Mit der Unterstützung von Thomas Hafen und dessen elfjähriger Tochter Karoline demonstriert Elvira Schmitt einen alten Hochzeitsbrauch: das Auslösen der Braut. Das Brautpaar wird erst weitergelassen, wenn der Bräutigam Geld oder Wein springen lässt. Foto: Kumpf Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochzeitsbräuche Thema von Elvira Schmitt und Thomas Hafen

Von Miriam Kumpf

Gutach. Im Rahmen der Heuboden-Akademie mit dem Thema "Man muss die Feste feiern, wie sie fallen", führte Elvira Schmitt am Sonntag interessierte Besucher durch das Museumsgelände und stellte Schwarzwälder Hochzeitsbräuche vor.

Zuvor stimmte Thomas Hafen mit einem Vortrag auf das Thema ein: Der wissenschaftliche Leiter des Freilichtmuseums sprach zum Thema "Feste und Feiern im Jahresverlauf". Diese boten insbesondere in der langen Winterszeit Orientierungspunkte.

Feste waren schon immer eine gesellige Angelegenheiten, die mit Freude erwartet wurden. "Alleine kann niemand feiern, dafür braucht man die Gemeinschaft", brachte es Hafen auf den Punkt. Die Hochzeit, die den Übergang vom ledigen Stand in den verheirateten markiert, ist erst seit dem 15. Jahrhundert ein kirchliches Sakrament. Davor galt als verheiratet, wer vor Zeugen unter eine Decke gesteckt wurde.

Die jungen Frauen hatten hier keine Möglichkeit mitzureden: Zeitpunkt der Hochzeit und Bräutigam bestimmten die Eltern. Zukünftigen Bräuten blieb da nur das Schweineorakel: Grunzt eine alte Sau, wird der zukünftige Ehemann ebenso alt sein. Das Grunzen einer jungen Sau versprach da schon bessere Perspektiven.

Fand das große Fest an einem Dienstag oder Donnerstag statt, versprach dies Eheglück. Zudem wurde an einer Hochzeit bereits perspektivisch an das nächste Fest gedacht: Ein Stück des Hochzeitkuchens wurde aufbewahrt und sollte zur Taufe des ersten Kindes noch verzehrbar sein. Servieren die zukünftigen Schwiegereltern Bibiliskäse, war die Mühe umsonst. "Mindestens drei Mal musste ein junger Mann bei den Eltern der Braut vorsprechen", weiß Elvira Schmitt. "Man schaut nicht auf die Goschen, man achtet auf die Groschen", zitiert sie ein altes Sprichwort und schnell wird klar: Bei Ehen ging es vornehmlich um die Vermehrung des Besitzes. Bei einer guten Partie ließen sich die Brauteltern allerdings nicht lumpen. Ein Speckvesper auf dem Tisch bedeutete: Wir sind zugeneigt.

Die Veranstaltungsreihe "Heuboden-Akademie" gibt es seit 2008 und besteht je nach Thema aus einem klassischen Vortrag oder einer Sonderführung. Als nächstes spricht am Sonntag, 22. Juni, Oliver Felsen zum Thema "Die Revolution vor der Haustür". Am 27. Juli bietet Steffen Czyzewski eine Heuboden-Akademie speziell für Kinder an: Unter dem Titel "Die Kuh des armen Mannes" erfahren junge Museumsbesucher allerlei Wissenswertes rund um die Ziege. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr in der Laube direkt hinter dem Museumseingang.