Fremdkunden müssen am Geldautomaten billiger wegkommen - Fünf Euro sind zu viel.

Frankfurt - Das Abheben von Geld an fremden Automaten lassen sich die Banken gerne teuer bezahlen. Selbst die fünf Euro, auf die sich die Institute einigen wollten, sind dem Kartellamt zu viel. Nun braucht es eine neue Lösung. Die Banken sind sich aber nicht einig.

Fünf Euro oder sogar mehr werden Verbraucher in Zukunft vermutlich kaum mehr berappen müssen, wenn sie an einem "fremden" Geldautomaten Scheine ziehen, der nicht von der Gruppe betrieben wird, zu der seine Bank oder Sparkasse gehört. Das Bundeskartellamt jedenfalls lehnt eine von Banken und Sparkassen anvisierte Obergrenze von fünf Euro ab, weil dies faktisch wie ein Festpreis wirke.

Jetzt müssen sich die Kreditinstitute erneut zusammensetzen, um eine Preisgrenze zu finden. Auch Verbraucherministerin Ilse Aigner hatte mehrfach die überzogenen Gebühren beklagt, Kritiker hatten von reiner Abzocke gesprochen. Schließlich entstehen für das Bereitstellen des Bargelds am Automaten Experten zufolge pro Abhebevorgang Kosten in Höhe von nur etwa 60 Cent.

Der Streit um die Geldautomatengebühr tobt seit mehreren Monaten. Im März hatten sich die Banken und Sparkassen im Zentralen Kreditausschuss (ZKA), der über Fragen der gesamten Branche befindet, auf eine Höchstgrenze von fünf Euro verständigt. Diese Absicht hatten sie dem Kartellamt mitgeteilt. Auch Verbraucherministerin Aigner hatte dies als Schritt in die richtige Richtung begrüßt, allerdings die fünf Euro als Höchst- und nicht als Durchschnittspreis eingestuft. Das Kartellamt hat jetzt in einem Schreiben an den ZKA die Befürchtung deutlich gemacht, dass sich die fünf Euro zu einem immer noch viel zu hohen Festpreis entwickeln könnten, und verlangt deshalb Nachbesserungen.

Der Streit tobt vor allem zwischen den Groß-, aber auch den Direktbanken auf der einen Seite und den Sparkassen und Volksbanken auf der anderen Seite. Die betreiben deutlich mehr Geldautomaten auch auf dem Land. Kunden der Großbanken müssen kräftig blechen, wenn sie sich dort Geld ziehen. Die Frankfurter Finanzberatung FMH hat bei der Untersuchung von 200 Banken und Sparkassen errechnet, dass fremde Kunden im Schnitt mit 5,64 Euro zur Kasse gebeten werden, obwohl die Abhebung Kosten von lediglich etwa 60 Cent verursacht.

In Einzelfällen seien sogar 20 Euro fällig

In Einzelfällen seien, so FMH-Chef Max Herbst, bis zu zehn, mitunter sogar 20 Euro fällig. Einzelne Sparkassen, Sparda- und Volksbanken, aber auch Commerzbank und Postbank stünden ganz vorne bei der Abzocke. "Spitzenreiter sind seit längerer Zeit die Sparkasse Laubach-Hungen, die Raiffeisenbank Biberach sowie die Volksbank Kinzigtal und Enzkreis: Sie kassieren zum Beispiel von Diba-Kunden mindestens 20 Euro."

Nachdem das Kartellamt die Rote Karte gezückt hat, müssen sich Banken und Sparkassen im ZKA erneut zusammensetzen. Immerhin begrüßt das Amt die geplante Anzeige der Gebühr, bevor der Kunde das Geld zieht. Bei der Frage der Gebühren gehen die Positionen aber deutlich auseinander. Die privaten Banken halten eine Preisobergrenze von zwei Euro für angebracht und sprechen sich, wie Thomas Schlüter vom Bundesverband Deutscher Banken sagt, gegen eine völlige Freigabe der Preise aus. Größere Transparenz helfe nicht. Stehe man unter Zeitdruck am Bahnhof an einem Geldautomaten, bei dem zehn Euro fällig seien, habe man kaum eine Alternative, schnell noch an ein anderes Gerät zu laufen.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) votiert für die Freigabe der Preise. "Unser Konzept kommt auch ohne Obergrenze aus", betont DSGV-Sprecher Stefan Marotzke. Die Diskussion sei ohnehin übertrieben, denn 95 Prozent aller Bank- und Sparkassen-Kunden würden Geldautomaten des eigenen Verbunds nutzen, die für sie kostenlos seien. Alle Verbünde seien flächendeckend mit Automaten vertreten. "Jeder Bundesbürger hat die Möglichkeit, kostenlos Geld zu ziehen", behauptet Marotzke.

In Deutschland stehen derzeit etwa 54.000 Geldautomaten. Davon betreiben die Sparkassen etwa 25.700, die Sparkassen-Kunden kostenfrei nutzen können. 18.600 entfallen auf das Bankcard-Servicenetz, dem fast alle Volks- und Raiffeisenbanken, die PSD Banken, die BBBank und die meisten Spardabanken angeschlossen sind. Deren Kunden zahlen nichts, wenn sie an den Automaten des Verbunds Geld ziehen. 7000 Geldautomaten gehören der Cash Group, hinter der Deutsche Bank, Commerzbank, Hypo-Vereinsbank, Postbank und kleinere Banken stehen. Schließlich gibt es den Cashpool mit 2500 Automaten, zu dem etwa die SEB, Santander, BBBank, die Targobank, Wüstenrot, Südwestbank, Netbank und Spardabanken gehören. 1700 Geldautomaten werden von der Diba betrieben.

Die Diba hat sich schon mehrfach vor Gericht mit anderen Banken auseinandergesetzt, weil dort die Geldautomaten generell für Diba-Kunden, die ihre Visa-Karten nutzen, gesperrt worden waren. Mitte Juni hat das Oberlandesgericht München die Sparkasse Ingolstadt verurteilt, ihre Geldautomaten für Visa-Karten anderer Institute wieder zu öffnen. Die Sparkasse hatte die Automaten gesperrt, weil die Diba für die Abhebung an deren Geldautomaten mit der Visa-Karte nur 1,74 Euro an das Institut überweist. Nutzen Diba-Kunden oder die Kunden anderer Direktbanken ihre EC-Karte an den Automaten von Sparkassen, werden zum Teil bis zu 20 Euro einbehalten.