Die Auswahl an Ferienjobs wird immer größer Foto: dpa

Sei es für das neue Smartphone, den Urlaub mit den Freunden oder Klamotten: Schüler verdienen sich in den Ferien gern was dazu. Die Auswahl bei den Jobs wird immer größer.

Stuttgart - Der Legende nach erledigen Schüler nicht immer alles, was so ansteht, gleich am ersten Tag. Demnach sollen das Lernen auf die nächste Klassenarbeit, das Ausräumen von Spülmaschinen oder auch die Suche nach einem Ferienjob gelegentlich nicht maximalen Spontanaktionismus auslösen. Die schlechte Nachricht: Bei Ferienjobs wirkt es sich negativ auf den Geldbeutel aus, wenn man sich nicht früh genug drum kümmert. Die gute: Auch für die – sagen wir – Spätentschlossenen ist es nicht unmöglich, jetzt noch einen Ferienjob zu finden.

Noch rund 200 Ferienjobs gemeldet

„Allein in den Monaten Juni und Juli konnten wir etwa 400 Ferienjobs vermitteln“, sagt eine Sprecherin der Agentur für Arbeit in Stuttgart. Die Vermittler beobachten, dass die Zahl der Ferienjobs konjunkturbedingt in den letzten drei Jahren angestiegen ist, so die Sprecherin. Und: „Im Moment sind noch rund 200 Ferienjobs gemeldet.“ Auch beim Automobilzulieferer Valeo in Bietigheim-Bissingen sind noch vereinzelt Ferientätigkeiten zu vergeben. „Wir beschäftigen im Jahr 600 bis 800 Ferienjobber“, teilt die Firma mit. „Bisher sind rund 70 Prozent vergeben.“

Die äußerst lukrativen Ferienjobs beim Autobauer Daimler sind schon so gut wie weg. Insgesamt arbeiten bei Daimler im Sommer mehr als 13 200 Ferienbeschäftigte. Davon sind 8700 in den Pkw-Werken tätig, über 3770 unterstützen die Nutzfahrzeugwerke – und der Rest die Bereiche Forschung und Entwicklung, Verwaltung oder Logistik. Die Vergütung ist den Angaben zufolge abhängig vom Einsatzbereich. Das Pauschalentgelt könne bis zu rund 2350 Euro brutto betragen. Bei Schichtarbeit könnten Zuschläge hinzukommen.

In der Produktion sucht Daimler im Moment nur noch an Standorten nach Ferienjobbern, die nicht in Baden-Württemberg liegen: Ludwigsfelde, Hamburg, Bremen und Düsseldorf. Die meisten Jobs werden bereits im Mai vergeben. Daimler schreibt alle Stellen im Karriere-Bereich auf der eigenen Homepage aus.

Allein bei Bosch in diesem Sommer Tausende junger Helfer

Das gilt auch für den Technologiekonzern Bosch. Auch dort sind in diesem Sommer Tausende junger Helfer im Einsatz: Allein am Standort Reutlingen sind es rund 850 und in Stuttgart-Feuerbach rund 650 Personen, wie eine Sprecherin mitteilte. Beim Autozulieferer ZF sollen allein am Standort Friedrichshafen rund 1000 Ferienjobber arbeiten. Sie können sich vor allem in den Breichen Produktion, Montage, Wareneingang, Verpackung und Versand etwas dazuverdienen. Auch kleinere Unternehmen wie der Tettnanger Outdoor-Ausrüster Vaude beschäftigt diesen Sommer 27 Ferienjobber.

„Die Jobs, die jetzt noch zu vergeben sind, kommen vor allem aus den Bereichen Reinigung, Pflege und Gastronomie“, sagt die Sprecherin der Agentur für Arbeit in Stuttgart. So sucht etwa die soziale Einrichtung Paulinenpflege in Winnenden noch Hilfe bei Reinigungsarbeiten. „Schüler und Studenten sind für uns als Aushilfen unerlässlich“, sagt Hotelier Steffen Schillinger aus Freudenstadt. „Für uns ergibt es aber mehr Sinn, junge Menschen einzustellen, die wir auch nach den Ferien gelegentlich einsetzen können.“ Solche Kräfte suche er „händeringend“.

„Die Schüler und Studenten haben im Moment einfach eine größere Auswahlmöglichkeit“, sagt die Sprecherin der Stuttgarter Arbeitsagentur. „Jobs, bei denen die Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeit oder Aufgabenfeld nicht so attraktiv sind, sind schwerer zu besetzen als noch in den Vorjahren.“ Das ist auch daran zu erkennen, dass Ferienjobs zunehmend auch in regulären Stellenbörsen ausgeschrieben sind. Normalerweise betreiben Arbeitgeber bei befristen Jobs diesen Aufwand nicht, sondern stellen ihre Angebote nur auf die Homepage oder melden sie bei der Agentur für Arbeit.

Die Internet- und Mediaforschungsfirma Index hat exklusiv für unsere Zeitung Stellenanzeigen in 182 Zeitungen und 60 Jobportalen im Internet ausgewertet. Demnach ist die Zahl der Stellen, die auf dem Markt sind, deutlich gestiegen: Vom 1. Mai bis 22. Juli waren 2014 deutschlandweit 747 Ferienjobs ausgeschrieben. Dieses Jahr waren es 1088 Stellen – ein Plus von 45,7 Prozent. In Baden-Württemberg ist die Zahl von 113 im Jahr 2014 um 29,7 Prozent auf 153 gestiegen.

Für Schüler unter 18 gilt nicht der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. „Wir haben jedoch keine Kenntnis davon, dass Ferienjobs vermehrt zur Umgehung des Mindestlohns genutzt werden“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) unserer Zeitung.