In ein afrikanisches Trommeldorf verwandelte sich die Halle bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Brüder-Grimm-Schule. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Brüder-Grimm-Schule: Festhalle wird zu afrikanischem Trommeldorf / Auch die Eltern wirken mit

Glatten (wg). Die Brüder-Grimm-Schule in Glatten wurde zehn Jahre alt – und die gesamte Schulgemeinschaft feierte dies mit einem fröhlichen und großen Fest. Gekommen waren Schüler, Eltern, Lehrer und zahlreiche Kooperationspartner sowie viele Weggefährten aus der stürmischen Gründungszeit.

Denn die Gründung einer neuen Sonderschule entsprach vor zehn Jahren durchaus nicht mehr dem politischen Mainstream, und daher war es damals "… ein mühsames Bohren dicker Bretter", bis alle Hürden für die neue Schule im Landkreis genommen wurden, sagte Landrat Klaus Michael Rückert in seinem Grußwort. Dass sich diese Mühen gelohnt haben und sich in Glatten ein anerkanntes sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt Sprache und Kommunikation entstanden ist, wurde beim Fest deutlich.

Früher lange Wege oder Internat

Bis 2006 konnten sprachbehinderte Kinder aus dem Kreis Freudenstadt wohnortnah nicht adäquat beschult werden. Zur nächsten Sprachheilschule im Kreis Calw mussten sie weite Schulwege zurücklegen, teilweise kamen sie auch in einem Internat unter. Rückert dankte deswegen seinem Amtsvorgänger Peter Dombrowsky für seine Bemühungen. Rückerts Dank galt auch Schulleiterin Ester Lang und ihrem Kollegium.

Ester Lang ging in ihrer Ansprache auf die Anfangsjahre der Schule ein. "Es war beeindruckend, wie engagiert die Eltern unserer ersten Klassen bei der Entwicklung unseres Schulkonzepts für sprachentwicklungsverzögerte Kinder mitgearbeitet haben", sagte sie. Und dieses Engagement der Eltern halte bis heute an. Ihr Dank galt Peter Dombrowsky, Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer, dem Gemeinderat Glatten und allen Kreisräten, die diese Idee unterstützt hatten, der Grundschule Glatten und dem damaligen Schulleiter Horst Burkhardt sowie dessen Nachfolgerin Heidi Strobelt und der damaligen Schulleiterin der Christophorus-Schule in Freudenstadt Waltraud Günther, die im Gründungsjahr die neue Schule kommissarisch geleitet hatte.

Pfeifer verglich die Schulgründung mit einem Krimi, den der Kreis und seine Gemeindeverwaltung durchleben mussten. Es habe großes politisches Gespür und harte Überzeugungsarbeit gebraucht, damit aus dem Projekt der Christophorus-Schule und der Grund- und Hauptschule Glatten eine neue Schule entstehen konnte.

Mit der Exzellenzstufe bewertet

Dass sich die Schulgründung der Brüder–Grimm–Schule in der Tat gelohnt hat, verriet Schulamtsdirektor Wolfgang Held in seinem Grußwort. Bei der Fremdevaluation wurde die pädagogische Arbeit der Schule gleich in mehreren Bereichen mit der Exzellenzstufe bewertet.

Danach nahmen die Hauptpersonen des Fests die Gäste mit auf eine Reise ins afrikanische Trommeldorf Tamborena. Eine ganze Woche lang hatten die 74 Schüler und ihre 13 Lehrer unter der Anleitung von Trommellehrer Otto Klösel von der Organisation Trommelzauber ein Mitmachkonzert einstudiert. Verstärkt wurde die Gruppe durch die VABO-Klasse des Oberlinhauses Freudenstadt. Die 14 jugendlichen Asylbewerber waren im Rahmen eines Kooperationsprojekts die ganze Woche über zu Gast in Glatten. Auch die Eltern mischten mit; sie hatten für die Aufführung gleichfalls einen Trommelkurs absolviert.

Gruppen von Elefanten, Gazellen und Giraffen

Und so zogen nach dem Redemarathon bald Gruppen von Elefanten, Gazellen, Giraffen und Affen durch die Glattener Festhalle und schufen mit ihren mitreißenden Trommelrhythmen ein Stück Afrika mitten im Schwarzwald. Beim Lied "Komm, wir gehen nach Tamborena" sangen bald alle Gäste heiter mit. Trommellehrer Otto Klösel gelang es sogar, die Ehrengäste zu einem gemeinsamen – und durchaus sehenswerten – afrikanischen Tanz mitten ins Trommeldorf zu holen.

Trommeln habe viel mit Sprache zu tun, sagte Schulleiterin Ester Lang. Gehe es doch bei beidem um Rhythmus und Koordination. Das Trommeln schule die Konzentration, die Kinder müssten ihre Bewegungen koordinieren, auf den Lehrer schauen, den Rhythmus übernehmen und über eine gewisse Zeit beibehalten und teilweise dazu singen. Alles Fähigkeiten, die im Schulalltag durch zahlreiche differenzierte Angebote eingeübt werden.