Bald Geschichte: Die Mitarbeiter und Fahrzeuge am Standort Glatten der Firma Veolia. Der Entsorgungsauftrag, den das Umweltdienstleistungsunternehmen vom Landkreis hatte, geht an die Konkurrenz. Foto: Breitenreuter

Bei Veolia in Glatten gehen nach 40 Jahren die Lichter aus. Auftrag erhält Konkurrenzfirma.

Glatten - Ein schönes Weihnachtsfest wird das für die 28 Mitarbeiter der Firma Veolia Umweltservice in Glatten nicht. Zum Jahresende verlieren sie ihren Job. Nach 40 Jahren wird der Standort Glatten dicht gemacht. Es gibt keinen Auftrag mehr.

Das alte E-Werk beim Sportplatz in Glatten ist als Sitz von verschiedenen Firmen, die mit der Müllentsorgung im Kreis Freudenstadt beauftragt waren, seit vielen Jahren bekannt. Altvater, Sulo oder jetzt Veolia hießen die Unternehmen, die im Auftrag des Kreises mit ihren Müllfahrzeugen die Abfallentsorgung sicherstellten. Doch die Entsorgungsbranche ist in den vergangenen Jahren ein hart umkämpfter Markt geworden.

Bei der jüngsten europaweiten Ausschreibung der Entsorgung des Restmülls, der Biotonnen, des Schrotts, des Sperrmülls und der Gartenabfälle für die nächsten fünf Jahre, die bisher die Firma Veolia sichergestellt hatte, kam die Glattener Niederlassung des französischen Unternehmens nicht mehr zum Zug. Ab dem nächsten Jahr wird diese Aufgaben die Freudenstädter Niederlassung der Firma Remondis übernehmen, die bereits für den Landkreis das Altpapier und die gelben Säcke entsorgt.

"Wir hatten gedacht, wir bekommen den Auftrag wieder", sagt Hartmut Dettmann, Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Veolia. Doch er hatte sich getäuscht, obwohl angeblich knapp kalkuliert wurde. Da nach seinen Angaben rund 50 Prozent der Kosten Personalkosten sind, gaben diese wohl den Ausschlag, wer die Nase vorn hatte.

Da Veolia zum Zeitpunkt der Ausschreibung Tariflöhne angesetzt hatte, konnte die Firma nicht mithalten, vermutet Dettmann. "Wer sich nicht an tarifliche Bindungen hält, ist klar im Vorteil", sagt er. Doch Kritik übt der Betriebsratsvorsitzende auch am Landratsamt Freudenstadt. Dieses habe bei der Ausschreibung darauf verzichtet, soziale Standards für die Leistungen festzulegen, was nach Dettmanns Kenntnis möglich gewesen wäre.

"Wir haben immer zur vollsten Zufriedenheit der Gebührenzahler gearbeitet", betont Hartmut Dettmann und ist zusammen mit seinen Kollegen "zu Tode betrübt", dass in Glatten zum Jahresende die Lichter ausgehen.

Die Chancen, dass die Glattener Mitarbeiter einen neuen Job bei der Konkurrenz bekommen, die die Leistungen ab Januar übernimmt, stehen laut Dettmann schlecht. "Wir haben uns bemüht, dass Remondis die Leute übernimmt, weil sie ja zusätzliche Kräfte für die neuen Dienstleistungen benötigen, doch Remondis hat vermutlich bereits im Vorfeld mit einem Subunternehmer kalkuliert", vermutet Dettmann. Aus Glatten werde in Freudenstadt niemand benötigt. "Die zahlen wesentlich niedrigere Löhne", weiß Mitarbeiter Gerhard Möhrle von einem Kollegen, der sich bei dem angeblichen Subunternehmer beworben hat.

Er habe sowohl mit dem Landrat und mit Kreisräten über die Problematik geredet, berichtet Dettmann, "doch am Ende geht es nur um den Preis, und es ist in der Branche ein Preiskampf ohne Ende." Wenn Veolia in Glatten den Entsorgungsauftrag nochmals bekommen hätte, "dann hätten danach 60 Prozent der Mitarbeiter bequem in Rente gehen können", so Hartmut Dettmann frustriert. So bleibe für viele nur der Weg in die Arbeitslosigkeit. Die Branche mache sich gegenseitig kaputt. Obwohl ein Sozialplan existiert und die Mitarbeiter ihre Abfindungen bekommen, tut es Dettmann weh, das die Tage des Betriebs in Glatten gezählt sind, denn "wir sind fast wie eine Familie".