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Infoveranstaltung der Bürgerinitiative GegenWind Hohenzollern: Betroffener erzählt von schweren gesundheitlichen Folgen

Die Vorzeichen waren klar: Bei der Versammlung im Gasthaus Ochsen trafen sich am Donnerstagabend Windkraftgegner. Doch so düstere Schilderungen wie sie in einem Erfahrungsbericht aufkamen, hatten viele wohl nicht erwartet.

Grosselfingen. Sichtlich betroffen hörten die Zuhörer dem Vortragenden zu. Matthias Eck schilderte die Leidensgeschichte seiner Familie. Er, seine Frau und ihre sieben Kinder wohnten in Neresheim-Dehlingen (bei Aalen) jahrelang in der Nähe von Windrädern – mit verheerenden gesundheitlichen Folgen.

"Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwächen, Schmerzen", fasste Eck zusammen. Die Kinder haben sich in der Schule verschlechtert, und auch soziale Kontakte seien abgebrochen. Es gab außerdem Streit. Die Familienmitglieder "gingen bei jeder Kleinigkeit aufeinander los", so Eck.

Die Familie begab sich also auf Spurensuche. Bis sie auf die Idee kam, dass die Symptome vielleicht vom Infraschall der nahegelegenen Windräder hervorgerufen werden könnten. Denn nach deren Inbetriebnahme – im Jahr 2006 – waren die ersten Symptome aufgetreten.

Laut Messungen des Landratsamtes sei jedoch alles in Ordnung gewesen. Die seien jedoch "an einem windstillen Tag" durchgeführt worden. Generell ist Eck überzeugt: "Es wird gelogen und getrickst, man glaubt es nicht." Man werde von den Behörden "an der Nase herumgeführt".

Eine Behörde habe die Verantwortung zur nächsten geschoben. Nach weiteren Messungen kam 2014 schließlich eine Meldung vom Landratsamt, dass man die Empfehlung ausspreche, das Wohnhaus zu verlassen. Genau das machte die Familie dann. Und bereits nach wenigen Wochen waren die Krankheitssymptome verschwunden. Eck riet den Grosselfingern, dass sie aktiv werden sollen.

Räte sollen sich an ihren Schwur erinnern

Zuvor hatte Alexander Siedler, Pressesprecher der Bürgerinitiative GegenWind Hohenzollern, sachlich über die Probleme mit Windkraftanlagen gesprochen. Doch auch er mahnte die Grosselfinger, dass sie sich bei diesem Thema engagieren sollen. "Es geht uns an, es ist unsere Heimat", sagte er.

Siedler erklärte den Zuhörern, dass man gerade beim Artenschutz "eine besonders hohe Verantwortung" habe. Ungefähr 70 Prozent der in Deutschland lebenden Rotmilane leben demnach in Baden-Württemberg. Zudem verwies er darauf, dass es bei Fledermäusen nicht nur um "Schlagopfer" gehe. Denn viele von ihnen "sterben an der Luftdruckveränderung", da ihre Lungen platzen. Weiter sprach Siedler über Themen wie Abstände zur Wohnbebauung, Schattenwurf, Eisabfall, Blinklichter und den völlig veralteten Windatlas.

Nach diesen umfassenden Informationen gab es in der Fragestunde am Ende der Veranstaltung nur wenige Anfragen der Zuhörer. Eine davon stellte eine erst kürzlich Zugezogene: "Wie geht es weiter? Was können wir tun?"

Eine konkrete Antwort gab es darauf nicht. Wie auch? Alexander Siedler meinte jedoch: "Es ist wichtig, dass die Kommunen in die Gänge kommen." Alles, was bis jetzt möglich war, habe die Bürgerinitiative unternommen.

Falls in Grosselfingen die Bedingungen für den Bau eines Windparks gegeben sein sollten, muss ohnehin der Gemeinderat entscheiden. Dazu meinte ein Besucher: "Die die gewählt wurden, müssen die sein, die die Windräder nicht wollen."

Siedler sprach von einer Gewissensfrage für die Grosselfinger Gemeinderäte, die einst ihren Eid geschworen haben, dass sie Schaden von der Gemeinde abwenden. In jedem Fall müsse man im Einsatz gegen die Windräder Durchhaltevermögen zeigen. "Es ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf", meinte er.