Samuel Reichert (rechts) und sein Sohn Silas (dahinter) besuchten hier die Imkerfamlie in ihrem Haus. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Samuel Reichert berichtet von seinem Hilfstransport nach Ostrumänien / 83 Kilo Honig zum Verkauf mitgebracht / Vortrag geplant

Von Florian Forth

Gutach. Seit drei Jahren liefern Rosi Ohnemus und Samuel Reichert aus Gutach Hilfsgüter nach Rumänien. Im SchwaBo berichtet Reichert über seine Erlebnisse bei dem Transport.

"Wir sind gut durchgekommen", sagt Reichert, der diesmal von seinem Sohn Silas begleitet wurde. Dieser hat kürzlich seinen Führerschein gemacht und fuhr mit dem Gespann aus Transporter und Anhänger selbst einen Teil der mehr als 2000 Kilometer langen Strecke nach Ostrumänien. "Auf dem Hinweg sind wir bis auf eine kurze Pause durchgefahren", sagt Reichert. Auf der rund 30-stündigen Tour haben sie nur 30 Minuten lang gehalten, um etwas zu essen. Geschlafen wurde abwechselnd im Auto. Alles sei reibungslos gelaufen, sagt Reichert, selbst die Kontrollen an der Grenze – auch dank eines Papiers von Bürgermeister Siegfried Eckert. "Als sie gesehen haben, dass wir Hilfsgüter transportieren, war es in Ordnung", sagt Reichert, der einige Tage nach der Tour noch unter dem Eindruck des Erlebten steht.

Um halb zwei in der Nacht kommen die beiden Gutacher bei der Familie Anton Sorin an, die als Kontakt in Rumänien dienen. "Sie haben noch mit dem Essen auf uns gewartet", freut sich Reichert.

Am nächsten Tag haben sich die Gäste aus Deutschland noch mit Mehl, Öl und Nudeln im örtlichen Supermarkt eingedeckt, ein Mitbringsel für die fünf Familien, da selbst Grundnahrungsmittel teuer sind. Danach geht es "ewig lang nur über Schotterstraßen" zu den Hilfsbedürftigen. "Es war vermischt: Von der schlimmsten Situation bis dahin, wo es noch erträglich ist", berichtet er von der Situation bei den Empfängern.

Die erste Familie versucht sich mit dem Verkauf von Honig durchzuschlagen. Der Vater ist Imker, bekommt vor Ort jedoch kaum Geld für seine Ware. Der nächste Markt ist zwei Stunden Autofahrt entfernt und die Käufer wissen, dass er seine Ware verkaufen muss – und drücken den Preis. Dennoch versucht er seine Frau, fünf Kinder und die Großeltern durchzubringen. Im Sommer kocht die Familie Reisbrei an einer Feuerstelle im Freien, sobald es kälter wird in der Winterküche an einem provisorischen Herd. "Sie haben geschildert, dass im Winter Ungeziefer und Ratten ins Haus kommen", sagt Reichert mit brüchiger Stimme. "Das hat mich schon erwischt", sagt er sichtlich betroffen.

Das Haus der Familie besteht nur aus einem Zimmer mit abgegrenzter Toilette. Der Boden ist aus Lehm, die Wände löchrig. Um der Familie zu helfen, hat Reichert kurzerhand ein großes Fass von dem Honig gekauft. Rund 83 Kilo davon möchte er nun in Deutschland veräußern, um mit dem Erlös der Familie eine anständige Unterkunft zu ermöglichen. "Wenn jeder sechs Euro pro Pfund zahlt, hätten wir schon 1000 Euro zusammen", rechnet er vor. Das Geld gehe eins zu eins in das Projekt. Eine Bodenplatte aus Beton sei nötig, dazu massive Wände aus Ziegeln. Das Baumaterial gebe es vor Ort. Dass er nicht jeder Familie helfen kann, sei ihm klar. Dennoch werde der Umbau ja durch den Verkauf des Honigs finanziert, der Vater zahlt also einen Großteil des Umbaus selbst. Zwei Drittel der Einnahmen aus dem Verkauf sollen in den Umbau fließen, ein Drittel kommt dem nächsten Projekt zu Gute, sagt Reichert.

Doch nicht allen Familien gehe es so schlecht wie der des Imkers. In einer weiteren gebe es zumindest fließend Wasser, laut Reichert nicht Gang und Gäbe. Noch immer sei die Region kommunistisch geprägt. "Man kann sich gar nicht vorstellen, mit welcher Haltung die Menschen dort leben", berichtet Reichert. Innerlich seien sie trotz der Umstände sehr glücklich. Nach seiner Erfahrung nehmen die Rumänen nach einem ersten Anstoß die Sache selbst in die Hand. Diesen Anstoß will er ihnen nun geben.

In Kürze berichtet Reichert einem Vortrag mit Fotos über die Erlebnisse in Rumänien. Dort soll auch der Honig verkauft werden. Den Termin wird der Gutacher noch bekanntgegeben.