Ein 37-jähriger Grosselfinger stach seiner Ex-Frau im vorigen Juli im Streit ein Messer in den Hals, schleuderte sie zu Boden und flüchtete. Nun steht er vor Gericht. (Symbolfoto) Foto: (skue)

37-Jähriger rammt seiner Ex-Frau vor Münsinger Polizeirevier Klinge in den Hals. Opfer überlebt nur knapp.

Grosselfingen/Tübingen - Es geschah direkt vor dem Münsinger Polizeirevier: Ein 37-jähriger Grosselfinger stach seiner Ex-Frau im vorigen Juli im Streit ein Messer in den Hals, schleuderte sie zu Boden und flüchtete. Nun steht er vor Gericht.

Nur den Polizeibeamten, die unmittelbar nach der Tat erste Hilfe leisteten, ist es zu verdanken, dass die 34-jährige Frau nicht an Ort und Stelle verblutete. Eines konnte das Opfer den Polizisten vor ihrer Notoperation gleich noch mitteilen: den Namen des Täters. Der Grosselfinger, der sich seit Montag wegen versuchten Totschlags vor der Schwurgerichtskammer des Tübinger Landgerichts verantworten muss, hat die Tat bereits am ersten Verhandlungstag gestanden.

Wie die Mutter des Opfers gestern aussagte, war die Beziehung ihrer Tochter zu dem Angeklagten seit Jahren ein Auf und Ab. "Am Anfang hatten wir alle ein sehr gutes Verhältnis", erklärte sie: "Ich habe auch nie mitbekommen, dass es Probleme gab." Bis ihre Tochter mit ihren Kindern vor der Tür stand, weil ihr betrunkener Ex-Mann sie geschlagen hatte. Sie berichtete von Telefonterror und Drohungen, Eifersucht des Angeklagten und ihrer verängstigten Tochter, von erneuten Annäherungen um der Kinder Willen.

An einige der Dinge, die sie bei der polizeilichen Vernehmung am Tag nach der Tat gesagt hatte, konnte oder wollte sich die Mutter nicht mehr erinnern: Dass der Angeklagte im alkoholisierten Zustand aggressiv, gewaltbereit und nicht mehr Herr seiner Sinne sei oder dass sich ihre Tochter wegen der telefonischen Drohungen kaum noch allein aus dem Haus getraut habe. Als der Verteidiger wissen wollte, ob sie damals in ihrer Aufgebrachtheit übertrieben habe, wies die Rentnerin dies empört zurück.

Die Probleme des Opfers mit dem Angeklagten waren auch der Münsinger Polizei bekannt. Noch am Morgen der Tat hatte einer der Polizisten die Anzeige der Frau wegen Beleidigung aufgenommen. "Sie sagte, sie würde die Drohungen ihres Ex-Manns ernst nehmen, weil er krank sei und man ihm helfen müsse. Spätabends stand sie plötzlich mit aufgeschlitzter Kehle vor der Tür", erinnerte sich der Beamte vor Gericht. "Sie hatte Todesangst", sagte ein anderer. Auf die Frage, ob ihr ehemaliger Mann ihr das angetan habe, habe die 34-Jährige genickt; sprechen konnte sie nicht mehr. Die Polizei leitete die Fahndung ein und nahm den Grosselfinger am folgenden Nachmittag fest – vor einem Imbisswagen beim Balinger Rockfestival "Bang your Head", wo er sich einer feiernden Gruppe angeschlossen hatte. "Als wir den Polizeihubschrauber hörten, sagte er noch: ›Die suchen nach mir‹", erinnerte sich eine der Feiernden: "Wir dachten, er macht einen Witz." Der Angeklagte entschuldigte sich höflich bei den beiden Zeuginnen seiner Festnahme für die "Unannehmlichkeiten". Für seine Schwiegermutter hatte er kein einziges Wort übrig.

Der Prozess wird am Mittwoch, 2. April, fortgesetzt.