Ellen Zirn aus Wolfach erzählte den Zuhörern anschaulich die Schwarzwaldgeschichte vom "Kalten Herz". Fotos: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Freilichtmuseum in Gutach hat sich in ein Märchenland verwandelt

Von Christel Paskal

Gutach. Das Gutacher Freilichtmuseum stand am Sonntag im Zeichen von Märchen und Sagen. Vor einem Kohlenmeiler in der Laube warteten mehr als 40 Erwachsene und zehn Kinder auf das von Wilhelm Hauff bekannte Schwarzwaldmärchen "Das kalte Herz".

Alle wollten wissen, wie der Köhlerjunge Peter Munk zu seinem kalten Herz gekommen ist. Märchenerzählerin Ellen Zirn aus Wolfach konnte ihren Wissensdurst stillen. Sie zog mit ihren Zuhörern zum Hippenseppenhof, von dort dann zum Vogtsbauernhof und zum Lorenzenhof. In diesen altehrwürdigen Stuben erzählte Zirn frei und gestenreich, wie Munk sein Herz beim Holländer-Michel gegen ein gefühlloses eintauscht.

So macht es ihm nichts aus, dass er kaltherzig viel Böses anrichtet und sogar seine Frau Lisbeth mit der Peitsche erschlägt. Munk ist trotz seines Reichtums nicht glücklich und will sein Herz zurück.

Beim Glasmännchen, welches ihm einst drei Wünsche gewährte und er zwei schon genutzt hatte, konnte er noch einen Wunsch einlösen. Und das Glasmännlein half ihm dabei. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Holländer-Michel zu überlisten. Munk ist am Ende wieder glücklich und zufrieden.

In der Stube im Vogtsbauernhof herrschte drangvolle Enge, als Billy Sum-Hermann aus Hausach in herrlich badischem Dialekt schwungvoll ihre Märchen und Sagen erzählte.

Ihre große Ausdruckskraft und eine Sage, gruseliger als die andere, ließen die Zuhörer erschaudern. Die Kinder scheuten sich nicht, nachzufragen, was denn das eine oder andere Wort bedeutete. Viele Feriengäste waren für Übersetzungen aus dem Badischen auch dankbar.

Die Erzählerin hatte im Übrigen eine ausgestopfte Krähe mitgebracht und noch die passende Sage dazu. Für ihre umwerfende Komik erntete Sum-Hermann laufend Lacher. In der Erzählung "Geld im Federbett" führt ein kleines Mäuslein die Erben zu dem versteckten Geld der verstorbenen Bäuerin.

Nachdenklich wurden die Zuhörer, als in dem Stück "Die Totenwache" der Knecht aus Versehen seinen Stammtischkumpel erschlägt. Dabei wollte ihm dieser nur einen Streich spielen. Er legte sich anstelle der Toten in den Sarg und erschreckte den Knecht mehrfach. Dieser nahm einen Hammer, schlug zu und sagte "Was tot ist, ist tot".

Diesem Schauermärchen folgten danach wieder lustigere. Nach einer Stunde grandioser Erzählkunst im feinsten, badischen Dialekt erhielt Sum-Hermann tosenden Beifall und viele Dankesworte.