle Höhen und Tiefen des Vereins erlebt. Der RSV hat unter dem Vorsitz von Frieder Blum kontinuierlich an Fahrt aufgenommen und beachtliche Erfolge erreicht und mit dem Europameister Titel von Caroline Wurth und Sophie-Marie Nattmann letztes Jahr einen großen Wurf gelandet.

Sehen Sie den Titelgewinn auch als Höhepunkt Ihrer Karriere, der nicht mehr übertroffen werden kann und hören deshalb auf?

Überhaupt nicht! Ich habe ja schon vor zwei Jahren angekündigt, den Vorsitz nicht mehr zu übernehmen. Außerdem sehe ich durchaus noch Luft nach oben und traue den beiden Mädels auch den WM-Titel zu. Es ist einfach ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Der Verein steht finanziell gut da, der Radbestand ist auf einem gutem Niveau und dadurch hat mein Nachfolger genügend Raum für neue Ideen.

Wäre es nicht von Vorteil gewesen, den Vorstand weiterhin zu unterstützen, indem Sie ein Amt übernehmen?

Das sehe ich nicht so. Ich denke, ohne mich kann sich der Vorstand besser entfalten – das Team muss sich erst mal finden.

Was hat sich denn Ihrer Meinung nach im Laufe der Zeit am meisten im Verein verändert?

Sicherlich die soziale Komponente. Wir nehmen bundesweit an Wettkämpfen von Hamburg bis zum Bodensee teil und haben daher nicht mehr soviel Zeit für Ausflüge und Ähnliches.

Worauf legten Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit, bei Amtsantritt 2005?

Schwarze Zahlen zu schreiben. Die über Jahre organisierten Volkswanderungen als Finanzierungsquelle verloren aus vielerlei Gründen an Zugkraft und wir brauchten etwas, was überregional aufhorchen ließ. Die Ausrichtung von Wettkämpfen wie die Deutsche Meisterschaft 2008 und die Vereinszeitschrift "’s Heftle" waren Schritte in die richtige Richtung. Weiterhin nehmen wir an Weihnachtsmärkten in Gutach und Umgebung teil und sammeln Altpapier. In Absprache mit dem Oberbauer im Sulzbach legen wir in Eigenarbeit eine Zufahrt an, um dafür einen Altpapier-Container aufstellen zu können. Außerdem ging ich auf Sponsorensuche und und und...

Das hört sich nach sehr viel Arbeit und Zeitaufwand an – wie ließ sich das alles organisieren?

Meine Devise ist: Wenn ich was mache, dann richtig. Zwangsläufig habe ich vieles weitgehend selber organisiert, aber dazu braucht man natürlich Leute, auf die man sich verlassen kann – dann wird die eigene Arbeit weniger.

Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Was sagte denn Ihre Familie zu dem hohen Zeitaufwand?

Ohne meine Frau Heike wäre ich gar nicht Vorsitzender geworden! Dem Verein ging es damals nicht gut und ich habe mich über vieles geärgert, hatte sogar schon mit dem Radfahren aufgehört. Meine Frau hat mich bearbeitet, den Versuch zu wagen und auf der außerordentlichen Versammlung seinerzeit wurde ich dann gewählt.

Was hat Ihnen an der Vorstandsarbeit gefallen und was bewerten Sie besonders positiv?

Die Gründung der Jugendgruppe und die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Zudem ist in unserem Dorf der Zusammenhalt eben noch sehr stark und die Unterstützung wie in Form von Kuchenspenden bei Veranstaltungen da.

Wie sehen Sie die sportliche Situation im Verein?

Wir machen Breitensport und versuchen trotzdem, an die Spitze zu kommen. Viele Vereine gehen nach Leistung und sortieren dabei die "schlechten" aus. Bei uns nicht, da darf jeder Radfahren, der Lust dazu hat.

Der Erfolg gibt Ihnen recht. Gibt es etwas zu optimieren?

Ja, die Trainersituation. Wir sind personell im Vorstand gut aufgestellt, haben viele Sportler, aber unsere Trainer brauchen dringend Unterstützung. Ehemalige Sportler können oder wollen kein Training übernehmen aufgrund von Studium, Beruf oder Familienplanung. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Eltern als Trainer einsteigen. Zwar ist Erfahrung von Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Falls wir niemanden finden, wird es in den nächsten Jahren eng.

Mehr als vierzig Jahre Kunstradfahren, davon zwanzig Jahre als Sportleiter, elf Jahre als Vorsitzender – wie sehen Sie künftig Ihre Rolle im Verein?

Ich freue mich darauf, mich aufs Sportliche zu beschränken. Falls meine Meinung gefragt ist, werde ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen, ansonsten versuche ich mich heraus zu halten.

Die Fragen stellte Evelyn Jehle