"Dorf- und Uhrenmuseum" ein Schmuckstück der Gemeinde / Geschichte soll greifbar werden

Von Siegfried Kouba

Gütenbach. Rund 1200 Einwohner zählt Gütenbach. Erstaunlich ist, dass er über ein heimatlich ausgerichtetes Museum verfügt. Das "Dorf- und Uhrenmuseum" ist ein Schmuckstück der Gemeinde und hat durchaus überregionale Bedeutung, was regelmäßige Besucher aus den Niederlanden beweisen.

Das Museum entstand auf Initiative des 1984 gegründeten Heimat- und Geschichtsvereins. Motor war Oswald Scherzinger, der tatkräftige Helfer zur Seite hatte. Bereits 1988 konnte das Museum im "Alten Schulhaus" eröffnet werden. Ziel ist es, Geschichte lebensnah darzustellen und "Leben, Wohnen und Arbeiten in Gütenbach" anschaulich zu präsentieren. Plastisch kommt die Vergangenheit in Schlafstube, Rauchküche sowie Wohnzimmer mit Werkstatt zur Geltung.

Basis ist die Uhrmacherei, die im 18. Jahrhundert begann. Weit über 100 Uhren werden ausgestellt; Kuckucks-, Lackschild-, Bahnhäusle-, Rahmen-, Kasten-, Stollen- und Spieluhren gehören dazu. Ein Prachtstück ist die "Flötenspieluhr" des Mathias Siedle mit vier beweglichen Figuren, 48 Pfeifen, zwei Registern und einem Acht-Tage-Uhrwerk, eine Uhr "für ganz reiche Leute", so Hardy Faller. Er gehört zu den zehn Führern, die durch das Museum geleiten.

Faller hat noch gute Erinnerungen an die Einrichtung des Museums, die viel Mühe verursachte. Da musste etwa mit viel Schweiß ein Ofen in das zweite Obergeschoss bugsiert werden. Gäste kommen mit unterschiedlichen Vorstellungen. Manche wollen die Uhren sehen, andere interessieren sich für heimatgeschichtliche Exponate. Über das Foyer gelangt man in Vorführraum in dem neben wertvollen Uhren auch Gemälde heimischer Maler gezeigt werden, so von dem kürzlich verstorbenen Ferdinand Scherzinger. In den anderen Räumen werden Kuckucksuhren, landwirtschaftliches Gerät, Feuerwehrausstattung und heimatkundliche Gegenstände ausgestellt. Wie früher ein Schlafraum aussah oder wie sich das Leben im Wohnraum mit der Uhrmacherwerkstatt gestaltete, ist im ersten Obergeschoss zu sehen. Auch die "Rauchküche" begeistert mit den hausfraulichen Gebrauchsgegenständen oder der Blick fällt auf die Holzringe, die durch den Rauch gehärtet zu Zahnrädern verarbeitet wurden.

Der Beginn der Industrialisierung durch Hanhart, Schatz oder Faller wird gezeigt. Bedeutungsvoll sind die ehemalige Kirchenuhr von Philipp Furtwängler (1864) oder die Turmuhr von Hanhart und das Pneumatische Klavier – "Treter" genannt. Viel wurde für die Grammophon-Abteilung, die Schusterwerkstatt, die "gute Stube" oder das Klassenzimmer gesammelt, ergänzt durch die Teile der Strohflechterei. So hat es bei den Faller-Spielwaren begonnen: Kämme aus Buchenholz – Raritäten, wie auch viele andere Exponate.

Weitere Informationen: "Dorf- und Uhrenmuseum" Gütenbach, geöffnet samstags 13 bis 17 Uhr und mittwochs 14 bis 17 Uhr; Eintritt . Erwachsene 2,50 Euro, Gruppen 2 Euro je Person, Kinder und Jugendliche frei.