08.02.2015 Grosselfingen Foto: Jörg Wahl

Nach vier Jahren Pause findet Spektakel wieder statt. Angeklagte werden zu ruppiger Rasur und Pritschenbank verurteilt.

Grosselfingen - Am Sonntag verwandelte sich die Gemeinde Grosselfingen ins "Venezianische Reich". Nach vier Jahren Pause wurde mit viel Aufwand und Mühe erneut das ehrsame Narrengericht aufgeführt.

Knapp 1500 Besucher kamen, darunter viele geladene Ehrengäste, um sich das Spektakel, dessen Ursprung im 15. Jahrhundert liegt, vor Ort anzusehen. Narrenvogt Manfred Ostertag hatten nicht zu viel versprochen. Am Morgen schneite es zwar noch, mit Beginn um 12.30 Uhr schaute aber kurz die Sonne vorbei.

Um 9 Uhr hatte Pater Artur Schreiber bereits das Lob- und Seelenamt für alle lebenden und verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft zelebriert. Nachmittags begann das Spiel, an dem etwa 350 männliche Einwohner, unterteilt in etwa 40 unterschiedliche Gruppen, teilnahmen. In farbenprächtigen Kostümierungen sorgten sie für Umtrieb und Lacher. Mit Musik zogen sie durch den Flecken, holten Narrenvogt Manfred Ostertag in seinem Haus ab. Dann übernahm der Platzmajor auf dem Marktplatz die Verkündigung der Reichsordnung.

Unterdessen ging im alten Schulhaus schon die erste von insgesamt drei Gerichtsverhandlungen über die Bühne. Alle Angeklagten wurden verurteilt. Darunter Landrat Pauli, die Bürgermeistern Roman Waizenegger und Franz Josef Möller, Hechingens Stadtarchivar Thomas Jauch, Pfarrerin Gudrun Ehmann, aber auch reine Privatleute, wie etwa Frauen der Grosselfinger Feuerwehr. Als Strafe gibt es die Pritschenbank, wo Hiebe auf das Hinterteil gegeben werden. Auch ruppige Bartrasuren und Füße waschen sind Formen der Buße.

Im Pfarrhaus wurde zwischenzeitlich der Krauthafen mit Sauschwanz abgeholt. Zum Spiel gehört auch der Raub des Sommervogels – seine Ankunft lässt das Ende des Winters erhoffen. Die Räuber wurden gefasst und verurteilt. Und weil der Narrenvogt Gnade walten ließ, wurden sie lediglich in den Brunnen geworfen. Zum Spielende wurde der Narrenvogt in sein Haus zurückbegleitet. Im Festzelt gab es anschließend noch den Narrentanz .