Das Grosselfinger Narrengericht ist auf dem Weg zum Kulturerbe. Das Bild entstand bei der Aufführung des Narrenspiels im Jahr 2011. Foto: Privat

Grosselfinger Bruderschaft steht in der engeren Auswahl. "Wir müssen uns richtig ins Zeug legen."

Grosselfingen - Tage der Entscheidung liegen vor der Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts. In Bonn geht es um die Anerkennung als Kulturerbe und in Grosselfingen um das Narrenspiel im nächsten Jahr. Hopp oder topp – das ist die Frage, die gut 500 Brüder in Grosselfingen bewegt.

In der Hochphase der Fasnet stehen im nächsten Jahr am 8. und 12. Februar die beiden Aufführungen des Narrenspiels und das grobgünstige Narrengericht auf dem Plan. Die Sünder sollen ihr halbes Leben verlieren, und der Sommervogel muss fliegen. Die Bruderschaft will zeigen, dass sie wirklich das gute Praxisbeispiel ist, als das die baden-württembergische Landesregierung die Grosselfinger für das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes nominiert hat.

Zur Erinnerung: Deutschland ist im vorigen Jahr dem UNESCO-Übereinkommen beigetreten und stellt derzeit seine Liste immateriellen Kulturerbes zusammen. Grosselfingen hat sich beworben und ist im Frühjahr von der Stuttgarter Landesregierung als einer von fünf positiv bewerteten Vorschlägen an die deutsche UNESCO-Kommission nach Bonn gemeldet worden. Auch die anderen Bundesländer haben ihre Favoriten benannt. Von anfangs 128 Bewerbungen sind derzeit noch 83 in der engeren Wahl – darunter die Grosselfinger Bruderschaft. Sie will im "Register guter Praxisbeispiele" vorn sein, einer der drei Kulturerbe-Kategorien.

Die deutsche UNESCO-Kommission stellt gerade ihre Empfehlung für die bundesweite Liste zusammen, im Dezember soll das Verzeichnis vorgestellt werden. Wie das Ranking endet, entscheidet sich auch in Grosselfingen. "Wir müssen uns richtig ins Zeug legen", blickt Narrenvogt Manfred Ostertag auf die Fasnet im nächsten Jahr. Er trommelt gerade alles zusammen, was in Grosselfingen männlich ist. Nur wenn jeder mitmacht, geht’s am Ende gut aus.

Ende September sind die Chargenführer der Bruderschaft erstmals zusammen gekommen, um die Weichen zu stellen, am 12. Oktober stieg die Uniformbörse im Alten Schulhaus. Sie lief gut, die Erleichterung war am Ende groß. Eine Menge Kinder und Jugendliche kamen – jedes Mal die große Sorge der Bruderschaft nach fünf Jahren Pause.

Dass die alten Brüder mitmachen, ist fast sicher. Aber wie sieht’s bei den jungen aus, die zum ersten Mal eine Rolle übernehmen können? Die Bruderschaft ruft die Nachwuchsnarren der Jahrgänge von 1997 bis 2010 (und ihre Eltern) auf, sich zu melden (Narrenvogt@Narrengericht.eu oder Telefon 07476/7777). Sie können Stabläufer, Edelknaben oder Pagen werden. Jeder Bruder wird gebraucht.

Der Fanfarenzug probt seit Anfang Oktober jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Feuerwehrhaus. Der Spielmannszug probt jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Alten Schulhaus. Die Geiselläufer haben regelmäßige Proben, um ihre Karbatschen im Takt knallen zu lassen. Die Gassenrollen (Hanswurste, Wegräumer, Geigerle und Narrenrössle) treffen sich regelmäßig. Die Bäder sammeln einschlägige Vorkommnisse, die abgeurteilt werden können. Magistrate, Narrenvogt, Redmänner und Majore tagen geheim zur Vorbereitung der Gerichtsverhandlungen. Die Kleiderkammer des Narrengerichts ist geöffnet nach Bekanntgabe oder Absprache. u www.Narrengericht.eu