Das Kriegerdenkmal in Grosselfingen ist jetzt weg, der Volkstrauertag vorbei, aber die Diskussionen geht weiter, zumindest im Grosselfinger Gemeinderat.Archiv-Foto: Midinet Foto: Schwarzwälder-Bote

Grosselfinger Gremium diskutiert Abbau des Kriegerdenkmals / Kist: Sensibler mit der Historie umgehen

Von Judith Midinet

Grosselfingen. Der Abbau des Kriegerdenkmals vor dem Rathaus in Grosselfingen löste in der Gemeinderatssitzung nochmals heftige Diskussionen aus. Albert Kist sprach von einer Blamage für die Gemeinde.

"Die Gemeinde hat eine Formalie verletzt", gab Bürgermeister Franz Josef Möller in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch zu. Die Verwaltung habe das Kriegerdenkmal in der Auflistung der denkmalgeschützten Bauwerke nicht gesehen. "Die Sanierung war aber die richtige Entscheidung", verteidigte er den Abbau des Ehrenmals, der heftige Kontroversen in der Gemeinde auslöste, zumal der Abbau unmittelbar vor dem Volkstrauertag erfolgte (wir berichteten). Das Regierungspräsidium werde gemeinsam mit dem Gemeinderat im Frühjahr, wenn das Denkmal saniert ist, über den künftigen Standort beraten – ob das denkmalgeschützte Kriegerdenkmal wieder an seinen bisherigen Standort kommt oder vor die Kirche verlegt werden darf. Der Antrag hierfür sei Anfang November beim Regierungspräsidium eingereicht worden.

"Warum musste das Kriegerdenkmal so schnell abgebaut werden", wollte Albert Kist von den Freien Wählern wissen, "hätte man da nicht bis nach dem Volkstrauertag warten können und warum mussten auch die Linden dran glauben?" "Wir hatten auch schon Schneefall im November, dann hätte das Denkmal noch mehr Risse bekommen", antwortete ihm Möller. Außerdem seien die Bäume, dies hätte ein Baum-Experte bestätigt, krank gewesen. Sie hätten aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen. Auch in der Sitzung der Vereinsvorstände sei beschlossen worden, den Volkstrauertag ausfallen zu lassen. Dafür wolle die Gemeinde im kommenden Jahr zwei Mal der Kriegsopfer gedenken – wenn sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal jährt und eben am Volkstrauertag.

Auch Gemeinderatsmitglied Thomas Haug verteidigte die Entscheidung, den Volkstrauertag in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Die meisten der 20 Teilnehmer seien meist vorher in der Kirche gewesen, der Gottesdienst habe in diesem Jahr allerdings nicht am Volkstrauertag stattgefunden. Außerdem habe die Möglichkeit bestanden, an den Gedenkfeiern in den anderen Ortschaften teilzunehmen. "Die Gedenkfeier hängt nicht davon ab, wie viele Leute kommen", ließ Kist, sichtlich von dem Thema berührt, diese Argumentation nicht gelten – gerade wenn "wenige Flugstunden von hier, der Krieg tobt", dürfe man diesen Gedenktag nicht vernachlässigen.

Kist äußerte sich auch zum Standort: "Die Ehrenmale wurden oft mit Absicht als Mahnmale an Durchgangsstraßen aufgestellt, wo sie von vielen gesehen werden." Er appellierte an seine Ratskollegen und die Gemeinde künftig sensibler mit dem Thema umzugehen. "Den Schuh müssen wir uns anziehen!", sagte er. Haug verteidigte weiter die Verlegung an den Standort vor der Kirche: "Dort sind weniger Abgase und die Besucher der Kirche haben einen kürzeren Weg."

Bürgermeister Möller wies außerdem darauf hin, dass eine Sperrung der Straße vor dem Rathaus am Volkstrauertag durch die Feuerwehr künftig nicht mehr möglich sei, weil die Feuerwehr-Männer bei Straßensperrungen nicht mehr eingesetzt werden dürften.