Das Café zum Kehlhof in Empfingen sah einmal ähnlich aus wie das "Lamm" in Grosselfingen. Doch ein Privatmann sanierte es. Heute wird es gerne als Café genutzt.Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Landratsamt nimmt Stellung zu offenem Brief aus Sulz / Empfinger "Café zum Kehlhof" als gutes Beispiel

Von Judith Midinet

Grosselfingen. Das Landratsamt tue nichts, um die historische Bausubstanz des "Lamms" zu erhalten. So lautete der Vorwurf von Werner Baiker in einem offenen Brief. Nun hat das Landratsamt Stellung genommen.

Das Landratsamt Zollernalbkreis hat zu den Vorwürfen, die der Sulzer Werner Baiker in einem offenen Brief formulierte (wir berichteten), Stellung genommen. Darin stellt die Behörde klar, dass das Landratsamt die Baukontrolle des Gebäudes, in dem sich früher das Gasthaus Lamm befand, auf Wunsch der Gemeinde Grosselfingen vorgenommen hat. Dabei sei überprüft worden, ob das Gebäude dauerhaft standfest ist, oder ob von ihm eine Gefahr für Dritte ausgehen kann. "Für diese Beurteilung spielen rein objektive Gründe eine Rolle", heißt es in der Stellungnahme.

Begutachtet wurde der äußere Zustand des Gebäudes. Dabei wurden Mängel an der Fassade (loser, abfallender Putz, beschädigtes Holzfachwerk, gebrochener Fenstersturz) und Mängel am Dach (lose Ziegel, welliges Dach) festgestellt. Im Scheunendach sind ebenfalls Löcher. Die Gemeinde Grosselfingen wurde daraufhin aufgefordert, die Standsicherheit des Gebäudes von einem fachkundigen Statiker überprüfen zu lassen.

"In jedem Fall muss die Gemeinde Grosselfingen als Eigentümerin des Gebäudes dafür Sorge tragen, dass von dem Gebäude keine Gefährdung Dritter durch beispielsweise sich lösende Bauteile ausgeht Die Entscheidung, welche Maßnahmen letztendlich am Gebäude durchgeführt werden, ist allein eine gemeindepolitische Entscheidung der Gemeinde Grosselfingen. Das Landratsamt kann darauf keinerlei Einfluss nehmen", schreibt das Landratsamt. Dies gelte ebenso für die angesprochene zukünftige Gestaltung der Ortsmitte. Dieses kommunale Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden ist in Deutschland im Grundgesetz verankert und hat Verfassungsrang.

Werner Baiker lässt allerdings nicht locker und hat schon die nächste Idee für Grosselfingen parat. Als gutes Beispiel für Grosselfingen nennt er in einem Schreiben an unsere Zeitung das Fachwerkhaus des "Café zum Kehlhof" in Empfingen. "Es ist heute ein Kleinod in Empfingen", schreibt Baiker, "das ist einem Privatmann zu verdanken, der das Gebäude sehr sensibel für die Nachwelt erhalten hat." Der Kehlhof in Empfingen sei auch eine Art "Lamm" gewesen. Die Liste der "Spötter" und "Besserwisser" war lang, erinnert er sich, jeder wusste einen Grund, warum nur ein Abbruch und der Bau eines Mehrfamilienhauses an dieser Stelle in der Ortsmitte in Frage kommen kann. Spötter und Besserwisser säßen heute mit auswärtigem Besuch bei Kaffee und Kuchen im Kehlhof.

"Wenn Grosselfingen hier Visionen, Mittel und geeignete Leute mit heimatlicher Bodenständigkeit fehlen, die es fertigbringen das ›Lamm‹ zum Tiger zu machen, dann kann man diese Gemeinde, mit so einer, ich muss es neidlos anerkennen, hohen Narrengerichts-Geschichtskultur, nur bedauern. Die Idee, Abreißen und Wohnhäuser zu bauen, ist für eine Ortsmitte keine Bereicherung, es ist eine Verarmung", meint Baiker.