Groß ist das Interesse des Gemeinderats am Ergebnis der Diskussion. Das Foto zeigt links Susanne Häsler von der KE und Bürgermeister Rolf Breisacher. Fotos: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürger-Café in der Festhalle / Forum zur Meinungsbildung / Viele Kritiker bleiben der Diskussion allerdings fern

Von Siegfried Kouba

Gütenbach. Zum "Bürger-Café" waren die Einwohner von Gemeindeverwaltung und der Stuttgarter LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) eingeladen. Es ging um die Dorf-Sanierung aufgrund der Grobanalyse "Ortskern I". Vier Fragen hatten dazu Verwaltung, Gemeinderat und KE zum Hinterfragen herausgearbeitet.

Bürgermeister Rolf Breisacher wies darauf hin, dass zu den 34 Voranmeldungen noch weitere Besucher gekommen waren, insgesamt ein prozentual großer Anteil. Er wünschte sich Kritik und Anregungen, die unbeeinflusst diskutiert werden sollten. Das Prozedere erläuterte Susanne Häsler von der KE. Demnach sollten in gewissen Zeitabständen vier Fragen behandelt und danach die Gruppen an den sechs Tischen neu gemischt werden.

Häsler, promovierte Geologin und 28 Jahre bei der KE beschäftigt, konnte auf gute Erfahrungen bei einem Dutzend von Bürger-Cafés verweisen. Sie betonte, dass die Ausgangspositionen erkundet und dokumentiert werden. Der Bericht ist zur Vorlage beim Regierungspräsidium wegen zu gewährender Zuschüsse nötig.

Die Runde bemängelte, die Themen hätten früher bekannt gegeben werden. Dennoch entwickelten die Gütenbacher einiges spontane. Die Meinungen verdichteten sich bei medizinischer Versorgung (Ärzte, Apotheke, Hilfskräfte), Mobilität und Versorgung älterer Mitbewohner, allgemeiner Versorgung (Läden, Gastronomie) und Ansiedlung von Neubürgern (unattraktive Bauplätze).

Der Ortskern I umfasst die Hauptstraße ab "Tunnel" bis Rathaus, von dort bis zur Schule und das Vordertal bis zum "Roten Haus". Angedacht sind Neuordnungsbereiche wie Firma Hanhart, Seniorenwohnanlage, Dorfplatz, neues Rathaus, Schule, Kindergarten und Festhalle. Modernisierungen, bis hin zu Umnutzungen und Neubebauungen sind angedacht.

"Können alle Bevölkerungs- und Altersgruppen in Gütenbach gut leben? Sehen Sie Handlungsbedarf." Hier war man sich einig, dass Kinder, Jugendliche und Berufstätige recht gut versorgt sind, Senioren sich aber in einer schwierigen Situation befinden. Mobilität und Barrierefreiheit sind nicht gewährleistet, unmittelbare ärztliche Betreuung nicht vorhanden und Einkaufsmöglichkeiten eingeschränkt. Hinzu kommt die topografische Lage.

Zweite Frage: „Wie sollte Gütenbach in etwa fünf bis zehn Jahren, auch baulich, aussehen?": Hier machte man sich Gedanken zu erhaltenswerten Gebäuden, zu "betreutem Wohnen", Apotheke oder Metzger und Selbstständigkeit der Gemeinde.

Eine weitere Frage war: "Rathaus, Halle, Schule, Kindergarten und Feuerwehr sind wichtige Themen bei der Ortsentwicklung Wie stehen Sie dazu? Sehen Sie weitere wichtige Themen?" Hier war sich eine Gruppe ziemlich einig: "Wir brauchen alles, aber hier und da eine Nummer kleiner". Die Festhalle sei A & O. Wichtig sei die Ansiedlung von Gewerbebetrieben, auch wenn die bauliche Situation nicht günstig sei.

Schließlich wurde gefragt "Gütenbach und Furtwangen arbeiten in verschiedenen Bereichen zusammen. Wo sehen Sie weitere Chancen zur interkommunalen Zusammenarbeit, vielleicht auch mit anderen Nachbargemeinden?" Hier sah die Versammlung, dass es bereits viele Gemeinschaftsprojekte gibt, die ausgebaut werden könnten. Eine Eingemeindung werfe die Frage auf, was gespart werden könne und welche Vorteile sich böten.

Zum Schluss der Veranstaltung kamen Mitglieder des Gemeinderats und der Rathaus-Chef. Sie waren äußerst angetan von der Ideenvielfalt. Anneliese Bett bemängelte, viele Kritiker fehlten, um ihre Meinung vorzutragen. Ein Besucher bezweifelte, ob es sinnvoll sei, dass die Gemeinde selbstständig bleibe. Albrecht Kienzler meinte "es wäre ein großer Fehler gewesen, wenn man das King-Areal nicht gekauft hätte". Eugen Weiß war als interessierter Gütenbacher Bürger gekommen, weil er wissen möchte, wie es weiter geht und was mit den Steuereinnahmen geschieht. Eine Besucherin machte deutlich: "Wir sind froh, dass wir noch eine Schule haben!" Thomas Eschle lobte die angenehme Atmosphäre des Nachmittags.