Ist die Handcreme wirklich öko? Foto: dpa/gms/Jens Schierenbeck

Die Europäische Union regelt viel, aber nicht, was in Naturkosmetik enthalten sein darf. Hersteller fordern daher ein einheitliches Siegel, um falsche Produkte zu enttarnen.

Stuttgart - Immer mehr konventionelle Kosmetikhersteller werben mit natürlichen Inhaltsstoffen, obwohl in den Produkten kaum etwas davon steckt. Die Zeitschrift „Ökotest“ hat 25 Tiegel und Tuben dieser Art getestet. Das Ergebnis: alles Pseudonaturkosmetik. Auch Bio dürfe sich jede Bodylotion nennen, selbst wenn der Inhalt nicht ökologisch ist, kritisieren die Tester. Der Verbraucher wird quasi getäuscht, doch die Hersteller sind im Recht. Denn eine einheitliche Richtlinie, was Naturkosmetik ist, gibt es nicht. „Naturkosmetik fällt unter die EU-Kosmetikverordnung, wie alle anderen zugelassen Produkte“, sagte Martin Ruppmann vom Verband der Vertriebsfirmen kosmetischer Erzeugnisse (VKE). In diesem Jahr hat die EU zwar eine überarbeitete Öko-Verordnung vorgelegt – aber ohne Regelungen für Naturkosmetik.

Um den Markt für den Verbraucher übersichtlicher zu gestalten, fordern Naturkosmetikhersteller wie Weleda ein einheitliches Siegel. „Das Siegel würde dem Verbraucher die Auswahl erleichtern“, sagte Tobias Jakob, Pressereferent des Herstellers, unserer Zeitung. Auch Wala Heilmittel mit der Marke Dr. Hauschka befürworten einen Standard, damit Kunden mehr Sicherheit hätten. „Ein solches Siegel müsste aber hohe Standards erfüllen, wie es beispielsweise das Siegel Natrue bereits tut“, sagte Jakob.

Naturkosmetik ist ein wachsender Bereich. Nach Angaben des VKE ist der Umsatz der Naturkosmetik 2013 um 12,1 Prozent auf 22,2 Millionen Euro gewachsen. „Am Anfang gab es nur Cremes. Lidschatten und Lippenstift sind hinzugekommen“, sagte Ruppmann. Von diesem wachsenden Markt wollten auch die konventionellen Hersteller etwas abhaben. „Der Wettbewerbsdruck unter den Anbietern nimmt zu“, sagte Weleda-Sprecher Jakob.