Beim Tag der offenen Tür strömen weit mehr Besucher als erwartet in die Uhrenfabrik / Sämtliche Mitarbeiter sind anwesend

Von Siegfried Kouba

Gütenbach. Sie fertigt Uhren seit 1882, die Firma Hanhart. Am Samstag öffnete sie die Türen. Viele Liebhaber, ehemalige Werksangehörige, Neugierige und absolute Fans waren dabei.

Ein Film dokumentierte die Firmengeschichte, und schon zu Beginn war klar, anstatt den Führungen im Stundenrhythmus mussten alle halbe Stunden die Gruppen durchgeschleust werden. Zu sehen gab es alles; vom Rohmaterial bis hin zum hochwertigen Chronometer oder der äußerst präzisen Stoppuhr. Sehenswert war natürlich das neue Schmuckstück des Unternehmens: Das Museum, das zahlreiche historische und aktuelle Modelle zeigt, darunter eine Spionageuhr oder eine Fliegeruhr. Mit Stolz präsentierte Manfred Schwer die Sammlung.

Organisiert wurde der Besichtigungstermin durch Geschäftsführer Klaus Eble sowie den für technische Angelegenheiten zuständigen Simon Hall. Für wirtschaftliche Belange zeichnete Felix Wallner. Das gesamte Personal war anwesend. Eine ganze Reihe an Führern, wie Dieter Waldvogel, standen zur Verfügung und auch die Mitarbeiter(innen) an den Maschinen gaben bereitwillig fachmännische Auskünfte.

Deutlich spürbar wurden die positive Stimmung und der Stolz auf handwerkliche Uhrmacherkunst, die sich im Begriff "Manufaktur" manifestierte. An einem Niedergang ist man vorbei geschrammt, um so stärker ist der Blick in die Zukunft gerichtet. Absolute Präzision mit hoher Qualität hat Vorrang. Der Laie erkennt schon beim ersten Hinsehen, dass hier robuste, wertvolle Produkte entstehen, die an den traditionellen Märkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz abgesetzt werden sollen.

Die Führung verdeutlichte das Entstehen einer Stoppuhr und Dieter Waldvogel unterstrich die Fertigungstiefe, von der das Unternehmen lebt, und wohinter sich fast hundertprozentige Eigenanfertigung verbirgt. Es gibt nur wenige Zulieferer, die nach der großen Krise wieder aufkamen und die in Anspruch genommen werden. Es zeigte sich, dass durch das autarke Prinzip Wettbewerbsvorteile erzielt wurden. So werden viele Stanzteile aus Stahl, Messing und anderen Materialien gefertigt. Die massiven, qualitätsvollen Gehäuse bestehen aus Warmpressteilen und zeugen von solider Arbeit.

Unglaublich scheint die Herstellung von kleinen Zahnrädern für Wellenräder, von denen pro Jahr rund 10 000 Stück – in nur 14 Tagen – produziert werden. Die mechanischen Geräte hierzu sind die Vorgänger von CNC-Maschinen. Die Entgratung erfolgt traditionell, wobei 300 Stück nach eineinhalbstündigen Durchlauf heraus kommen. Die Fertigung von Vorderplatten (Platinen) erläuterte Michael Schwarz, einer der CNC-Programmierer. Die hochwertigen Maschinen können variabel eingesetzt werden und sorgen für beste Messqualität. Viel Handarbeit leisten Frauen, die kleine "Uhrenrädle" zusammen setzen, Drücker für Stoppuhren einbauen oder Displays punktgenau einfügen. Wichtig ist schließlich die Endkontrolle, die genau genommen wird, denn die Produkte sollen die Kunden mehr als zufrieden stellen.

Von 15 Stoppuhrentypen gibt es drei mechanisch komplizierte und hochwertige, die Tausendstel von Sekunden stoppen können. Vom Additions- zum Kronenstopper ist alles vertreten. Neben digitalen gibt es auch analoge Werke, und immer mehr elektronische Stoppuhren werden hergestellt.