Ins Grömbacher Rathaus sind diese Woche die ersten Asylbewerber eingezogen. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Wörnersberg und Grömbach nehmen ebenfalls Asylbewerber auf / Hilfe aus der Bevölkerung

Bislang bekamen die Gemeinden Grömbach und Wörnersberg vom Landratsamt Freudenstadt keine Flüchtlinge zugewiesen. Das hat sich jetzt geändert – aus Gründen der Solidarität.

Grömbach/Wörnersberg. Andere Gemeinden haben zum Teil noch kleinere Ortsteile, in denen bereits Asylbewerber wohnen, weiß Reinhold Möhrle, Bürgermeister von Wörnersberg, der mit 238 Einwohnern kleinsten Gemeinde im Landkreis Freudenstadt. Das Hauptproblem für Flüchtlinge sieht er in der recht abgelegenen Lage. "Wir haben keinerlei Linienverkehr mit Ausnahme der Kindergarten- und Schulbusse."

In Grömbach gibt es dagegen einen "Stundenbus" auf Rufbusbasis – ein Modellversuch, wie Bürgermeister Armin Pioch erklärt. Er und Möhrle mussten nun Wohnraum bereitstellen und die Räume zudem einrichten.

In Grömbach stand das Obergeschoss des Rathauses seit 2011 leer. In der etwa 100 Quadratmeter großen Vier-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad war teilweise eine Schimmelsanierung erforderlich. Neue Fenster wurden ebenfalls eingebaut.

Waschmaschine und Einbauküche

Bürgermeister Pioch hat die Bevölkerung nach der Sanierung um Spenden gebeten und konnte dank der Mithilfe der Bevölkerung die Wohnung komplett einrichten – mit Waschmaschine, Möbeln und einer Einbauküche. Mit aktuell 615 Einwohnern soll Grömbach insgesamt neun Flüchtlinge bekommen. Sechs sind am Mittwoch eingetroffen.

Es handelt sich um ein Ehepaar mit drei Kindern und deren Großmutter. "Sie bekommen die gesamte Wohnung", erklärt der Bürgermeister, der aufgrund der räumlichen Anordnung keine Möglichkeit sieht, dort noch weitere Personen unterzubringen. Sollten Grömbach drei weitere Asylanten zugewiesen werden, müsste sich Armin Pioch erst einmal auf Wohnraumsuche begeben. Das gilt auch für mögliche Obdachlose, für die es in Grömbach keine Unterkunft gibt.

Eine Wohnung hatte er angeboten bekommen. Doch den Wunsch, es möge eine christliche Familie einziehen, könne er höchstwahrscheinlich nicht erfüllen, so Pioch, dem noch drei Container im Ort von einer früheren Zuweisung zur Verfügung stehen. Ihr Zustand sei aber so, dass dort keiner mehr wohnen könne, so Pioch.

Ganz anders in Wörnersberg. Hier war die Ankunft einer kleinen Familie zwar angekündigt. Sie kam dann aber doch nicht, weil sie in der Zwischenzeit eine eigene Wohnung in einer größeren Kreisgemeinde gefunden hatte. Jetzt steht die 68 Quadratmeter große Zwei-Zimmer-Wohnung in der Hauptstraße, die Bürgermeister Möhrle für die Gemeinde aus einer Zwangsversteigerung heraus erworben hat, erst einmal leer. Möhrle rechnet bei einer erneuten Zuweisung mit bis zu vier Personen.

Sein Wunsch ans Landratsamt: "Es sollte eine Familie sein, die möglichst auch noch mobil ist." Denn wie sollten die Menschen sonst von Wörnersberg beispielsweise einen Arzt oder Einkaufsmärkte erreichen? Auch Reinhold Möhrle hat Spenden bekommen, darunter Möbel und eine Waschmaschine von jemandem, der nach Wörnersberg zieht, Geschirr sowie Handtücher von den Einwohnern noch dazu. "Wir haben erst einmal ein Depot angelegt", sagt Möhrle. Sollten also Asylbewerber in die Wohnung einziehen, könnten sie mit allem, was noch fehlt, versorgt werden.

Integration über den Kindergarten

Eine Möglichkeit wäre für ihn auch die Kooperation mit dem Wörnersberger Anker gewesen, der dazu grundsätzlich Bereitschaft erklärt hatte. Aber auch hier müssten die Flüchtlinge Christen sein.

Armin Pioch, der mit seiner Lebensgefährtin beim Möbelaufbau selbst mit Hand angelegt hat, freut sich, dass Grömbach eine Familie zugewiesen wurde.

Er ist sich sicher, dass sie sich auch über den gemeindeeigenen Kindergarten besser integrieren lässt. Eine Familie wünscht sich auch Reinhold Möhrle, der die Entscheidung des Landratsamts für eine Zuweisung an seine Gemeinde aus Gründen der Gleichbehandlung nachvollziehen kann.