Das Gläserne Büro in der Nordbahnhofstraße. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In einer neuen Anlaufstelle in der Nordbahnhofstraße können sich Interessierte über Stuttgarts größtes Entwicklungsprojekt informieren. Vor allem die CDU findet, auch sonst müsse die Stadtverwaltung schnellstens mehr für Jahrhundertvorhaben tun.

Stuttgart - Das städtebauliche Abenteuer namens Rosensteinviertel nimmt Fahrt auf. Seit Montagabend gibt es mit einem Gläsernen Büro in der Nordbahnhofstraße 81 eine Anlaufstelle für alle, die sich für die neue Kleinstadt im Gefolge des Bahnprojekts Stuttgart 21 interessieren. Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) startete das gemeinsame Miniprojekt innerhalb des Großprojekts mit Josef Klegraf vom Vorstand des Vereins Info-Laden Stuttgart 21 auf der Prag.

Letzterer betonte, hier könne man den Blick in das Infomaterial mit einem Gang ins betreffende Quartier verbinden. Zu sehen sind Plakate über Themen wie Wohnbebauung und Topografie. An einem Computerterminal kann man Details über die Bürgerbeteiligung aufrufen sowie das Memorandum, das an ihrem Ende stand und „Leitplanken“ für die Entwicklung bereitstellt. Geöffnet hat das Gläserne Büro aber gerade mal 14 Stunden pro Woche. Zumindest vorerst.

Der Info-Laden, der nach 17 Jahren von der Martinsgemeinde in das neue Domizil zog, will mit der Stadt zusammenarbeiten, mit ihrem Infomaterial und ihren Zuschüssen arbeiten, aber „kritisch, konstruktiv und eigenständig bleiben“.

Hinter den Kulissen arbeitet die Stadtverwaltung auch an dem „auf lange Sicht größten Entwicklungsprojekt Stuttgarts“, wie Pätzold es nannte. Soeben hat sie zugesagt, bis zum Beginn der Sommerferien eine Ablaufplanung vorzulegen. Dem CDU-Fraktionschef Alexander Kotz war nämlich nicht schnell genug gewesen, was die Verwaltung unter der Leitung von OB Fritz Kuhn (Grüne) veranstaltet hatte. „Tempo machen“, forderte er mit der S-21-Mehrheit im Gemeinderat: CDU, SPD, Freie Wähler und FDP. Deren Stoßrichtung: In einem „Rahmenterminplan“ solle die Verwaltung wesentliche Schritte mit Terminvorstellungen auflisten und „auf die Reihe bringen“. Sie solle zügig klären, welche Bauwerke die Bahn mit den künftig überflüssigen Gleisen abräumen soll und was sie – Stichwort Gleisbogen und Denkmale – für andere Nutzungen erhalten soll. Wichtig sei auch die Klärung, wie künftig die Topografie im Viertel aussehen soll, wie man die bisherigen Gleisflächen gestalten sollte. Die Verwaltung beteuerte, sie sei an diesen Themen dran. Bis Ende 2018 solle es drei städtebauliche Wettbewerbe geben, sagt Detlef Kron, Chef im Stadtplanungsamt: zunächst für das Gebiet bei den Wagenhallen im inneren Nordbahnhofviertel, dann für das Gelände beim Rosensteinpark und für die Flächen direkt hinter dem Hauptbahnhof.

Im Lauf der nächsten vier bis fünf Jahre will die Verwaltung nach den dazugehörigen Ämter- und Bürgerbeteiligungen Bebauungspläne vollenden. Kron: „Das ist für die Größe dieser Aufgabe ein relativ kurzer Zeitraum.“ Es geht um rund 85 Hektar Fläche zur Gestaltung. Etwa 7000 Wohnungen werden dafür seit Jahren angepeilt.

In einer informellen Bürgerbeteiligung kamen schon viele Wünsche: viele Wasserelemente, soziale Durchmischung, viele bezahlbare Wohnungen, nachhaltiges Bauen, autofreie Elemente, kulturelle Nutzung und eine Internationale Bauausstellung (IBA) zum Beispiel.

Das Gläserne Büro, vormals als ein Friseursalon genutzt, ist montags und mittwochs von 17 bis 19 Uhr offen, dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr.