Auf dem Homburger Hof in Grosselfingen fühlen sich die Gänse wohl. Dort gibt es viel Auslauf, einen Teich und saftiges Gras. Foto: Huger Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Der Grosselfinger Christoph Weeber setzt auf Nachhaltigkeit – und Geschmack

Von Robert Huger

An Heiligabend kommt bei vielen Familien eine Gans auf den Tisch. Einige holen sich das Geflügel beim Discounter. Doch gibt es gute Gründe, die dafür sprechen, etwas mehr Geld auszugeben.

Grosselfingen. Bis zu acht Kilogramm wiegt eine Weihnachtsgans, bevor sie ihrer Bestimmung folgt. Dafür muss sie über Monate hinweg eine Menge Gras fressen. Und das schmeckt am besten auf freiem Gelände.

"Bewegung und frische Luft machen viel aus bei der Qualität", sagt Landwirtschaftsmeister Christoph Weeber von der Domäne Homburger Hof in Grosselfingen. Seine Bio-Gänse fressen zu 80 Prozent Gras. Dadurch nehmen sie viele wichtige Kräuter auf. Dazu kommen Bio-Weizen und Bio-Gerste aus eigenem Anbau.

Freiwillig werden höhere Auflagen erfüllt

Die 130 "Dithmarscher" – eine Kreuzung mehrerer norddeutscher Gänserassen – leben im Sommer auf einer Fläche von 0,7 Hektar und ab Herbst auf rund drei Hektar Weidefläche. Neben einem großen Teich haben sie einen Wetterschutz, unter den sie sich zurückziehen können. "Sie müssen ihre Verhaltensweise ausleben können", sagt Weeber.

Die Fläche, die der Grosselfinger seinen Gänsen zur Verfügung stellt, ist ein Vielfaches von dem, was die EU-Richtlinie zur Bio-Zucht vorgibt. "Wir wollen bewusst eins drauf legen", sagt Weeber. "Bio" sei nicht gleich "Bio". Er habe den Anspruch, zu 100 Prozent eigenes Futter zu verwenden und mehr Platz zur Verfügung zu stellen.

"Es soll etwas Besonderes bleiben"

Zwei Wochen vor Weihnachten waren Christoph Weebers Gänse bereits alle verkauft. Doch trotz der großen Nachfrage will er nächstes Jahr nicht viel mehr Gänse halten. "Es soll etwas Besonderes bleiben", sagt Weeber. Mit 500 Gänsen würde das nicht mehr funktionieren.

Die Bio-Gänse sind ein Leben lang an der frischen Luft. Ganz nebenbei sind sie dadurch eine Art natürlicher Einbruchsschutz. "Wenn Spaziergänger oder Hunde in der Nähe laufen, dann schlagen sie Alarm", erzählt Weeber.

Wichtiger ist aber, dass sie so viel Gras wie möglich fressen und mit ihrem großräumigen Gehege zufrieden sind. Denn dann ist der Weihnachtsbraten besonders lecker. "Man schmeckt den Unterschied", sagt Christoph Weeber. Zu kaufen gibt es zwar keine mehr, aber wer Glück hat, bekommt noch die ein oder andere Gans in ausgewählten Restaurants. Zum Beispiel im Schlossrestaurant Haigerloch, an das Weeber verkauft. Für sich selbst hat der Landwirtschaftsmeister aber vorgesorgt. "Da zieh’ ich schon eine Gans ab", sagt er mit einem Lächeln.