Der Schweizer Satiriker Andreas Thiel fällt auf, nicht nur mit seinem schrillbunten Irokesenschnitt, sondern auch durch sprachgewaltige absurde Geschichten. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Satiriker Andreas Thiel bietet im "hanh art" ein Programm, das nachwirkt

Von Brigitte Frank-Gauckler

Gütenbach. Der Schweizer Satiriker Andreas Thiel mit grellfarbenem Irokesenschnitt überraschte im "hanh art kunstprojekt" sein Publikum mit irren Hirnwindungen, Literarischem und Politsatire und entwarf dabei absurde Geschichten.

Alles begann mit Adam und Eva, die erste Einwanderer waren. Thiel, Einwanderer der dritten Generation in die Schweiz, stellte Vergleiche an mit Deutschland und dessen Humor, zwischen Satirikern und Terroristen. Klar eigne sich das Hochdeutsche besser für Satire, denn die Sprache tue weh, ist hart und unbeugsam, das Schweizerische hingegen wirke deeskalierend. Der Schweizer Witz habe manchmal gar keine Pointen, es reiche schon aus, wenn der Witz gut anfängt. Doch eines stellte er klar, ohne Humor ist die Wahrheit unerträglich, und so schlürfte er genüsslich Schampus und versuchte, sich die Welt schön zu trinken.

Politik und Macht sind Thiel fremd, dennoch denkt er gerne und gründlich darüber nach. In einem imaginären Wortgefecht erlegte er die direkte Demokratie beim Thema Todesstrafe quasi im Vorbeigehen. Den Schweizer Strommarkt zerpflückte er anhand von Tomaten, die ohne Erde mit hohem Stromaufwand gezüchtet sind. Welche Tomate darf’s denn sein, die Atom-, Solar-, Stausee-, Speichersee- oder Windkrafttomate?

Auch bei einer Hinrichtungsszene ist die Wahl der Stromart eine Gewissensfrage.

Quasi ohne Übergang springt Thiel in die Themen und kommt auf der Suche nach einer Hauptstadt für Palästina auf den Vatikan, als Islamkritiker vergleicht er den Koran mit Harry Potter. Thiel kommt aus dem literarischen Kabarett, sein Werkzeug ist die Sprache. Seine große poetische Kraft entfaltete er in unglaublich pointierten, bildreichen und absurden Geschichten, es könnte ein Reisebericht über Island sein oder die Vorboten der Sintflut - "unglaublich, wie alles miteinander zusammenhängt".

Anhand des Fachs Wiedergeburt schilderte er seine Kindheit in der Waldorfschule satirisch. Mittlerweile interessiert er sich mehr für Antworten als für Fragen. "Unglaublich, was man sich mit so einer Frisur alles erlauben darf", kommentiert er seine Art Narrenkappe, doch das Gewand aus Anzug mit Krawatte ist seriös wie auch sein Programm. Es ist hochpolitisch, feingeistig, absurd und bildgewaltig – ein Programm, das nachwirkt.