Lange Schlangen bilden sich an den griechischen Banken. Von Montag an bleiben die Geldhäuser geschlossen. Foto: dpa

Um zu verhindern, dass Griechen massenhaft ihre Konten plündern, bleiben die Banken in Griechenland geschlossen. Nur 60 Euro spucken die Geldautomaten am Tag aus. Das gilt aber nicht für ausländische Bankkarten.

Athen - Ausländer sollen in Griechenland weiter unbegrenzt Geld am Automaten abheben können. Die von der Regierung in Athen geplanten Kapitalverkehrskontrollen gelten nicht für Besucher des Landes, berichten griechische Medien. Mit ausländischen Bankkarten gebe es keine Beschränkungen. Griechen dürfen dagegen nur noch höchstens 60 Euro am Tag abheben. Außerdem bleiben die Banken in Griechenland von Montag an geschlossen.

Das Auswärtige Amt hatte jedoch bereits am Sonntag deutschen Griechenland-Besucher geraten, ausreichend Bargeld mitzubringen.

Mit den Maßnahmen will die Regierung einen möglichen Ansturm auf die Geldinstitute des Landes unterbinden, die seit Monaten auf Nothilfen angewiesen sind. Auch eine Kapitalflucht ins Ausland soll so gestoppt werden. Zuletzt hatten verunsicherte Verbraucher und Unternehmen große Mengen Bargeld von ihren Konten abgehoben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Mittag mit den Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien über die jüngsten Entwicklungen in Griechenland beraten. US-Präsident Barack Obama und Merkel drückten in einem Telefonat ihre Besorgnis aus. Beide Seiten hielten es für äußerst wichtig, alles zu unternehmen, um einen Weg zu finden, der es Griechenland erlaube, innerhalb der Eurozone Reformen umzusetzen und Wachstum zu erzielen, teilte das Weiße Haus mit.

Grexit wird immer realistischer

Tsipras hatte für Sonntag eine Volksabstimmung über die Reformvorschläge der Gläubiger Griechenlands angekündigt. Daraufhin brachen die Euro-Finanzminister am Samstag ihre Verhandlungen mit Athen ab. Das laufende Hilfsprogramm läuft damit am Dienstag aus, ohne dass Griechenland noch ausstehende Milliardenkredite erhält. Damit wird es für das hochverschuldete Land praktisch unmöglich, eine Rückzahlung über 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu leisten. Denkbar sind damit auch der Staatsbankrott und das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone („Grexit“), das die Regierung aber verhindern will.

Die beschlossenen Kapitalverkehrskontrollen sollen das Überleben der griechischen Banken sicherstellen. In den vergangenen Tagen hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben und damit die Geldhäuser in Schwierigkeiten gebracht.

Tsipras: Spareinlagen und Renten sind sicher

Ministerpräsident Tsipras rief seine Landsleute trotz der Maßnahmen zu Besonnenheit auf. „Geldeinlagen in griechischen Banken sind absolut sicher“, sagte er. Gehälter und Renten seien „garantiert“. In den kommenden Tagen seien Geduld und Gelassenheit nötig. Die kritische Situation könne überwunden werden. Bislang hat mit Zypern erst ein Euroland jemals Kapitalverkehrskontrollen verhängt.

Als Auslöser für die Bankschließungen und Kapitalverkehrskontrollen gilt der Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Sonntag, die Notkredite für griechische Banken zunächst einzufrieren. Dies setzt die Kreditinstitute unter Druck, da der bewilligte Kreditrahmen dem Vernehmen nach bereits ausgeschöpft war. Noch fataler wäre jedoch eine Entscheidung gewesen, die Notfall-Liquiditätshilfen (Ela) ganz zu kappen. Denn streng genommen dürfen diese Kredite nur an Banken vergeben werden, die einen vorübergehenden finanziellen Engpass haben - was im Fall Griechenland umstritten ist.