Debatte um Grosselfinger "Lamm" zieht ihre Kreise bis nach Sulz / Offener Brief an Landrat Pauli

Von Judith Midinet

Grosselfingen. "Geschockt" sei er über das Vorgehen des Landratsamts in Sachen "Lamm", schreibt Werner Baiker, Mitglied der Narrenzunft Empfingen. In einem offenen Brief an Landrat Günther-Martin Pauli kritisiert er die Behörde für ihren Umgang mit der historischen Bausubstanz.

Die Diskussionen um die Gestaltung des Ortskerns haben auch außerhalb von Grosselfingen Aufmerksamkeit erregt. Werner Baiker aus Sulz und Mitglied der Narrenzunft Empfingen, hat sich nach der Berichterstattung im Schwarzwälder Bote über die Überprüfung der Statik des "Lamms" entschlossen, einen offenen Brief an Landrat Günther-Martin Pauli zu schreiben.

Er sei "geschockt" gewesen, "dass der Zollernalbkreis mit seiner bauamtlichen Aktivität das Wasser für die Mühlen historischer Bausubstanzbeseitigung liefert", wie er unserer Zeitung mitteilt. Als Außenstehendem könne es ihm eigentlich egal sein, wenn in Grosselfingen "ein Zaunpfahl umfällt", aber die Gemeinde "zerfleische" sich intern so, dass das zeitlich nicht sehr sensibel geplante Beseitigen des Kriegerdenkmals sogar überregionale Aufmerksamkeit gewinne.

Narrenspiel ist durch Kulisse authentisch

Baiker selbst war 2013 ein Mitbewerber um das "Immaterielle Kulturerbe" mit der Empfinger Strohvermummung. Das Narrengericht hat er "aus Neugierde" in diesem Jahr besucht. Das Narrenspiel, schreibt Baiker in seinem Brief an Pauli, habe seine Authentizität nicht nur durch den Spielablauf und die Kostümierung, sondern auch durch die historische Kulisse. Werde diese durch eine zeitgenössische Bühnenplattform ersetzt, werde auch die Chance, das Prädikat "Immaterielles Kulturerbe" durch die UNESCO-Kommission zu erhalten, gefährdet.

"Der Zollernalbkreis hat meiner Meinung nach jetzt schon durch sein Vorgehen eine Vorentscheidung indirekt unterstützt, die nachhaltige Auswirkungen auf die Ganzheitlichkeit des Narrengerichts Einfluss haben wird", schreibt Baiker, "der Zollernalbkreis hätte meiner Ansicht nach nicht nur durch den sicherlich verwaltungstechnisch korrekten Vorgang indirekten Einfluss auf die Zukunft der Ortsmitte von Grosselfingen nehmen können." Mit einem strukturierten Blick in die Zukunftsentwicklung des Landkreises hätte die Behörde an der nachhaltigen Stabilität der bisher "ganzheitlichen historischen Kulisse" positiv mitwirken können.