Rund 100 interessierte Gütenbacher informieren sich bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend über Dorfentwicklung und Sanierungsprogramm. Foto: Hajek Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerversammlung zeigt auf, dass sich die Einwohner auf einen größeren Strukturwandel einstellen müssen

Von Christa Hajek

Gütenbach. Die Zukunft von Rathaus und King-Gebäude, die Gestaltung der Dorfmitte, sorgte für kontroverse Diskussionen bei der Bürgerversammlung in der Gütenbacher Festhalle. Auch der Standort eines neuen Feuerwehrhauses hängt damit eng zusammen.

Bürgermeister Rolf Breisacher ließ die Vorgeschichte Revue passieren und zählte die Gründe auf, die für das Konzept der Verwaltung sprechen: Abriss des bestehenden Rathauses, Umzug der Verwaltung in den "King-Kopfbau", der zu diesem Zweck von Grund auf saniert werden muss. Die Gemeinde hat das Areal gekauft, zu einem fünfstelligen Betrag, der durch die Mieteinnahmen rasch wieder hereinkommt, wie der Bürgermeister versicherte.

Nach einer Kalkulation aus dem Jahr 2007 würde die Sanierung des bestehenden Rathauses mindestens 1,3 Millionen Euro kosten. Die Mängelliste ist lang: Dach und Dachabläufe undicht, schlechte Isolierung und damit hohe Heizkosten, feuchter Keller, Sanitäranlagen unzeitgemäß, Elektroinstallationen unzureichend für heutige Erfordernisse. Die vier Wohnungen sind nur schwer zu vermieten. Der King-Kopfbau würde "nur" eine Million verschlingen. Das Backsteingebäude steht unter Denkmalschutz. Die Beseitigung der Altlasten – vor allem Mineralölbelastung – wird aus dem Altlastenfonds zu 50 Prozent gefördert, berichtete Breisacher. Die Feuerwehr soll ein neues Domizil auf dem jetzigen Festplatz bekommen.

"Es kann nicht sein, dass so ein nettes, gutes Rathaus abgerissen wird", warf Erika Hummel in die Debatte, sie hatte über 500 Unterschriften gegen den Abriss gesammelt. "Wir geben nicht auf", kündigte sie an. Das King-Gebäude fand Karl Duffner "potthässlich" und keinesfalls erhaltenswert. Die Idee von Otto Hofmann, einen kleineren Rathausneubau zu erstellen, ohne Wohnungen, lehnte Breisacher ab mit der Begründung, dass es Zuschüsse nur für Sanierungen, nicht aber für Neubauten gibt. Ins Gespräch gebracht wurde von Brigitte Riesle, das Ortszentrum auf der anderen Straßenseite eher in Richtung Bachhofmatte zu entwickeln. "Unrealistisch" nannte Breisacher die Idee, zumal sich der Bachhof in Privatbesitz befindet. Alternative Standorte für das Feuerwehrhaus wurden genannt: das King-Areal oder das Gewerbegebiet Ob der Eck. Kommandant Jürgen Schonhardt verteidigte das Festplatz-Konzept: beim King-Areal gebe es Probleme mit der Ausfahrt, die Neueck sei zu weit vom Zentrum entfernt, um die vorgeschriebenen Ausrückzeiten einzuhalten. Er wies darauf hin, dass Vereinsfeste mit Festzelt immer noch möglich sind, dass die Veranstalter zudem die Infrastruktur der Feuerwehr benutzen können.

Nachdenkliche Worte fand Architekt Helmut Schlegel. Gütenbach erlebe einen krassen Strukturwandel weg vom Industriedorf, die Zahl der Arbeitsplätze sinkt. Die Einwohner müssten sich das bewusst machen und sich neue Visionen erarbeiten. "Es gibt keine Ideallösungen", stellte er klar.

Kommentar

Den ersten Antrag auf Aufnahme in das Sanierungsprogramm stellte die Gemeinde Gütenbach im Jahr 2011. Im Jahr 2014 erhielt sie den Bewilligungsbescheid des Regierungspräsidiums Freiburg zur Aufnahme in das Sanierungsprogramm LRP (Sanierungsprogramm ländlicher Raum). Das Programm ist auf acht Jahre konzipiert, eine Verlängerung ist möglich.