Philipp Weber bei seinem Auftritt im hanh-art. . Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote

Philipp Weber begeistert bei seinem Auftritt im hanh-art

Von Brigitte Frank-Gauckler

Gütenbach. Weniger ist mehr, könnte Philipp Webers Trinkshow "Durst – Warten auf Merlot" zusammengefasst werden. Am Samstag Abend informierte der radikal lustige Verbraucherschützer im "hanh art-kunstprojekt", denn richtiges Trinken will gelernt sein.

Verortet war der Abend des Odenwälders im Weinkeller des an Alkohol verschiedenen Onkel Rudi. Gerne überzog er die blumige Beschreibung der Weine, sind sie doch bloß schimmelnder Fruchtsaft, in den Hefepilze reingepisst haben. Er belegte mit Daten und Fakten, was man beim Trinken falsch machen kann. Die Arbeitsbedingungen der Menschen, also "fair trade" sei wichtig, es brauche nicht viele Prüfsiegel, sondern nur ein Sauerei-Siegel. Er will nicht moralisieren, doch aufklären und letztendlich die Welt ein wenig besser machen.

Der studierte Chemiker und Biologe ließ seinen früheren Berufswunsch Lehrer bei seiner Bühnenfigur durchblicken und disziplinierte sein Publikum. Jeder Mensch verschmutze täglich 5000 Liter Wasser, im Info-Block rechnete er auch vor, wie viel Bier man trinken muss, um den Tagesbedarf von Vitamin B2 zu decken und ekelt sich vor Gemüsesäften.

Alkohol nannte er das Schmiermittel der Hochleistungsgesellschaft, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch thematisierte er ebenfalls, wetterte gegen den "Adventsballermann" Christkindlemarkt und die überzuckerte Alcopops. Gerne verzichtet er auf Ökodiabetes durch kontrollierten Biozucker.

Gefährlicher als die Volksdrogen Alkohol und Zucker sei nur der Sport, dazu bemühte er eine schräg interpretierte Statistik. Vom Arzt auf Alkoholentzug gesetzt, beschäftigte er sich mit Wässern, stille Wasser sind nicht tief, sondern teuer. Wasser als spirituelle Erfahrung und Riesengeschäft für Konzerne. In mit Erdöl hergestellten Plastikflachen verpackt und in arme Länder verkauft, dieser Perversion sollte man wie beim Pils mit frisch gezapftem Leitungswasser begegnen. Oder als Geschäftsidee für Gütenbach, das Bachwasser abzufüllen und nach Frankreich zu verkaufen. Ob der anwesende Bürgermeister Breisacher diese Idee aufgreifen wird, wird die Zukunft zeigen.

Weber redet so schnell, dass er sich beinahe selbst überholt. Sein Programm ist bierernst, weinselig und brutal lustig. Nur zu gerne lässt man sich vom furiosen Volksaufklärer Weber unterhaltsam belehren. Nach der Zugabe übers Essen, signierte er seine Bücher.