So stellt sich die Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts zu Grosselfingen das "Lamm" als Festhalle vor.Grafik: Beck Foto: Schwarzwälder-Bote

Bruderschaft fürchtet durch Abriss des "Lamms" unwiederbringlichen Verlust

Grosselfingen (mid). Dem "Lamm" in Grosselfingen droht der Abriss (wir berichteten). In die Diskussionen, wie es mit dem Gebäude weiter gehen soll, schaltet sich nun auch die Bruderschaft des Ehrsamen Narrengerichts ein und klärt auf: "Die Bruderschaft hatte die Idee, das ›Lamm‹ als Festhalle/Bürgersaal umzubauen."

"Es soll nicht nur über ein altes Gebäude entschieden werden, es wird indirekt auch über die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten des Ehrsamen Narrengerichts zu Grosselfingen entschieden", schreiben die Brüder Beck. Vor anderthalb Jahren seien Vereine und Bürger im Rahmen der Bürgerbeteiligung zu "Leben im Dorf II" aufgefordert worden, ihre Bedürfnisse und Vorstellungen für die zukünftige Entwicklung schriftlich mitzuteilen. Hier machte das Narrengericht zum ersten Mal den Vorschlag, das "Lamm" als Festhalle/ Bürgersaal umzubauen und dem Narrengericht die Möglichkeit zu geben, seine besondere Historie im Kontext mit der Geschichte der Gemeinde Grosselfingen in Zukunft verstärkt als Werbemittel für sich zu nutzen. "Im Zusammenhang für die Bewerbung zur Aufnahme in die deutsche Liste des immateriellen Kulturerbes könnte dieses sicher einen sehr positiven Einfluss auf das Image des Narrengerichts und nicht zuletzt der Gesamtgemeinde Grosselfingen haben", begründet die Bruderschaft dies.

Im Februar 2014 haben alle Gemeinderatsfraktionen einstimmig den Planungen der Rathausverlegung ins Gesellenhaus zugestimmt und diese auch beauftragt. Im Juni 2014 wurden die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. "Leider war da das Interesse der Bürger für Grosselfingen schon sehr gering, denn diese hatten in der Zwischenzeit einen populistischen Gemeinderatswahlkampf gegen ihren eigenen Beschluss geführt. Die Fraktion der Freien Wähler hingegen hat im Wahlkampf die Position der gemeinsam beauftragten Planungen von Leader weiter vertreten", erinnern sich die Brüder. Der Vorschlag des Narrengerichts sei im Wahlkampf von keiner Fraktion vertreten worden. Die Öffentlichkeit habe die Ergebnisse der Befragung der Vereine nie vorgestellt bekommen. "Erst durch die sich abzeichnende Radikalität der Bürger für Grosselfingen gegen die Geschichte der Gemeinde Grosselfingen, gegen das historische Erbe, gegen die historische Verantwortung gegenüber der einmaligen Tradition des Narrengerichts haben die Freien Wähler sich der Sache des Narrengerichts verstärkt angenommen", schreiben die Brüder Beck.

Die Zukunft des Ehrsamen Narrengerichts hänge zwangsläufig von der Pflege des kulturellen Erbes von Grosselfingen ab – baulich oder immateriell. "Das Narrengericht steht zur Zeit mit acht weiteren auf Bundesebene vor der Eintragung in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Diskussionen über den Abbruch und damit unwiederbringlichen Verlust an Kulturerbe, wie sie im Gemeinderat geführt werden, wirken auf diesen Prozess völlig kontraproduktiv. Es wird hier bewusst oder unbewusst gegen die größte Chance gearbeitet, die Grosselfingen und sein Narrengericht je erhalten haben", schreibt die Bruderschaft.