Hahn Brutus hat es zwar derzeit ganz gemütlich, doch er will wieder nach Hause. Tiervermittlerin Christina Stalder hilft ihm bei der Suche. Foto: Huger

Tier greift Artgenossen an. Viele weitere ausgesetzte Tiere im Wald. Tiervermittlerin hilft bei Suche. Registrierung ist wichtig.

Grosselfingen - Ein vermutlich entlaufener Hahn hält derzeit eine Grosselfinger Tiermittlerin in Atem. Erst ließ er sich nur schwer einfangen, dann attackierte er zwei andere Hähne. Vom Besitzer fehlt jede Spur.

Einen halben Tag lang hält der Hahn mehrere Menschen auf Trab. Immer wieder flattert er davon, sitzt einige Zeit in einer hohen Hecke fest. Mit einem Schafzaun versuchen Christina Stalder und ihr Sohn das Federvieh einzufangen. Das gelingt aber erst mit dem Einbruch der Dunkelheit. "In der Nacht fliegen Hähne nicht", erklärt Christina Stalder.

Die Tiervermittlerin hat den widerspenstigen Hahn, den sie aus dem Garten einer Nachbarin herausholte, nun in einem Gehege mit zwei Leih-Hühnern untergebracht. Denn bei ihren Seidenhennen wäre das nicht gut gegangen. "Wenn er sich draufsetzt, sind sie platt", so die Grosselfingerin. Das liege daran, dass Seidenhennen etwas kleiner sind als gewöhnliche Haushühner. Und einmal habe sie bereits einen Hahn gehabt, der zwei der Hennen "erledigt" hat.

Ihr neuer Fundhahn hat sich mit zwei ihrer Hähne angelegt. Da die schon sehr alt waren, mussten sie nach dem Streit beim Tierarzt eingeschläfert werden. Wegen seiner rabiaten Art, nennt ihn Christina Stalder nun "Brutus", weil da das Wort "brutal" drinsteckt. Mittlerweile hat sich der Hahn aber ein wenig in seiner Übergangsbleibe eingelebt und zeigt weniger von seiner aggressiven Seite.

Noch sucht die Tiervermittlerin den rechtmäßigen Besitzer des Tieres. Doch gleichzeitig hört sie sich auch schon um, wo der Hahn auf Dauer unterkommen könnte. "Es kann sein, dass ihn jemand ausgesetzt hat", sagt Stalder. Schließlich braucht eine Hühnerschar immer nur einen Hahn, zudem bekämpfen sich Hähne, sobald sie geschlechtsreif sind. Da könne es durchaus sein, dass jemand Brutus loshaben wollte.

Identifizieren lässt sich der Hahn leider nicht. "Er kann nicht sagen, wo er wohnt", sagt Stalder scherzhaft. Ein Ring am Fuß hätte das jedoch klargestellt. Brutus trägt allerdings keinen Fußschmuck.

Grundsätzlich sollten nicht nur Hähne, sondern alle Haus- und Nutztiere registriert werden. "Wir erleben es immer wieder, dass ein Tier nicht gekennzeichnet ist", sagt Cornelia Köhn vom Freundeskreis Katze und Mensch. Doch das sei unheimlich wichtig. Denn: "Das erspart dem Tier viel Not und Leid", sagt Köhn, die oft mit Christina Stalder zusammenarbeitet. Zudem habe der Finder dadurch weniger Arbeit und es spare eine Menge Geld.

Auch Stalder betont, wie wichtig die Registrierung der Tiere ist. Sie selbst hat Dank der Kennzeichnung einmal ihren Kater in Hamburg wiedergefunden. Der hatte es sich in einem LKW bequem gemacht und war zunächst nicht aufgefallen.

Doch viele Tiere verschwinden nicht aus Versehen, sondern werden einfach irgendwo ausgesetzt. Im nahegelegenen Wald hat Christina Stalder schon Zwergkaninchen, Meerschweinchen, Nymphensittiche sowie ganz alte und sehr junge Hunde gefunden. Die kleineren Tiere werden meist direkt von ihr eingepackt. "Ich gehe nicht mehr ohne Faltkarton aus dem Haus", sagt sie.

Ein Tierfund muss gemeldet werden, sonst ist es Diebstahl

Einfach so dürfen die Tiere nicht mitgenommen werden. "Das A und O ist die Fundtiermeldung", sagt Cornelia Köhn. Sonst gelte das Tier nämlich als gestohlen. Wer ein Tier findet, muss es also gleich beim Fundamt melden. Bei der Suche nach dem Besitzer hilft unter anderem die Tierschutzorganisation Tasso, die ein europaweites Register führt. Im Internet bietet sie eine Datenbank, mit der entlaufene Haustiere aufgefunden werden können. Auch auf Facebook gibt es eine Gruppe, in der nach vermissten Tieren gesucht wird.

Prinzipiell sollen sich diejenigen, die ein Tier loswerden wollen oder müssen, besser bei einer der vielen Tierschutzorganisationen melden. "Wir helfen gerne bei der Vermittlung", sagt Christina Stalder. Anlaufstellen im Zollernalbkreis sind unter anderem die Tierschutzgruppe Bodelshausen-Hechingen, die Tierfreunde Mössingen, das Tierheim in Albstadt-Tailfingen, die Katzenhilfe Balingen, der Freundeskreis Katze und Mensch sowie der Katzenschutz Zollernalb.

Wer den abgebildeten Hahn vermisst oder ihm langfristig eine Unterkunft bieten kann, der kann sich unter der Telefonnummer 07476/94 44 52 melden.