Der amerikanische Todesschütze des Hamburger Austauschschülers Diren D. hat sich mit der Familie des Opfers auf Entschädigungszahlungen geeinigt. Der zu 70 Jahren Haft verurteilte Markus K. muss zudem seine Waffen abgeben.

Missoula - Rund 15 Monate nach den tödlichen Schüssen auf den Hamburger Austauschschüler Diren D. hat sich dessen Familie mit dem Täter in den USA auf Entschädigungszahlungen geeinigt. Ein vor kurzem geschlossener außergerichtlicher Vergleich sieht außerdem vor, dass der zu einer hohen Haftstrafe verurteilte Markus K. alle seine Waffen an die Eltern des erschossenen Teenagers abgibt. Das bestätigte US-Anwalt David Paoli, der im Namen von Direns Familie ein Zivilverfahren angestrengt hatte. Die Höhe der Entschädigung wurde nicht genannt.

Auch wenn es vielleicht nur symbolisch sei, „war es sehr wichtig, diesen Leuten die Waffen wegzunehmen“, sagte Paoli mit Blick auf den Täter und dessen Partnerin, die weiter im Haus des Schützen lebt.
Der 17-jährige Diren hatte bei einer Gastfamilie in Missoula im US-Staat Montana gelebt, als er im April 2014 von Markus K. erschossen wurde. Diren war in dessen Garage eingedrungen, der Grund dafür wurde nicht voll aufgeklärt.
 
Der Täter, der sich angeblich gegen Alkoholdiebe wehren wollte, berief sich auf sein Recht, sich und sein Eigentum zu verteidigen. Im vergangenen Februar verurteilte ein Gericht in Missoula ihn jedoch wegen vorsätzlicher Tötung zu 70 Jahren Haft.
Zusätzlich reichten die Eltern Zivilklage wegen „widerrechtlicher Tötung“ und Fahrlässigkeit ein. Dieser Prozess sollte im Dezember beginnen, ist aber nunmehr gestrichen, wie aus einem Dokument des zuständigen Bundesbezirksgerichts in Missoula hervorgeht.

Keine Angabe zur Höhe der Entschädigungszahlungen

Paoli sagte, er dürfe zur Höhe der Entschädigungszahlungen keine Angaben machen. Der Anwalt bestätigte nur, die Leistungen schlössen Geld aus der Hausrats- und Autoversicherung des Schützen und eine Summe ein, die von der Mutter des Täters gezahlt werde. Bernhard Docke, Anwalt von Direns Eltern in Deutschland, zeigte sich am Sonntag zufrieden darüber, dass das Zivilverfahren abgeschlossen ist. Zur Höhe der Zahlung wollte auch er sich nicht äußern. „Darüber ist Vertraulichkeit vereinbart“, sagte er.
 
Zum Ergebnis meinte Docke: „Das ist das, was möglich gewesen ist. Das Hauptproblem war, dass der Verurteilte selber nicht vermögend war und dass man trotzdem versuchen musste, in irgendeiner Weise eine Kompensation für die Familie zu bekommen.“

"Nur ein schwacher Trost in der Trauer"

„Für Direns Familie bleibt die Situation schlimm“, betonte Docke. „Es ist kein befriedigendes Gefühl. Kann es auch nicht, denn der Tote ist unwiederbringlich weg. Es ist nur ein schwacher Trost in der Trauer.“ Was die Familie mit den Waffen von Markus K. plane? „Es ging nur darum, die Waffen der Täterfamilie zu entziehen“, erläuterte Docke. „Es ist nicht so, dass die Familie etwas mit diesen Geräten vorhätte - natürlich nicht. Ich nehme an, dass die Waffen dort vor Ort verschrottet werden.“
 
Zu den Waffen, die an die Eltern gehen können, gehört einem Gerichtsdokument zufolge auch die, mit der Markus K. auf Diren schoss. Sie bleibt aber vorerst noch bei der Polizei in Missoula als Beweismittel unter Verschluss. Markus K. hat nämlich Berufung gegen das Urteil im Strafrechtsprozess eingelegt - und dieses Verfahren muss erst einmal abgeschlossen sein. Docke geht davon aus, dass das Anfang nächsten Jahres der Fall sein wird: „Ich selber schätze das aber so ein, dass die Revision nicht erfolgreich sein wird, sondern dass es bei der Verurteilung und auch der Höhe der Strafe bleibt.“