Eine Feierstunde für Unternehmen, Mitarbeiter und Politik: Bei L’Orange wurde der einmillionste Injektor gefertigt. Foto: Eberhardt

Wirtschaft: L’Orange produziert einmillionsten Injektor. Weltweit in Diesel-Großmotoren im Einsatz. Nächste Baumaßnahmen schon in Planung.

Glatten - Nächster Meilenstein bei L’Orange in Glatten: Bei einer Feierstunde wurde der einmillionste Injektor seiner Bestimmung übergeben.

Diese Einspritzkomponenten für Großmotoren haben dem schwäbischen Unternehmen Weltrang verschafft. "Eine unglaubliche Leistung", betonte Ulrich Dohle, Vorstandsvorsitzender des L’Orange-Mutterkonzerns Rolls-Royce Powersystems, der als Festredner nach Glatten gekommen war.

Dohle schilderte die Pionierleistung, die man vor knapp 20 Jahren bei L’Orange vollbracht hatte, als mit der Entwicklung des sogenannten Common-Rail-Einspritzsystems neue technische Maßstäbe gesetzt wurden. Die Hightech-Komponenten kommen heute in Diesel-Großmotoren vom Muldenkipper bis zum Frachtschiff zum Einsatz. Die Qualität und Leistungsfähigkeit der Einspritzanlage entscheidet über Kraftstoffverbrauch, Leistung und Emissionswerte der Motoren.

Als kleines schwäbisches Unternehmen hatte L‘Orange damals mit seiner Injektortechnologie Branchen-Giganten den Rang abgelaufen – eine Leistung, die Dohle heute noch Respekt abnötigt. "So etwas auf Papier zu bringen ist das eine, aber es in der Qualität auch umzusetzen, ist das andere."

Jedes zweite Schiff auf den Weltmeeren sei heute mit einem L’Orange-Injektor unterwegs, erklärte Geschäftsführer Ralph-Michael Schmidt. Die Einspritzung sei Schlüsseltechnologie für Kraftstoffverbrauch und C02-Emissionen geworden. 360 Milliarden Liter Kraftstoff fließen demnach durch die eine Million Injektoren, deren Technologie eine Kraftstoffeinsparung von drei Prozent ermöglicht. "Das sind 500 Millionen Tonnen weniger Diesel-Kraftstoff und zwölf Millionen Tonnen CO2-Reduzierung", fasste Schmidt die eindrucksvoll klingende Entwicklung zusammen. Allerdings nicht, ohne zuzugeben: "Das war auch mal anders."

Als Schmidts Vorgänger Eckart Brucker in den 1990er- Jahren in einer recht kurzfristigen Entscheidung auf die neue Technologie setzte, war deren Erfolgsgeschichte noch nicht absehbar. Danach schien die Entwicklung das mittelständische Unternehmen fast zu überholen. Alle fünf Jahre verdoppelte sich die Injektoren-Produktion. 2008, noch vor der großen Krise, wurde am Standort Glatten eine neue Produktionshalle eröffnet.

Nächste Baumaßnahmen schon in Planung

Mit umfangreichen Exzellenz- und Mitarbeiter-Programmen wird das Innovations-Tempo heute hoch gehalten. "Wir haben gelernt", war die Formulierung, die Ralph-Michael Schmidt in seiner Rede vielfach verwendete. Gelernt, dass das Bereitstellen eines guten Produkts alleine am Weltmarkt nicht ausreicht, und dass Innovationspotenzial eine hohe Mitarbeiterorientierung voraussetzt. Allzu große Euphorie wurde während der Feier, an der viele der rund 750 Mitarbeiter teilnahmen, allerdings vermieden. Entwicklungssprünge wie diese könnten nicht ewig weitergehen, warnte Schmidt. Sein Vorredner Dohle prognostizierte für 2016 "kein großes Wachstum". Die wirtschaftspolitische Lage rund um den Globus mit Ölpreis-Schwankungen, Stagnation der Schwellenländer und Handels-Embargos zeigt auch für das Unternehmen in Glatten Wirkung. Dennoch: "Uns ist dieser Standort extrem wichtig, und wir werden auch künftig hier investieren", betonte Dohle.

Ein Satz, der nicht nur bei Glattens Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer, sondern auch bei Landrat Klaus Michael Rückert für Freude sorgte. Das Unternehmen, das Partner verschiedener sozialer Projekte im Landkreis ist, sei ein wichtiger Akteur für die Region, betonte der Landrat. "Sie haben dazu beigetragen, dass der Standort gesichert und der Name Glatten in die Welt hinaus getragen wird."

Rückert ließ durchblicken, dass sich das Standort-Bekenntnis der Konzernspitze nicht auf feierliche Worte beschränken sollte. Die nächsten Baumaßnahmen in Glatten sind demnach schon in Planung, die Produktionsfläche wird nochmals erweitert. Noch in diesem Monat, so Rückert, soll die Grundstücksübertragung von der Gemeinde Glatten an das Unternehmen besiegelt werden.