Studierte einst in Tübingen: Bischof Singh Foto: Schwarzwälder-Bote

Team des Vereins "Kinderheim Nethanja Narsapurum" um Bischof Singh auf Schwarzwaldtour

Von Doris Sannert

Grömbach. Seit vielen Jahren unterstützt die Kinderkirche der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Grömbach/Wörnersberg den Verein "Kinderheim Nethanja Narsapur – christliche Mission Indien". Der bedankte sich jetzt mit einem Besuch.

Mit fünf Schülern und Mitarbeitern ist Bischof Singh Komanafalli auf Einladung von Lydia und Fritz Schanz für vier Wochen in den Schwarzwald gekommen. Das Ehepaar aus Wildberg engagiert sich seit Jahren für die Nethanja-Arbeit und hatte den Aufenthalt für die indischen Gäste organisiert.

Auf seiner Heimfahrt vom Evangelischen Kirchentag in Stuttgart schaute der Parlamentarische Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel (CDU) im evangelischen Gemeindehaus in Grömbach vorbei und begrüßte Bischof Singh und sein Team in Deutschland. Er sei als Staatssekretär ja auch für Indien zuständig, erklärte Fuchtel, der vor allem Lydia und Fritz Schanz für ihr Engagement dankte. "Wir sind eine Welt", betonte der CDU-Politiker und machte deutlich: "Unsere Brüder und Schwestern leben nicht nur nebenan im Nachbarhaus, sie leben auch in Indien."

Im Namen der evangelischen Kirchengemeinde hieß der zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Hans Kopp die Gäste aus Indien willkommen. Er kenne Bischof Singh seit mehr als 30 Jahren, sagte Kopp und erklärte auch, weshalb dieser so gut Deutsch kann: "Er hat in Tübingen studiert."

Nach einem ersten Lied in "Telugu", einer von insgesamt 28 Sprachen, die in Indien gesprochen werden, stellte sich das Team der Organisation vor: eine Schülerin der Bibelschule, vor allem aber ehemalige Schüler, die allesamt im Nethanja-Kinderheim aufgewachsen und nach dem Studium wieder dorthin zurück gekehrt sind, um sich jetzt für andere einzusetzen und für sie da zu sein. "Sie nennen mich alle Daddy", sagte Bischof Singh freudestrahlend und fügte hinzu: "Ich bin der Vater von 140 Kindern."

Die meisten von ihnen wüssten nicht, wo sie herkommen und wie alt sie sind, erklärte er. Es handle sich um Babys und Kinder bis zu einem Alter von vier Jahren, die in den Slums geboren wurden, die in Abfalleimern gefunden oder von ihren Müttern abgegeben wurden, weil der Kindsvater sie im Stich gelassen hatte. Ihnen allen gebe die Organisation ein Zuhause, Nahrung und Schulbildung – und das so lange, bis sie auf eigenen Füßen stehen. "Wir wollen auch zeigen, dass Mädchen etwas gelten", machte Bischof Singh deutlich. Denn bei den Hindu seien sie nichts Wert.

Vor 40 Jahren sei das erste Nethanja-Kinderheim in Indien gegründet worden, blickte er zurück. Inzwischen zähle die Organisation 1000 Mitarbeiter – 90 Prozent sind ehemalige Heimbewohner.

Wie das Leben von Christen in Indien aussieht, davon erzählten Bischof Singh und sein Team in ihren Liedern, in einem Vorspiel und mit Tänzen. Barfuß, in farbenfroher Kleidung und mit reichlich Schmuck behängt, tanzten die beiden Frauen im Gemeindehaus für die Besucher und zeigten, wie sich in ihren Tänzen Tradition und christliche Werte miteinander vermischen. Bischof Singh erklärte derweil, warum indische Frauen so viel Schmuck und Inder generell so gerne Spiegel tragen. Schmuck sei wie eine Sparkasse. Bei Geldmangel brauche man sich nur zu bedienen. Die kleinen Spiegel schützten vor dem Teufel. "Wenn er sein Gesicht im Spiegel sieht, erschrickt er und läuft davon", lautete seine Erklärung.

Als Ziel der Organisation nannte Bischof Singh, Kindern in Indien zu helfen und die Botschaft Jesu zu verkünden. Mit 120 000 Mitgliedern, zu denen jährlich weitere 3000 dazu kommen, gelinge dies recht gut. Und er sagte auch warum: "Jeder Christ bringt zum Gottesdienst einen Nichtchristen mit – so wachsen wir."

Auf seiner Tour durch den Schwarzwald ist das Team am morgigen Dienstag ab 19.30 Uhr im Gemeindehaus in Bösingen zu Gast.