Im Jahr 1886 verbrachten der Maler Emil Lugo und dessen Freund, der Schriftsteller Wilhelm Jensen, einen Sommer im Schwarzwald

Von Siegfried Kouba

Gütenbach. Von 1847 bis 1858 wurde die neue Straße zwischen Simonswald und Gütenbach gebaut. Dabei entstand eine der längsten Trockenmauern Deutschlands. Probleme bereitete allerdings der Durchbruch des Felsens. Der offene Bogenfels beim Ortsausgang Richtung Simonswald ist bis heute eine Gütenbacher Attraktion, die schon vor über 100 Jahren künstlerische Prominenz in die Gemeinde lockte.

2008 hat Otto Hofmann eine recht poetische Beschreibung über einen Aufenthalt des Malers Emil Lugo (1840 bis 1902) in Gütenbach im "Heimatblättle" veröffentlicht. Der Bericht wurde als Quelle im Ausstellungskatalog des Augustiner-Museums Freiburg zitiert.

Im Gästebuch steht "Kunschmoler"

Demnach verbrachten Lugo, dessen Familie und sein Freund, der Schriftsteller Wilhelm Jensen (1837 bis 1911), vor rund 130 Jahren den Sommer in Gütenbach. Die Fremden logierten im "Gasthaus zur Hochburg", ein damals renommiertes Hotel. Am 3. August 1886 wurde Quartier bezogen, bezeugt im Gästebuch der Herberge, wobei der Freiburger Künstler sich selbst mit der alemannischen Vokabel "Kunschtmoler" bezeichnete.

Er gehörte in die Zeit seines Malerkollegen Hans Thoma (1839 bis 1924), mit dem er lebenslang befreundet war. Lugo entstammte einer einst spanischen Familie und wurde am 26. Juni 1840 in Stockach geboren, wo sein Vater als Jurist Amtsassessor war. Auch der Großvater war Jurist und lehrte als Professor (ab 1786) an der Universität in Freiburg. Emil Karl Alphons Lugo, so sein voller Name, zog mit seiner Familie nach Freiburg, als er zwei Jahre alt war. Dort besuchte er die katholische Volksschule und danach das Berthold-Gymnasium.

Als Lugo 13 Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern zu einem Maler, der ihm Aquarell- und Zeichenunterricht erteilte. Der Junge wollte Landschaftmaler werden – sehr zum Verdruss seines Vaters, der von dieser Idee alles andere als begeistert war. 1854 kam er seinem Traum ein Stück näher: Er konnte in die Großherzogliche Badische Kunstschule in Karlsruhe eintreten, wo er Meisterschüler des deutschen Landschaftsmalers Johann Wilhelm Schirmer (1807 bis 1863) wurde.

Als dieser starb, kehrte Emil Lugo nach Freiburg zurück. Nach einem Aufenthalt bei Hans Thoma in Bernau (1869) machte er eine Kunstreise durch Deutschland. 1871 kaufte die russische Zarin sein Gemälde "Ansicht von Peterstal" – ein Schlüsselerlebnis, das das Großherzogtum dazu bewegte, ihm ein Reisestipendium nach Rom zu gewähren.

Nachdem er diese angetreten hatte, reiste er weiter in den italienischen Süden, beschäftigte sich mit "poetischer Malerei" und bekam Besuch von Hans Thoma (1875). Wieder in Freiburg angelangt, verkehrte er in Literaten- und Gelehrtenkreisen und lernte den Dichter Wilhelm Jensen kennen. Die wirtschaftliche Lage Lugos war zu diesem Zeitpunkt desolat. Seit 1880 verbrachte er die Sommermonate zusammen mit der Familie Jensen, die alle auf dem Land jene Verwirklichung finden wollten, die es in der Stadt nicht geben konnte. So kam es zu der Reise nach Gütenbach (1886).

Dem Schriftsteller Wilhelm Jensen schwebte eine Beschreibung des Schwarzwaldes vor. Emil Lugo konnte er dafür als Illustrator gewinnen. Jensen hatte gute Beziehungen zum Dramatiker Friedrich Hebbel (1813 bis 1863) und dem Lyriker (1815 bis 1885) Emanuel Geibel und war außerdem befreundet mit dem Schriftsteller Wilhelm Raabe (1931 bis 1910). Seine Novelle "Gradiva" (erschienen 1903) veranlasste den Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856 bis 1939) sogar zu einer psychoanalytischen Literaturbetrachtung.

Gemälde in vielen Museen zu bestaunen

Nach seinem Tod im Jahr 1902 in München hinterließ Jensen ein großes Oeuvre an Novellen und Romanen. Von seinem Freund Emil Lugo sind Werke erhalten, die im Freiburger Augustiner-Museum, in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe oder der Graphischen Anstalt München zu finden sind. Wie Otto Hoffmann schreibt, gehören dazu Gemälde mit Titeln wie "Aufstieg durch Gütenbach", "Ginsterhang bei Gütenbach", "Felspartie bei Gütenbach", "Felsenthor bei Gütenbach" oder das "Külbenschwein".