Die Zukunft Glattens scheint für viele interessant. Bürger, Gemeinderäte, aber auch Partner wie die Vertreter der Pflegedienste waren gekommen, um sich zu informieren. Foto: Eberhardt

Gemeinde strebt zukunftsfähiges Miteinander der Generationen an. Experten sehen Chancen für Quartierskonzept.

Glatten - Wie geht man als kleine Gemeinde mit dem demografischen Wandel um? Nach Einschätzung von Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer am besten, indem man der Herausforderung aktiv entgegen tritt. Jetzt müssen dafür auch die Bürger Feuer fangen.

Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer ist es ernst mit dem Vorhaben, in Glatten ein Pilotprojekt in Sachen zukunftsfähiges Miteinander der Generationen zu schaffen. Das war spätestens zu erkennen, als in der Bürgerinformationsveranstaltung, die die Bevölkerung für die Idee abholen sollte, auch gleich zwei potenzielle Projektberater zugegen waren: Barbara Steiner, Leiterin des Geschäftsfelds Altenhilfe bei der Bruderhaus-Diakonie in Reutlingen, und Eckart Hammer, Professor für Soziale Gerontologie und Sozialmanagement an der evangelischen Hochschule in Ludwigsburg.

Aus dem Gemeindeentwicklungskonzept Glatten hatte Pfeifer für sich seinerzeit den Auftrag mitgenommen, Lösungen für ein generationenfreundliches Glatten zu entwickeln. "Wir müssen selbstkritisch anerkennen, dass wir hier Bedarf haben", erklärte der Bürgermeister. Bislang fehlt es an Strukturen, Treffpunkten und Vernetzung für ein generationenübergreifendes integratives Miteinander. Dies zu ändern, ist für Pfeifer das Ziel für die kommenden Jahre: "Wir haben jetzt die Chance, hier etwas zu tun."

Das "Etwas" soll nicht nur eine singuläre Maßnahme irgendwo in der Gemeinde sein, sondern ein umfassendes Quartierskonzept für Glatten. Eines, in dem räumliche, strukturelle und soziale Bedürfnisse ermittelt und gemeinschaftlich zu einem für alle Beteiligten gewinnbringenden Gesamtergebnis gebracht werden. Und die Experten sehen dafür in der Gemeinde durchaus Potenzial: "Ich sage nicht zu jedem Projekt ja", erklärte Steiner, die schon mehrere solcher Maßnahmen begleitet hatte. "Aber hier sind die Voraussetzungen gut." Eckart Hammer beglückwünschte Pfeifer und seine Bürger sogar zu ihrer Idee. Diese sei gut und zukunftsweisend. "Es gibt noch nicht viele Gemeinden, die hier unterwegs sind."

Wie soll jetzt aber die Zukunft in Glatten aussehen? Eine Idee lieferte das Projekt "Sorglos wohnen für Jung und Alt" in Dettingen/Erms, dessen Entwicklung Steiner in einer Präsentation darlegte. Auf einem zentralen Grundstück wurde dort in einer mehrjährigen Kooperation aus Bürgern, Gemeinde, Investoren und Nutzungspartnern ein Gebäudekomplex erschaffen, in dem Mietwohnungen, ambulante Pflegegruppen, Kindergarten, Beratungsstellen und Treffpunkte heute einen Schmelztiegel des Gemeindelebens bilden. Zahlen, Daten und Fakten gaben eine Orientierung, welches Volumen und welche Herausforderungen ein solches Projekt mit sich bringt. Eine Blaupause für Glatten gibt es dennoch nicht. "Man muss sich was einfallen lassen", fasste Eckart Hammer zusammen. "Es gibt keine Vorbilder, man braucht ein wenig Experimentierfreude."

Beteiligung hält sich in Grenzen

Eine große Herausforderung für den Bürgermeister, dessen künftige Rolle als Motor und Mittler der Idee spätestens in der Informationsveranstaltung offensichtlich wurde, ist demnach, die Bürger auf den Weg von der Idee zum Bedarf zu bringen. Was braucht Glatten? Wie könnte es für Glatten aussehen? Und wer würde teilhaben?

Bei der Informationsveranstaltung war die Resonanz der Zuhörer – wenig überraschend – noch gemessen. Es war ein großer Gedanke, der da auf der Leinwand innerhalb zweier Stunden Gestalt angenommen hatte. Und dass mit dem leer stehenden Grundstück gegenüber dem Rathaus schon der geeignete Platz gefunden wäre, ist auch nur ein Teil der Miete. In den nächsten Schritten würde es nun darum gehen, städtebauliche Herausforderungen zu klären und ein Raumkonzept zu erstellen. Dafür, machte Pfeifer deutlich, wird professionelle und fachliche Begleitung unumgänglich sein.

Doch getragen werden muss das Vorhaben von den Akteuren vor Ort. "Wir gehen mit Ihnen auf den Weg", fasste Barbara Steiner die Rollenverteilung zusammen. Der Motor und die Motivation, das Ganze dann auch umzusetzen, mit Leben zu füllen und in die Zukunft zu tragen, müssen sich jedoch innerhalb der Gemeinde finden. Denn so heterogen wie die Lebenswelten innerhalb der Kommunen sind auch die Lösungen für deren Probleme der Zukunft. "Sie brauchen ein Glattener Modell", fasste Steiner zusammen. "Das kann nicht Abklatsch von irgendwas sein." Dass man in Glatten das Zeug für die Herausforderung mitbringt, scheint für die Experten dennoch keine Frage. Immerhin hat man dort bereits ohne fremde Hilfe ein Gemeindeentwicklungskonzept auf die Beine gestellt. Und das, so Steiner, sei eine gute Ausgangslage.