Mit seinem Therapeut schwamm Bobby-Joe auf Matteos Bauch. Foto: privat

Delfintherapie ein voller Erfolg: Bobby-Joe Wörner aus Glatten macht Entwicklungsfortschritte.

Glatten - Wer den sechsjährigen Bobby-Joe Wörner kennt und nach der Delfintherapie auf Curaçao wieder sieht, merkt sofort, dass es ein Erfolg war.

Der kleine Junge hat einen wacheren Gesichtsausdruck, er scheint seine Umgebung bewusster wahrzunehmen, seine Bewegungsabläufe sind koordinierter und er wirkt zufrieden. "Wir sind einfach überglücklich", freut sich Dieter Wörner, Bobby-Joes Vater.

Globale Entwicklungsstörung

"Die Delfintherapie war für uns ein voller Erfolg." Auch Markus Stiletto, Bobby-Joes Kinderarzt, bestätigt die positive Entwicklung des Jungen, der an einer globalen Entwicklungsstörung leidet. Bobby-Joe kann nicht sprechen, alleine essen oder sich anziehen und ist bei allem auf die Hilfe seiner Eltern Sandra und Dieter Wörner angewiesen. "Er hat wirklich enorme Fortschritte gemacht", so Stiletto. "Er ist kommunikativer, begreift mehr und lacht öfter."

Eine Woche war Bobby-Joe mit seinen Eltern auf der niederländischen Antilleninsel Curaçao. Die Anreise war allerdings mit einigen Schwierigkeiten verbunden: Auf der Insel angekommen, fehlte ein Koffer, und der Bus, der die Wörners ins Hotel bringen sollte, war fort. Zudem hatte Dieter Wörner schon seit einer Woche starke Schmerzen in der Unterleibsgegend. "Der Arzt hatte nichts gefunden. Ich wollte die Reise nicht gefährden und bin eben mit Medikamenten ausgestattet nach Curaçao geflogen." Wieder in Deutschland angekommen, sollte sich herausstellen, dass Dieter Wörner sich einen Leistenbruch zugezogen hatte.

Doch die Unannehmlichkeiten waren schnell vergessen. Schon allein die Sonne, der Strand und das Meer gefielen Bobby-Joe. Er war guter Stimmung und hatte keine Problem in der für ihn fremden Umgebung. Am ersten Tag sprachen die Therapeuten mit den Wörners, gingen die Arztberichte durch, während Bobby-Joe mit einer Praktikantin spielte. Dann ging es für den Jungen zum ersten Mal ins Wasser.

"Das hat ihm schon so gut gefallen, da hat er den Delfin erst gar nicht richtig bemerkt", erinnert sich Sandra Wörner. Doch das sollte sich schnell ändern. Zusammen mit seinem Therapeuten näherte er sich dem Delfin Matteo, durfte ihn anfassen. "Als Bobby-Joe dann Matteos Luftloch entdeckte, war er fasziniert, und als dann auch noch Blasen herauskamen, war er total begeistert", so Dieter Wörner. Von da an waren Bobby-Joe und Matteo ein Herz und eine Seele.

"Die Therapie setzte sich zusammen aus der Zeit im Wasser mit dem Delfin und einer Bewegungstherapie auf dem Dock", erklärt Bobby-Joes Vater. Mit Bürsten und Massagestäben setzten die Therapeuten Bobby-Joe verschiedenen Reizen aus. Anhand von Bilderkarten auf einer Tafel durfte Bobby-Joe entscheiden, was er machen wollte. "Bald hat er nur noch die Delfinkarte gezogen, auch wenn sie immer wo anders war. Er hat gelernt, das zu unterschieden."

Bauch an Bauch schwimmen

Bobby-Joe durfte sich auch aussuchen, was der Delfin tun soll: tanzen, springen, ihn mit der Schnauze schieben oder Bauch an Bauch schwimmen. Ein Therapeut war immer im Wasser dabei. Der Trainer gab dem Delfin die entsprechenden Anweisungen und belohnte das Tier mit Fisch. Auch Bobby-Joe durfte Matteo füttern. "Der Körperkontakt mit dem Delfin spielt eine große Rolle", erklärt Dieter Wörner. "Dabei wurden die Reaktionen von Bobby-Joe dokumentiert."

Doch auch Sandra und Dieter Wörner waren eingespannt. Es gab Gespräche mit den Therapeuten, und es gab die Möglichkeit, sich mit den anderen Eltern auszutauschen. "Das hat uns sehr viel gebracht", betont Sandra Wörner. "Man sieht, dass man nicht allein ist." Die Experten hätten sie zudem bestärkt, die Behandlungen, die Bobby-Joe zu Hause macht, zum Beispiel eine Reittherapie, weiter zu betreiben. "Es ist gut zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", so Sandra Wörner.

Die Therapie dauerte einen halben Tag, danach hatte die Familie freie Zeit zur Verfügung. Sie gingen an den Strand oder machten Ausflüge in die Stadt. Bobby-Joe genoss vor allem die Zeit am Strand. "Früher hatte er Probleme, im Freien barfuß zu laufen", so sein Vater. "Jetzt läuft er ohne Probleme über Sand oder Gras. Es ist einfach wunderschön, diese ganzen Fortschritte zu beobachten", so Dieter Wörner. "Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken, die uns dabei geholfen haben."

Die Therapie war durch Spenden möglich geworden. Nachdem der Schwarzwälder Bote im vergangenen Jahr über Bobby-Joes Schicksal berichtet hatte, war so viel Geld zusammengekommen, dass die Wörners eine zweite Delfintherapie finanzieren können. "Wir haben uns bereits auf die Warteliste für nächstes Jahr setzen lassen", erklärt Dieter Wörner.