Seit 100 Tagen im Amt: Armin Pioch, Bürgermeister der Gemeinde Grömbach. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Person: Armin Pioch seit 100 Tagen als Bürgermeister von Grömbach im Amt

Auch wenn die Wahl angefochten wurde und das endgültige Urteil noch aussteht: Vor rund 100 Tagen hat Armin Pioch auf dem Chefsessel Platz genommen und darf sich – obwohl als Amtsverweser eingesetzt – Bürgermeister der Gemeinde Grömbach nennen.

Grömbach. Die Wahlanfechtung eines Mitbewerbers, zunächst beim Landratsamt Freudenstadt und nun beim Verwaltungsgericht in Karlsruhe, nimmt Pioch gelassen. Er richtet seinen Blick lieber nach vorne. Obwohl er sich laut Gemeindeordnung § 48 Absatz 3 offiziell Bürgermeister nennen darf und mit sämtlichen Rechten eines solchen ausgestattet ist, bleibt ihm bis zur endgütigen Klärung der Sachlage eines verwehrt: Das Stimmrecht im Gemeinderat.

Um für seine Beschlussvorschläge eine Mehrheit zu bekommen, müsse er sich "gut vorbereiten und mehr Überzeugungsarbeit leisten", sagt Pioch, der seinen Lebensunterhalt bisher als Web-Konstrukteur verdient und keinerlei kommunalpolitische Erfahrung nach Grömbach mitgebracht hat. Wer ihn als Bürgermeister mit einem Anliegen aufsucht oder eine von ihm geleitete Gemeinderatssitzung verfolgt, merkt davon allerdings nichts.

Armin Pioch scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Dazu gehört das Einlesen in die Gemeindeordnung Baden-Württemberg und in die Hauptsatzung der Gemeinde Grömbach ebenso wie Gespräche mit Vertretern der Verwaltungsgemeinschaft Pfalzgrafenweiler, Grömbach und Wörnersberg sowie Besuche bei den Bürgermeistern der Nachbargemeinden und beim Landrat.

Bereits die ersten Themen, mit denen er sich befassen musste, hatten es in sich. In seiner ersten Gemeinderatssitzung musste der neue Bürgermeister dem Gremium vorschlagen, den Beschluss zum Neubau einer Feuerwehrgarage aufgrund der Haushaltslage zurückzunehmen. Um die Fördermittel für das neue Feuerwehrauto nicht zu verlieren, musste zudem eine schnelle andere Lösung her. "Ich bin froh, dass der Gemeinderat mitgezogen ist", freut sich Pioch über den gelungenen Einstand.

Doch nicht nur beruflich – auch privat ist er in Grömbach angekommen. Mitten im Ort, schräg gegenüber vom Pfarrhaus und in unmittelbarer Nähe zum Wohnsitz des ersten Bürgermeisterstellvertreters und des Feuerwehrkommandanten, haben sich Armin Pioch und Susanne Marx, die Frau an seiner Seite, ein altes Bauernhaus gekauft, das sie mit Hund und Katze bezogen haben und das sie sich nach ihren Bedürfnissen derzeit herrichten und einrichten.

Wichtig für den Hobbyimker sind auch seine sieben Bienenvölker, für die er auf einer nahegelegenen Wiese den idealen Standort gefunden hat. Zum Rathaus geht der neue Bürgermeister jeden Tag zu Fuß. "Meine Sprechstunde beginnt dann, wenn ich das Haus verlasse", sagt Pioch, der so nah wie möglich am Bürger und für jeden jederzeit ansprechbar sein möchte. Sobald die Wandfarbe trocken ist, wird er mit seinem Büro in den ehemaligen Sitzungssaal umziehen. Die Möbel nimmt er mit, auf Vorhänge will er dagegen ganz verzichten, um mehr Licht in die Räume zu bekommen.

Im Büro des Bürgermeisters soll künftig das Archiv, das bisher auf mehrere Räume verteilt ist, sowie Drucker und Kopierer untergebracht werden. Zudem sollen hier künftig Besprechungen in kleiner Runde stattfinden. Und letztendlich bekommt durch die Umstrukturierung auch das Sekretariat mehr Platz.

Einiges hat Armin Pioch in seinen ersten 100 Tagen bereits auf den Weg gebracht: Dazu gehört die neue Internetseite, die nicht nur die Vielfalt der Gemeinde zeigt, sondern nun auch Zugriff auf die Gebührensatzungen ermöglicht. "Ich bin 100 Tage im Amt und nicht amtsmüde", sagt er scherzhaft aber auch zielgerichtet in die Zukunft. Die Erschließung eines neuen Wohngebietes ist ihm wegen der sinkenden Einwohnerzahl und der Auslastung des Kindergartens ein besonderes Anliegen. Zudem möchte er die Nahversorgung in Grömbach mit Lebensmitteln und Gastronomie unbedingt erhalten – mit neuen Konzepten und einer Förderung durch das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR).

Als dringend sanierungsbedürftig bezeichnet er Straßen und Kanäle und auch auf dem Friedhof müsse "einiges gemacht werden". Auf Piochs Wunschliste steht zudem eine Tageseinrichtung für pflegende Familienangehörige, eventuell gemeinsam mit dem Krankenpflegeförderverein.

Der Bürgermeister weiß, alles auf den aktuellen Stand zu bringen, das geht nicht von heute auf morgen. "Wichtig ist nur", so Pioch, "dass die Sache in Fluss kommt" und dass der Gemeinderat stets lösungsorientiert arbeite. Nach 100 Tagen im Amt ist sich der Bürgermeister sicher: "Ich finde, ich passe nach Grömbach, und Grömbach passt zu mir!"