Helmschrot bereitet sich als alternder Virtuose auf sein Konzert des "Flammen-co" auf der Nervensäge vor. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Bildungstheater mit "Studienrat"

Gütenbach. Karl-Heinz Helmschrot ist ein Alleskönner, er bot am Samstag Abend im "hanhart-kunstprojekt" Bildungstheater mit Varieténummern, Jonglage mit Feuer und Wort. Dabei nahm er sein Publikum von Anfang an mit und begeisterte rundum.

Letztmals gastierte er vor zwölf Jahren im hanhart. Sein "Best of" seiner Programme bettete er in die Schule ein. Gleich zu Beginn begab er sich auf die Suche nach seinen "Schülern", die er den Abend über in seine Nummern einflocht, forderte und auch streng benotete. Aus Authentizitätsgründen schlüpfte er in das hellbraune Cord-Sakko seines ehemaligen Deutschlehrers. Auf der Bühne verwandelte sich Helmschrot – "nein es ist kein Künstlername" – in den Studienrat mit stechendem Blick.

Zu behandeln galt es das Thema Kommunikation, damals und heute. So begann alles mit der Keulengestikulation, wobei er die zu vermittelnden Inhalte mit einer atemberaubenden Jonglage verband. Einen wichtigen Part nahm die nonverbale Kommunikation ein, hier spiele das Lachen eine wichtige Rolle. Er erklärte auch den Hinterbänklern, wie die Witzsynapse funktioniert und stellte die Gesichtsverwandlung beim Lachen in Zeitlupe dar wie auch verschiedene Lacharten. Dabei zeigte er sein ganzes schauspielerisches und mimisches Können, sein Körper scheint knochenlos und beliebig verformbar. Auch Musik spielt bei ihm ein große Rolle, er mimte einen alternden Virtuosen auf der Nervensäge, erläuterte die Herkunft des "Flammen-co" und bewies sich dabei auf der klassischen Gitarre.

Es wurde geschummelt und gepetzt, in der zweiten Schulstunde war Schluss mit lustig und es wurde der "Faust" von Goethe gegeben. Er stellte den Faust in hessischem Dialekt vor, und wechselte in den Medienraum zur Verwandlung Mephistos. Bei einem Schattenspiel zeigte er ein diabolisches Grinsen, züngelte was das Zeug hielt, baute eine Feuerjonglage ein und erzählte Gretchens Part anhand klassischer Komponisten. Auch Titel von Herbert Grönemeyer eigneten sich hervorragend dafür. Dann nahm er wieder seine "Schüler" in die Pflicht und ließ sie die entscheidende Szene spielen, er als Choreograf. Seine Akteure entwickelten jedoch Eigendynamik und eigene Ideen, was das Publikum natürlich äußerst erheiterte.

Eine Jonglage mit Schirm, Melone und Ball zeigte poetische Elemente und verzauberte auf ganz eigene Weise. Als Zugabe gab er Einblicke in einen shakespaereschen Sprechkurs mit Tischtennisball im Mund, auch mit zwei Bällen, das hatte durchaus Varietécharakter.

Seine langjährige Fähigkeiten und Fertigkeiten brachte Helmschrot mit sprühendem Elan auf die Bühne, er überraschte, verzauberte, belehrte und unterhielt aufs Beste – so könnten Schulstunden öfter sein.