Bunt geht es zu, beim Grosselfinger Narrengericht. Foto: SB-Archiv

Aufnahme in Unesco-Weltkulturerbe ändert nichts am Selbstverständnis. Brauch in Urform erhalten.

Grosselfingen - Das Ehrbare Narrengericht zu Grosselfingen ist offiziell ein Teil des immateriellen Weltkulturerbes der Unesco. Doch wie gehen die Verantwortlichen nun damit um?

Bis jetzt ist das Fasnachtsspiel des Grosselfinger Narrengerichts ungefähr alle vier Jahre aufgeführt worden. Was ändert sich nach der Aufnahme ins Weltkulturerbe? Gibt es bald jährlich eine Veranstaltung? Wird mit diesem Titel nun intensiv geworben?

"Es ist kein Grund, nicht auf dem Teppich zu bleiben", sagt Vorsteher Manfred Ostertag. Gewiss werde die Aufmerksamkeit größer werden. "Doch am Spielablauf können und wollen wir nichts ändern", erläutert Ostertag. Es sei Sinn und Zweck, dass der Brauch in seiner Urform erhalten bleibe. Man könne allerdings davon ausgehen, dass die Erwartungen dadurch gestiegen seien.

Auch der Grosselfinger Bürgermeister Franz Josef Möller weiß um die Wichtigkeit, nichts am Fasnachtsspiel zu verändern. "Wir denken nicht daran, das Narrengericht kommerziell auszuschöpfen", sagt er. Möller kann sich jedoch durchaus vorstellen, dass in Zukunft mehr Kulturinteressierte angelockt werden. "Die Besucher sollten sich nur vorher informieren, damit sie das Gezeigte verstehen können", rät Möller. Denn bei "Krauthafen", Gerichtsverhandlungen samt Verurteilungen und Sommervogel könne man schon mal durcheinander geraten.

Doch die Auszeichnung zeige auf jeden Fall, dass die Tradition Früchte trägt. In der Gemeinde werde alles so weitergehen wie bisher. "Wir werden mit dem weitermachen, was wir bis jetzt gemacht haben", sagt Möller. Schließlich sei die Tradition über 500 Jahre alt.

Auszeichnung schön und gut, aber wird sich das auch finanziell lohnen? "Das ist noch nicht absehbar", sagt Manfred Ostertag, "ich weiß nicht genau, ob es da staatliche Zuschüsse gibt." Man solle auch nicht das Fell des Bären verteilen, bevor er erlegt ist. Das weitere Vorgehen werde zunächst von den Vorstandsmitgliedern besprochen. Gefeiert wird auf jeden Fall. "Die Sektkorken werden knallen. Da können Sie Gift drauf nehmen", sagt Ostertag gegenüber unserer Zeitung.

Das Narrengericht war seitens der Unesco vor allem wegen "einer außergewöhnlichen Vereins- und Öffentlichkeits arbeit" ausgezeichnet worden. Dabei ist ein Antrag auf den Eintrag als Verein vor einiger Zeit gescheitert, da offiziell nur Männer an der Veranstaltung teilnehmen, was dem Gedanken der Gleichberechtigung widerspricht.

"Die Frauen wirken im Hintergrund", sagt Ostertag. Die Rolle der Schauspieler wird allerdings tatsächlich von den Männern übernommen. Die Rollen von Hanswursten, Geißelläufern, Stubenklepfern, Räubern, Profosen und vielen anderen werden traditionsgemäß auf die Kinder übertragen.