In herzlicher Atmosphäre verläuft die Autorenlesung im Dorf- und Uhrenmuseum. Herzlich begrüßt Fritz Sprenger die Schriftstellerin Birgit Hermann. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Birgit Hermann und ihr neuestes Werk "Der Ferman"

Von Siegfried Kouba

Gütenbach. Sie ist in der Region längst bekannt: Birgit Hermann aus Titisee-Neustadt. Ihr Bekanntheitsgrad reicht als Schriftstellerin aber weit über die regionalen Grenzen hinaus. Jetzt war sie im Gütenbacher Dorf- und Uhrenmuseum zu erleben. Fritz Sprenger hieß Autorin, Gäste und die "junge Kapazität" Sarah Schirmaier willkommen.

Was viele Leser anspricht, ist die Kombination von Realität und Fantasie, von heimatlichem Geschehen und fremden Gepflogenheiten und kulturellen Gegebenheiten. Sie lässt Charaktere entstehen und beschreibt Stimmungen, Landschaften, Natur und fremde Länder. Des weiteren hat sie einen flüssigen Schreibstil, ein farbenreiches Deutsch. Pointiert verwendet sie das Alemannische. Kostproben gab es aus ihrem Buch "Der Ferman", was mit einem phonetisch nahen "Fährmann" nichts zu tun hat. Der Begriff kommt aus Persien und bedeutet "Freihandelsbrief". Er ist eine Lizenz, um Handel treiben zu dürfen.

Historisch fundierte Quellen genutzt

Bei ihren Nachforschungen hatte sie Glück, denn der Mann einer Kollegin ist Historiker und kennt sich in der türkischen Geschichte gut aus. Es war Usus, dass der Sultan persönlich den Markt in Konstantinopel von hoher Warte aus überwachte und die Handelsgenehmigungen unterschrieb.

Hauptperson der Geschichte ist der Schwarzwälder Bauer Mathias Faller. In seinem Fall war es Sultan Abdul Hamid I. (1724 bis 1789), der ihm den Handel erlaubte. Mathias fiel schon in seiner Kindheit mit Eigenheiten auf und handelte mit Uhren, mit denen er ins Osmanische Reich kam. Sein Ende war tragisch: Nach einer Mitteilung des Donaueschinger Wochenblatts vom August 1794 wurde er in Galatha durch mehrere Messerstiche verletzt, die zum Tod führten.

Birgit Hermann umschrieb seine Person und die Charaktere der Wegbegleiter: Da war der geschäftstüchtige Uhrmacher Ganter, sein Sohn, der das Leben nicht in einem gewinnbringenden Kantor verbringen wollte und die kleine Schwester Resle, die verträumt in die Welt hinein blickte.

Autorin macht es richtig spannend

Birgit Hermann machte es spannend. Kurz bevor der Zenit eines Kapitels erreicht wurde, brach sie ab und überließ dem Zuhörer die Erwartung, beim Lesen mehr zu erfahren. In geradezu gemütlicher Atmosphäre mit Kerzenlicht, Pause zum Erfrischen und Musik wurde der Freitagabend gestaltet.

Kontrapunkte lieferte Sarah Schirmaier neben anderen mit Bachs C-Dur-Präludium BWV 846, der Chanson-Bearbeitung "Antumn Leaves" oder "Fly Me to the Moon". Schließlich war Zeit, Bücher signieren zu lassen. Neben des Ferman gab es auch "Die Apfelrose" oder "Geigenholz". Birgit Hermann hat auch den Beitrag "Saure Leberle" zu dem Gemeinschaftswerk "Badische Grab-Schäufele" geliefert, schrieb Kindergeschichten und ein Theaterstück neben anderen Einfällen.